Grüne Oasen statt Betonwüsten in Luzern

«Wir können nicht losgehen und einfach Innenhöfe umpflügen»

Bei diesem Innenhof an der Voltastrasse sieht man das Leben. (Bild: jav)

 

Mehr grüne Innenhöfe fordern die Linken in der Stadt Luzern. Und der Stadtrat sieht das genauso. Doch bis es so weit ist, müssen erst Parkplätze aufgehoben und Gelder gesprochen werden. Warum dies mehr als zehn Jahre dauern könnte.

Betonwüste vor dem Haus, Betonwüste im Innenhof. Wer sehnt sich da, besonders in den wärmeren Jahreszeiten, nicht nach ein paar Bäumen, einem Spiel- oder Picknickplatz zwischen den Häusern?

«Begrünte, vielfältig genutzte und belebte Innenhöfe leisten einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität», schreiben Luzia Vetterli und Noëlle Bucher in ihrem Vorstoss vonseiten der SP, JUSO und der Grünen und Jungen Grünen Luzern an den Luzerner Stadtrat. Darin fordern sie die Stadt auf, sich des Themas anzunehmen und die Begrünung von Innenhöfen voranzutreiben.

Stadtrat will sich engagieren

Der Stadtrat schreibt nun in der Stellungnahme zum Vorstoss, er sei bereit, sich «trotz schwieriger Rahmenbedingungen für eine vermehrte Begrünung und Nutzbarmachung von Innenhöfen für Anwohnende zu engagieren».

«Wir können nicht einfach bestehende Parkplätze auflösen.»
Manuela Jost, Baudirektorin der Stadt Luzern

Mit den schwierigen Rahmenbedingungen spricht der Stadtrat mehrere Hürden an. Ein grosses Problem bei der Aufwertung von Innenhöfen ist zum Beispiel die oft sehr kleinteilige Parzellierung. Zahlreiche Grundeigentümer mit ganz unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen teilen sich die Innenhöfe und deren Nutzung.

Baudirektorin Manuela Jost

Baudirektorin Manuela Jost

Das Parkplatzreglement als erster Schritt

Für Baudirektorin Manuela Jost ist das grosse Interesse an begrünten Innenhöfen nichts Neues. «Besonders in den dicht bebauten und zentralen Quartieren Neustadt und Bruch – mit den zahlreichen Blockrandbebauungen – sind solche Innenhöfe eine grosse Aufwertung und deshalb immer wieder Thema.»

Aber auch sie verweist auf die zahlreichen Hürden. «Wir können nicht einfach bestehende Parkplätze auflösen», betont Jost. Doch die Überarbeitung des Parkplatzreglements steht 2019 an. Dabei könne nun auch geprüft werden, inwieweit Parkplätze in Innenhöfen aufgehoben werden könnten. «Dabei gilt es immer auch eine Interessensabwägung zwischen der Öffentlichkeit und Privaten vorzunehmen sowie das Prinzip der Verhältnismässigkeit anzuwenden», erklärt die Baudirektorin.

«Man kann sich auch jetzt schon mit Eigentümern an einen Tisch setzen und Ideen wälzen.»
Luzia Vetterli, SP-Grossstadträtin

Wenn eine Aufhebung von Parkplätzen nach Revision des Parkplatzreglements möglich werden sollte, dann müsse eine angemessene Übergangszeit eingehalten werden, was bis zu zehn Jahre dauern könnte. «Wir von der Stadt können nicht losgehen und einfach mal einen Innenhof umpflügen und begrünen», so Jost.

Parkplätze und Beton, so sehen die meisten Innenhöfe in der Luzerner Neustadt aus. (Bild: zvg)

Parkplätze und Beton, so sehen die meisten Innenhöfe in der Luzerner Neustadt aus. (Bild: zvg)

Es brauche für die Umsetzung auch weitere Angebote wie Beratungen und einen praxisnahen Leitfaden für Eigentümer und Bewohner. «Eine weitere Herangehensweise könnte sein, via Stiftungen Anreize zu schaffen – nehmen wir beispielsweise die Prämierung eines vorbildlich umgestalteten Innenhofs.»

SP-Grossstadträtin Luzia Vetterli

SP-Grossstadträtin Luzia Vetterli

Die Ressourcen werden dabei noch ein grosses Thema werden. «Es wären neue Aufgaben, welche die Stadt mit einem solchen Projekt hätte. Dies braucht zusätzliche Stellenprozente für die Beratungsangebote, das Erstellen eines Leitfadens und die Zusammenarbeit mit Stiftungen. Das Geld dafür müsste erst noch bewilligt werden», sagt Jost.

Kein Warten auf die Stadt

SP-Grossstadträtin Luzia Vetterli ist trotz der Schwierigkeiten erfreut über die Antwort des Stadtrats. «Es sieht aus, als wolle man das Parkplatzproblem (siehe Box) und damit auch das Thema Innenhöfe fundiert angehen.» Wichtig sei jedoch, dass man bis dahin Erkenntnisse wie diejenigen aus dem Projekt «innehof-luzern» des Heimatschutzes nicht einfach versanden lasse. «Man kann sich auch jetzt schon mit Eigentümern an einen Tisch setzen und Ideen wälzen», so Vetterli.

Parkplatz-Thematik

Viele Innenhöfe werden als Parkplätze genutzt. Und nur schon die Aufhebung nicht bewilligter Parkplätze sei mit einem sehr grossen Aufwand verbunden, heisst es in der Stellungnahme. Auch deshalb wurde in den 90er-Jahren ein Projekt zur «Revitalisierung von Innenhöfen» eingestellt. Aktuelle Vorgaben des Bau- und Zonenreglements haben bisher nicht zu einer Verbesserung der Situation geführt. Dies, weil nur bewilligungspflichtige Bauvorhaben betroffen sind. Alle weiteren Innenhöfe, an welchen nicht gebaut wird, bleiben, wie sie sind.

Es brauche die Bereitschaft der Eigentümer zur Kooperation untereinander und mit der Stadtverwaltung. Und auch der Bewohner. Dies betont auch Andreas Stäuble, Geschäftsführer des Innerschweizer Heimatschutzes und Mitinitiant des Innenhof-Projektes (zentralplus berichtete).

Keine grüne Welle

Wichtig ist dem Stadtrat bei diesem Vorstoss, den Fokus auf den «ursprünglichen Charakter» der Innenhöfe zu betonen, so Jost. Dieser bestehe neben Grünflächen schon immer auch in der gewerblichen Nutzung der Höfe. 

«Es geht uns ja nicht darum, alle Stadtluzerner Innenhöfe komplett zu bepflanzen», betont Vetterli. Man müsse jeden einzeln betrachten. «Einige sind zwar klassische Betonwüsten, bei welchen sicher Parkplätze aufgehoben werden könnten. Andere hingegen sind historisch gewachsen und beispielsweise aufgeteilt in Veloparkplätze, kleine Grünflächen und einstöckige Gerwerbegebäude. Hier können kleine Anpassungen wie die Aufhebung von Zäunen oder eine klare Kommunikation der Eigentümer gegenüber der Bewohnern schon viel verändern.»

Das Thema wird weiter am 16. Februar in der Sitzung des Grossen Stadtrats behandelt.

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