EV Zug gegen Ambri für einmal zu wenig effizient

«Wir haben unsere Chancen nicht genutzt»

Die Zuger mit Jan Kovar (rechts) zogen gegen Ambri-Piotta (Giacoma Dal Pian) dieses Mal den Kürzeren. (Bild: Patrick Straub/freshfocus)

Erstmals diese Saison behält Ambri-Piotta im Gotthard-Derby das bessere Ende für sich. Nach einwöchiger Zwangspause kam die Zuger Offensiv-Maschinerie noch nicht wie gewohnt ins Rollen, die jungen Wilden des EVZ setzen aber das eine oder andere Ausrufezeichen.

Es war die gleiche Affiche wie beim letzten Zuger Heimspiel vor über zwei Wochen (am 2. März), eine ähnliche Ausgangslage (mit beidseits langen Absenzenlisten), ein vergleichbar hart umkämpftes Spiel und das Endresultat wie gewohnt eng – nur der Gewinner war diesmal ein anderer.

Der Gast aus der Leventina zwang im fünften Saison-Duell gegen die Zentralschweizer zum ersten Mal das Glück auf seine Seite. Der Sieg ist sicherlich nicht gestohlen, weil die Tessiner vor dem gegnerischen Gehäuse letztlich kaltblütiger agierten. Der HC Ambri-Piotta wahrt sich mit den drei wichtigen Punkten weiterhin die Chance auf einen Platz in den Pre-Playoffs.

Zug lässt die gewohnte Abschlussstärke vermissen

Das Heimteam auf der anderen Seite zeigte sich bei der Rückkehr in den Spielbetrieb nach 10 Tagen Pause atyptisch ineffizient. Der EVZ weist in der bisherigen Saison mit 11.04 Prozent die beste Schusseffizienz aus, benötigt normalerweise wenig Schüsse aus den richtigen Positionen, um die meisten Tore (162) der Liga zu erzielen. An diesem Abend wollte das aber nicht wie gewünscht gelingen. Allein im Startdrittel vermochten die Hausherren keinen ihrer 16 Schüsse in Zählbares umzumünzen.

Ambri hingegen reichten sechs Abschlussversuche, um mit einer 1:0-Führung in die erste Pause zu gehen. Brendan Perlini, der ehemalige Red- Wings-Teamkollege von Zugs Justin Abdelkader, der heute nicht spielte, hatte Goalie-Routinier Leonardo Genoni aus äusserst spitzem Winkel erwischt.

«Die Quarantäne kann keine Ausrede sein»

Nun würden sich Ausreden für die Zentralschweizer geradezu anbieten, mit einer beträchtlichen Absenzenliste und einwöchiger Quarantäne (zentralplus berichtete).

Zugs Team fehlten nicht weniger als vier Stammverteidiger (Raphael Diaz, Dominik Schlumpf, Claudio Cadonau, Dario Wüthrich) sowie vier Stammstürmer (Grégory Hofmann, Sven Senteler, Yannick Zehnder, Calvin Thürkauf). Doch dem Gegner ging es nicht wirklich besser. Bei Ambri figurierten gleich elf Spieler auf der Abwesenheitsliste.

Und auch «die Quarantäne kann keine Ausrede sein», gab Dario Sidler mit Nachdruck zu verstehen, «schliesslich haben wir uns während dieser Woche nicht einfach zurückgelehnt und Däumchen gedreht, sondern mit individuellen Trainings ‹in shape› (in Form) gehalten.»

Aufbauarbeit für die Jungen

Der junge Verteidiger wird erst am 4. Juni 18-jährig und war somit der Jüngste von vier Nachwuchstalenten aus der EVZ Academy respektive der U20-Elite, denen Zugs Coach Dan Tangnes auch in dieser Partie sein Vertrauen und regelmässig Eiszeit schenkte.

Dario Sidler lief zum vierten, Verteidigerkollege Arno Nussbaumer zum dritten und Stürmer Dario Allenspach bereits zum sechsten Mal auf für das Fanionteam. Der Stürmer Valentin Hofer hingegen feierte sogar seine Premiere in der höchsten Spielklasse.

Die Jungspunde zahlen das in sie gesetzte Vertrauen mit soliden und vielversprechenden Leistungen zurück. Sidler meint in der Nachbetrachtung, die ganze Mannschaft hätte kein schlechtes Spiel gezeigt und das Geschehen über weite Strecken unter Kontrolle gehabt. «Zum Teil waren wir jedoch unkonzentriert», fügt er kritisch an, «vor allem aber haben wir unsere Chancen nicht genutzt.»

Sidler selbst präsentierte sich nicht nur defensiv aufmerksam, als er beispielsweise den einschussbereiten Ambri-Captain Daniele Grassi am aussichtsreichen Abschluss hindert, sondern trat auch immer wieder offensiv in Erscheinung. Bei Minute 23 kam der Verteidiger seinem ersten Torerfolg ziemlich nahe, doch sein Schuss strich knapp am rechten Pfosten vorbei. «Da fehlte wirklich nicht viel» bedauerte der 17-Jährige das Verpassen seiner Torpremiere.

Dario Allenspach feiert seine Torpremiere in der National League

Diesen Meilenstein durfte Sidlers ein Jahr älterer Teamkollege der EVZ Academy gut fünf Minuten danach bejubeln. Dario Allenspach schlich sich vors gegnerische Gehäuse und verwerte das Zuspiel von Jérôme Bachofner herrlich ins linke obere Eck zum 1:1-Ausgleich kurz vor Spielhälfte.

Das Tor tat nicht nur Allenspach persönlich gut, sondern dem ganzen Team. Die Hausherren nahmen den Schwung dieses Ausgleichs gleich mit und erspielten sich mehrere Gelegenheiten zur erstmaligen Führung. Eine der besten davon hatte Yannick-Lennart Albrecht zusammen mit dem «Frischling» Hofer in der 30. Minute. Gäste-Goalie Benjamin Conz blieb jedoch Sieger.

So blieb Allenspachs Ausgleich das einzige Zuger Tor bis zur zweiten Drittelspause. Trotz 26 Abschlussversuchen und vier Überzahl-Möglichkeiten bis zur vierzigsten Minute.

Allerdings blieben auch die Gäste wirkungslos im Powerplay, dies, obwohl sie zu Beginn des dritten Spielabschnitts gleich dreimal in sechs Minuten die Gelegenheit dazu bekamen.

Die zwei ersten Saisontore Giacomo Dal Pians bringen die Entscheidung 

Der Unterschied gelang den Leventinern bei numerischem Gleichstand. Es war Ambris nominell vierte Linie, die gross aufzutrumpfen vermochte. Patrick Incir, der beim letzten Gastspiel in Zug getroffen hatte, glänzte diesmal als zweifacher Vorbereiter. Zum unerwarteten «Game Winner» hingegen avancierte Giacomo Dal Pian. Der frühere Lugano-Junior, der zuvor in 35 Spielen nicht getroffen hatte, sparte sich seine beiden ersten Tore der Saison zur Siegsicherung an diesem Abend auf.

Erst 58 Sekunden vor der Sirene, als Leonardo Genoni längst einem sechsten Feldspieler gewichen war, gelang Santeri Alatalo mit seinem siebten Saisontor der 2:3-Anschlusstreffer. Zu spät, um nochmals echte Spannung aufkommen zu lassen.

Niederlage ist verkraftbar

Für den EVZ ist diese Niederlage freilich kein Beinbruch, noch nicht einmal ein Zehenbruch. Das Team von Dan Tangnes bleibt zwar bei seinen 98 Punkten stehen, liegt aber immer noch 19 Punkte vor dem ersten Verfolger Fribourg-Gottéron.

Dario Sidler nimmt ohnehin aus jedem Spiel mit der ersten Mannschaft wertvolle Erfahrungen mit. «Ich kann enorm davon profitieren, neben gestandenen Profis wie Alatalo zu spielen und ein individuelles Feedback der Coaches zu bekommen», schwärmt der junge Verteidiger, «mich auf diesem Niveau beweisen zu dürfen, sogar im Boxplay, das ist ein enormes Privileg und von unschätzbarem Wert für meine Zukunft.»

Was diese Saison noch kommt, will Sidler step by step, Spiel für Spiel, nehmen. «Es geht Schlag auf Schlag weiter», sagt der 17-Jährige, der mit seinen 171 Zentimetern Körperlänge auch das physische Spiel nicht scheut und sich Respekt zu verschaffen weiss. «Du musst deinen Weg finden und dich entsprechend verhalten», meint Sidler verschmitzt.

Die DNA des Teams von Dan Tangnes hat Dario Sidler schon längst verinnerlicht und erklärt den «Mindset» (Einstellung): »Wir wollen ständig besser werden und stets gewinnen.»

Selbstverständlich wollen die Zuger schnellstmöglich wieder zu ihren guten Gewohnheiten zurückkehren und natürlich die 100-Punkte-Marke knacken. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich bereits heute Samstag im nächsten Heimspiel gegen die zuletzt eher schwächelnden ZSC Lions, die seit dem gegen Bern verlorenen Cup-Final in drei Meisterschaftsspielen drei Niederlagen aneinandergereiht haben.

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