Luzerner Strassenmusiker: Andri Schärli

«Wir haben schon alle Regeln gebrochen»

Im Sommer lässt es sich auf der Strasse aushalten. Silvan Koch (Melodika), Tiffany Limacher (Gesang), Camille Bossart und Fabio Meier (Drums), Glauco Cataldo (Guitar) und Andri Schärli (Saxophon). (Bild: zvg)

Andri Schärli macht Strassenmusik – aber nicht alleine. Für den Luzerner Saxophon-Student ist die Strasse ein Ort, an welchem er ohne Druck öffentlich Musik machen kann. Das funktioniert spontan über einen Chat und manchmal auch an den Regeln der Stadt vorbei.

Was haben Sie als Student gearbeitet? Flyer verteilt, im Service gearbeitet, an der Migros-Kasse gesessen? Andri Schärli geht auf die Strasse – und macht Musik.

Der 23-jährige Saxophonist ist Student an der Jazzschule in Luzern und seit vier Jahren macht er regelmässig Strassenmusik. Also bereits vor seinem Studium an der Musikhochschule. «Am Anfang war es nur gelegentlich. Aber über die Jahre ist es immer mehr geworden.» Daneben spielt er aber auch Konzerte in geschlossenen Räumen.

Über einen Chat organisiert

Strassenmusik macht er in einer Gruppe von zwei bis sieben Leuten. «Wir haben einen Whatsapp-Chat. Da schreiben wir rein und wer Lust hat, der meldet sich.» Von einer Sängerin, über Gitarre, Bass, Melodika und verschiedenen Bläsern ist alles dabei. Alleine habe er bisher aber noch nicht auf der Strasse gespielt. «Wenn ich Gitarre spielen würde und dazu singen könnte, wäre es etwas anderes.» Aber einfach nur ein einzelnes Saxophon, dass sei zu wenig.

«In einer grösseren Gruppe hat man eine bestimmte Lautstärke. Und wenn man dann noch Lieder spielt, die die Leute kennen, dann kann man gutes Geld verdienen», erklärt Schärli.

Improvisation und Justin Bieber

Die Regeln in Luzern

Strassenmusik, Strassenartistik oder Strassenmalerei ist unter folgenden Bedingungen erlaubt:

  • Montag bis Samstag, ab 17-21.30 Uhr (Januar bis November)
  • Maximal 30 Minuten am gleichen Standort pro Tag
  • Maximal 4 Tage pro Monat
  • Einzelperson oder Gruppen bis 7 Personen
  • Ausserhalb der Hörweite von anderen Darbietungen (Abstand von mindestens 50 Metern)
  • Der Mindestabstand darf unmittelbar bei Betrieben unterschritten werden, sofern deren Management damit einverstanden ist.
  • Passanten müssen frei zirkulieren können
Einer bestimmten Stilrichtung hat sich die Studentengruppe nicht verschrieben. «Wir jammen oder spielen aktuelle Songs – den neusten Justin Bieber-Hit zum Beispiel», sagt Schärli mit einem Schmunzeln. Solche Songs müsse man auch nicht üben. «Bei den Pop-Songs sind es meistens dieselben vier Chords. Arbeitet man damit, kann man bereits einen grossen Teil bekannter Lieder abedecken.»

Die Regeln, die in Luzern für die Strassenmusik gelten, kennen sie alle. Besonders strikt würden diese jedoch nicht durchgesetzt. «Wir haben schon alle Regeln gebrochen», gesteht Schärli. Doch Probleme hätten sie deswegen noch nie bekommen. Man könne mit den Beamten eigentlich immer reden. «Einmal kam die Polizei, da sich ein Anwohner gestört fühlte. Aber sie waren sehr freundlich und sagten uns auch, sie hätten absolut kein Problem damit.»

Als Gruppe spielen sie vor allem in der Altstadt – am Schwanenplatz, Falkenplatz und am Mühleplatz. An diesen Plätzen sind auch viele Touristen unterwegs. «Die geben zwar nicht viel, aber sie bleiben stehen, tanzen auch. Schweizer werfen mehr Geld in den Koffer, bleiben aber selten stehen.» Wenn jedoch bereits Touristen stehenbleiben, oder gar tanzen, würden sich das auch die Schweizer eher trauen.

«Man kann ohne Druck spielen.»

Silvan Koch spielt oft mit Schärli in der Gruppe – Melodika. Er freut sich besonders über die kleinen Zuhörer: «Kinder haben Zeit und keine Scham, sich zu bewegen. Sie können sich von der Musik in den Bann ziehen lassen und alles andere vergessen.»

Guter Nebenverdienst

Während des Studiums sei dies ein Nebenverdienst, der für den zeitlichen Einsatz einen relativ hohen Lohn springen lässt. «In der Stunde nehmen wir zwischen 100 und 200 Franken ein. Das wird dann durch fünf aufgeteilt», erklärt Schärli.

Doch eigentlich hatte Schärli nie wirklich geplant Strassenmusik zu machen. «Das erste Mal war komplett spontan. Ich war mit einem Freund etwas trinken. Auf dem Weg zum Bahnhof hatten wir plötzlich die Idee: Jetzt spielen wir.» Auf der Strasse Musik zu machen habe ihn nie Überwindung gekostet. «Der Anspruch der Passanten ist anders, als die Ansprüche von Konzertbesuchern. Ausserdem kennen sie dich nicht.» Das nehme den Druck weg.

Mit der Strassenmusik herumgereist ist der 22-Jährige bisher noch nicht. «Ich habe bisher nur auf Luzerns Strassen gespielt.» Vor allem aber im Sommer. Obwohl die Winterzeit eigentlich sehr lukrativ sei. «Vor allem im Advent sind viele Leute unterwegs, mit viel Geld.» Doch die Angst um sein Instrument lässt ihn im Winter oftmals zögern. Das Instrument eines Profimusikers ist wertvoll und ein Saxophon verträgt die Kälte schlecht.

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