Das grosse Pilgern ans Pfadi Folk Fest

Wir bringen Armin auf die Palme

Armins Wohnung ist gespickt von «Erinnerungsfotos». (Bild: wia)

Sie bauen keine Einwegzelte auf: Am PFF schläft man im groben Geschütz. Oder schläft gar nicht. Die Bars jedenfalls bieten 24-Stunden-Betrieb. Und bei Armin muss man schon aufpassen. Der kann auch wütend werden.

Für die Menzinger Bevölkerung dürfte es ein Wochenende mit wenig Schlaf werden. Zum einen, da sie wegen der lauten Konzerte nicht schlafen können, zum anderen, da sie wohl selber am Pfadi Folk Fest sind. Und dort wird dem Anschein nach nur beschränkt geruht. 24-Stunden-Betrieb, steht bei der einen Bar geschrieben. «Hier hat man wohl nur zwischen 8 und 11 Uhr morgens Ruhe», mutmasst ein Pfader. Dass er Pfadfinder ist, ist leicht zu erkennen: Gezwirbelte Krawatte, Wanderschuhe, ein verwaschenes T-Shirt als Überbleibsel eines früheren Sommerlagers.

Überhaupt ist hier alles etwas anders. Eine Mischung aus Pfadilager, Openair und Spielplatz. Es ist Freitagabend. Das ganze Festival, dessen Vorbereitung drei Jahre gedauert hat, bricht nun an. Die Vorfreude der Organisatoren wandelt sich zu Freude und Aufregung, Nervosität ist nicht zu spüren.

Lieber Spatz als Einwegzelt

Aus dem Dorf Menzingen strömen die Menschen in Richtung Gubel, mit Sack und Pack und Zelt im Schlepptau. Sieht aus wie in Gampel, Frauenfeld und St.Gallen. Und ist doch irgendwie anders. Niemand hat hier ein Einwegzelt dabei, hier fährt man mit grossem Geschütz auf, mit robusten Spatz-Zelten, von denen einige wohl älter sind als ihre Benutzer. Und auch sonst wirkt hier alles einen Tick anders. Auch wenn hier Menschen aus der ganzen Schweiz zusammenkommen, findet man doch immer den gemeinsamen Nenner, ist sich von Grund auf wohlgesinnt.

Die Pforten sind geöffnet, die PFF-Besucher strömen herein.

Die Pforten sind geöffnet, die PFF-Besucher strömen herein.

(Bild: wia)

Der letzte Soundcheck läuft, noch gibt es jedoch keine Ballungsräume. Man macht sich erst mal mit dem Territorium vertraut. Kleine und grosse Bühne, Essensstände und Bars hat das Auge schnell erfasst. Viel lustiger wird’s, wenn man sich mit den Details befasst. Die Mutigen unter den Openair-Gästen messen sich beim Sumo-Ringen oder versuchen sich gegenseitig mit Bällen vom Fallbrett zu schiessen.

Besuch bei Armin zuhause

Nun, die Sonne senkt sich gen Gubel, ein leiser Durst meldet sich. Ein Besuch «Bim Armin» schafft Abhilfe. Denn hier, bei Armin zuhause, gibt’s, neben Wohn-, Ess- und Badezimmer auch eine Bar. An den Wänden hängen Fotos von Armins Erlebnissen und Ferien. Das ist darum lustig, weil Armin eine Kunstfigur ist. Eine, die offenbar bei einigen Pfadern bereits Kultstatus erlangt hat. «Eine Thurgauer Pfadi hat bereits eigene Armin-Fan-Shirts gedruckt, was wir natürlich super finden», erklärt ein Helfer.

Armins Wohnung ist gespickt von «Erinnerungsfotos».

Armins Wohnung ist gespickt von «Erinnerungsfotos».

(Bild: wia)

Genug in fremden Wohnungen gestöbert. Wir wenden uns der Bar zu. Denn hier kriegt man nicht nur Trinkbares, sondern darf einen Beitrag an Armins Stimmung leisten. Mit der Drinkbestellung erhält man nämlich einen Jeton, und dieser wird gebraucht, um Armins Laune zu beeinflussen.

Videos in passender Gemütslage

Grimmig oder fröhlich? Grimmig soll’s sein. Der Jeton wird eingeworfen, ein Countdown läuft. Je nachdem, in welchem Behälter mehr Jetons liegen, wird nach zwanzig Minuten ein Video in entsprechender Gemütslage gespielt. Kurz, lustig und je nachdem auch etwas seltsam. Und nun wird es laut. Den Auftakt des PFFs macht die Band «Hecht», zieht innert Minuten ganze Horden von tanzbereiten Pfadern an.

Die Sonne geht, die Stimmung kommt.

Die Sonne geht, die Stimmung kommt.

(Bild: wia)

Irgendwie wird plötzlich klar, warum sich Leute aus der ganzen Schweiz jährlich auf den Weg an diese Events machen. Denn, auch wenn man hier morgens um zwei nicht zwecks Nachtübung aus dem Zelt gedrillt wird und keine der Mahlzeiten nach Rauch schmeckt: Eine gute Dosis Pfadfinderromantik kriegt man hier durchaus ab. Inklusive Feuer, Wurst und einem Hauch von Dreck. Einfach ohne vorlaute Pinggel.

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