Luzerner «Traditionsbeizen»

«Wilden Mann»: Immun gegen Pächterwechsel

Der «Wilde Mann» in der Luzerner Neustadt – eine Gaststube mit knapp 500-jähriger Geschichte. (Bild: cha)

Der «Wilde Mann» ist knapp 500 Jahre alt – und kein bisschen müde. Beständigkeit und Traditionelles sind hier an der Tragesordnung. Nicht nur aufgrund der typischen Luzerner «Chügelipastetli».

«Der ‹Wilde Mann› stand einst am Burgertor und hielt Auswärtige vom Staat fern», erklärt Andres Calvo, Pressesprecher vom «Wilden Mann». Das Burgertor stand zwischen der Apotheke und dem Gasthaus selbst (Siehe Box). Und sowohl die Apotheke wie auch das Wirtshaus haben die Jahrhunderte überdauert.

200 Jahre ohne Ausschankrecht

Als Gaststätte wurde der «Wilde Mann» erstmals im Jahre 1517 erwähnt. Damals noch als «Pinte» ohne Tavernenrecht, ab 1726 als Wirtschaft. Das Besondere: Die Fassadengestaltung aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist weitgehend nach dem Originalzustand restauriert worden. Die «Burgerstube» selbst wurde 1908 im neugotischen Stil gestaltet. Kamin, Mobiliar und Leuchten im originalen Stil zeugen noch heute von dieser Zeit.

Auf der Speisekarte ist hauptsächlich Hausmannskost zu finden. «Wir sind besonders bekannt für unseren Hackbraten und die ‹Chügelipastetli›», erklärt Andres Calvo. Ein typisches Luzerner Gericht also. «Zusätzlich haben wir eine saisonale Beilagenkarte, die wir demzufolge viermal im Jahr anpassen.»

«Es gab stets wenige Pächterwechsel – Beständigkeit ist unser Erfolgsrezept»

Andres Calvo, Sprecher des «Wilden Mannes»

Der «Wilde Mann», eine Sagengestalt

Heute erinnert noch immer das Bild Nummer Eins auf der Kapellbrücke an die Geschichte des «Wilden Mannes». Bereits vor 400 Jahren wurde dem bärtigen, riesenhaften Mann eine Bildtafel gewidmet. Dort ist er als «Der Riese von Reiden» erwähnt. Ihm wird die Ehre zu Teil, als Beschützer des blau-weissen Luzerner Wappens, als Brunnenfigur oder als Wandmalerei am Schirmerturm oder am Nölliturm zu erscheinen.

Seltene Besitzerwechsel

Was sind die Gründe für den Erfolg – das lange Bestehen der «Beiz»? «Sowohl die Tradition als auch die Beständigkeit ist unser Erfolgsrezept», so Andres Calvo und ergänzt: «Es gab stets wenige Pächterwechsel. Die momentanen Betreiber – Ursula und Charles Zimmermann aus Zug – sind seit 1995 die treibende Kraft hinter dem ‹Wilden Mann›.» Und auch zuvor sei das Hotel mit Restaurant und «Beiz» lange Zeit im Besitz einer Familie gewesen. Während fast 140 Jahren stand das Gasthaus im Eigentum von Emilie Estermann sowie ihren Nachkommen Fritz und Mady Furler, bis eben Mitte der 90er-Jahre die Familie Zimmermann übernahm.

Der «Wilde Mann» ist auch immer wieder Treffpunkt für Luzerner Persönlichkeiten. «Etwas pointiert darf man festhalten, dass sich in diesem gepflegten Haus regelmässig trifft, wer im wirtschaftlichen, kulturellen oder geselligen Leben der Leuchtenstadt eine Rolle spielt», so die Betreiber auf ihrer Homepage.

Treffpunkt verschiedener Gesellschaften

Dazu gehört beispielsweise die alljährliche Abholung des Fritschivaters (Zunft zu Safran), der jeweils Anfang jedes neuen Jahres gewählt wird. Vor dem traditionellen «Bärteliessen» Mitte Januar wird der Zunftmeister im «Wilden Mann» abgeholt und nach einer Fahrt durch die Stadt ins KKL gebracht. Auch Männergesellschaften, wie die «Gesellschaft zur Eintracht» und der «Trokenbund» sind immer wieder im Gasthaus gesehen. Regelmässig trifft sich ausserdem der «Rotary Club Luzern» oder der «Juristenverein» im «Wilden Mann». Andres Calvo betont: «Früher, als das Burgertor noch existierte, war der «Wilde Mann» die erste Gaststube, die erreichte, wer von der Westseite nach Luzern kam.

Hinweis in eigener Sache: Berichte über Zuger und Luzerner Restaurants lesen Sie in unserem eat’n’drink-Blog. Reservationen für Restaurants können Sie hier tätigen.

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