Rennen um den Krienser Gemeinderat

Wilde Gerüchte um den SVP-Kandidaten

Der SVP-Anwärter für den Krienser Gemeinderat, Martin Zellweger, dementiert die Gerüchte. (Bild: zvg)

Die Gerüchteküche brodelt. In Kriens wird gemunkelt, dass Martin Zellweger, SVP-Anwärter auf den Krienser Gemeinderat, etwas mit dem laufenden Kriminalfall der «Bison Schweiz» zu tun haben könnte. Warum will er gerade jetzt den Job wechseln? 

Das lässt aufhorchen: Gegen zwei ranghohe Manager, den früheren Chef von Bison Schweiz AG (Sitz in Sursee) und den heutigen CEO von Bison IT Services AG, wurde Anklage erhoben. Ihnen wird vorgeworfen, 2010 von der Firma Comparex-Management 180 von 200 Angestellten mit unlauteren Methoden abgeworben zu haben (siehe Box). Gegen weitere Angestellte wird ermittelt.

In Kriens wird nun bereits gemunkelt, dass auch Martin Zellweger, SVP-Anwärter für den Krienser Gemeinderat, mit diesen Machenschaften etwas zu tun haben könnte. Die Gerüchteküche brodelt. 

zentral+: Herr Zellweger, wir haben Sie vor einer Woche als möglichen SVP-Gemeinderatskandidat enttarnt. Sie gaben an, bei der Bison Schweiz AG als operativer Leiter zu arbeiten. In einem Beitrag von Anfang März auf www.inside-channels.ch ist jedoch nachzulesen, dass Sie das Unternehmen verlassen haben oder werden. Arbeiten Sie nun doch dort oder nicht mehr? 

Martin Zellweger: Ich arbeite nicht mehr lange bei der Bison. 

zentral+: Wurde Ihnen gekündigt oder haben Sie gekündigt? 

Zellweger: Ich habe selber gekündigt, im Februar per Ende Juni. Dies steht per heute auch in der Berichterstattung der NLZ zu den Kandidaten der SVP. Das war mein Entscheid. Theoretisch wäre eine Freistellung nach der Kündigung in meiner Position ja schnell möglich. Für Bison habe ich aber immer noch Mandate, wie beispielsweise die Generalversammlung von Tochtergesellschaften, die ich noch durchführe. 

zentral+: Warum haben Sie Ihren Job quittiert? 

Zellweger: Im November hat die fenaco-LANDI Gruppe 100% der Bison Holding AG übernommen. Auch ich habe dabei meine Anteile veräussert. Bei der Ausarbeitung der neuen Strategie nach der Übernahme war ich noch mit dabei. Das wurde auch so vereinbart. Im Februar habe ich dann entschieden, mich persönlich neu auszurichten.  

zentral+: Dann haben Sie mit der illegalen Abwerbung wirklich nichts zu tun?

Zellweger: Nein, ich bin nicht beschuldigt, angeklagt oder was auch immer. 

zentral+: Kannten Sie die Angeklagten gut? 

Zellweger: Ja, selbstverständlich. Ich arbeitete ja mit ihnen zusammen. Aber die Bison IT AG Services ist ein anderes Unternehmen mit anderen Aufgaben. Ich bin nicht in die Verfahren involviert.   

zentral+: Mussten Sie zum Verfahren Stellung nehmen? 

Zellweger: Gewisse Befragungen wurden gemacht. Aber da kann ich keine Auskunft geben, weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt.

Die Kandidaten der SVP

Bis am 6. Juli müssen die Krienser Parteien ihre Gemeinderats-Nominationen bestimmen. Die Ersatzwahlen für Paul Winiker (SVP), der Anfang Mai in den Regierungsrat gewählt wurde, sind am 23. August. Ein allfälliger zweiter Wahlgang findet am 27. September statt. Und im Mai 2016 stehen Gesamterneuerungswahlen vor der Tür. 

Für die SVP wollen diese Mitglieder in den Gemeinderat: Martin Heiz, Katja Staub, Martin Zellweger und Patrick Koch. Der offizielle Kandidat, oder die Kandidatin, wird an der SVP Nominationsversammlung vom 24. Juni 2015 erkoren. 

zentral+: Ein anderes Thema noch zum Schluss: Sie sind ja ein ganz frisches Mitglied der SVP. Sind Sie nun einfach so rasch dieser Partei beigetreten, damit sie dort durch die Wahlen am schnellsten Karriere machen können?

Zellweger: Nein, ich bin nicht einfach auf eine politische Karriere aus. Meine primäre Einstellung ist, dass ich mit meinem Wissen und meinem Hintergrund etwas zum Gemeinwesen beitragen kann. Und das in einer Gemeinde, die in den kommenden Jahren vor grossen Herausforderungen steht. Ich war immer der SVP nahe. Mein Abstimmungsverhalten hat sich über die Jahre nicht verändert. Die klare Linie und Ausrichtung der Partei deckt sich gut mit meinen Einstellungen.  

zentral+: Werden Sie, falls es mit dem Gemeinderat nicht klappt, in Zukunft arbeitslos sein? 

Zellweger: Nein, ich begleite noch eine Zusammenarbeit mit einer Informatikfirma in Zürich. Ich habe mir aber schon ganz klar vorgenommen, dass ich eine Auszeit nehmen werde. Ich habe in den letzten 25 Jahren Firmen gegründet und geführt. Das war eine spannende sehr intensive Zeit. Ich will meinen Weg nun neu ausrichten. Die Vakanz im Gemeinderat reizt mich sehr. Es wäre eine hervorragende Gelegenheit mich einzubringen. Dies wäre nicht mehr möglich, wenn ich bereits ein neues Engagement angehen würde.  

Verfahren eingestellt

Nach dem Interview folgte die Antwort der Luzerner Staatsanwaltschaft: Sprecher Simon Kopp bestätigt die Darstellung von Martin Zellweger: «Die Staatsanwaltschaft hat Herrn Zellweger am Anfang überprüft. Jedoch wurde das Verfahren vollumfänglich eingestellt. Es gibt absolut keine Anhaltspunkte für ein Vergehen.»

 

Strafuntersuchungen gegen neun Personen

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern hat die Untersuchungen gegen ehemals Verantwortliche der Surseer IT-Unternehmen Bison Schweiz AG und Comparex Schweiz AG abgeschlossen. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie im Jahr 2010 von der Firma Comparex Schweiz AG mit unlauteren Methoden Personal abgeworben haben. Die beiden ehemaligen CEO’s werden beim Kriminalgericht des Kantons Luzern angeklagt.

Mehreren Verantwortlichen der ehem. Comparex Schweiz AG und der Bison Schweiz AG wird vorgeworfen, dass sie im Jahr 2010 zum Nachteil der Firma Comparex Schweiz AG auf einen Schlag nahezu die gesamte Belegschaft mit unlauteren Methoden abgeworben haben, was die Firma akut in ihrer Existenz bedrohte und eine finanzielle Schädigung in Millionenhöhe zur Folge hatte.

Die Staatsanwaltschaft Luzern, Abteilung Spezialdelikte, hat gegen neun involvierte Personen Strafuntersuchungen geführt. Gegen die ehemaligen Geschäftsführer der beiden IT-Unternehmen hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage beim Kriminalgericht des Kantons Luzern wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung, Verletzung des Fabrikations- und Geschäftsgeheimnisses und unlauteren Wettbewerbs erhoben. Gegen drei Personen wurden die Strafuntersuchungen eingestellt. Diesen Personen konnte kein strafrechtlich relevantes Verhalten nachgewiesen werden.

Noch nicht gänzlich abgeschlossen sind die Verfahren gegen vier weitere ehemalige Mitglieder der Geschäftsleitung der Comparex Schweiz AG. Für alle Betroffenen gilt die Unschuldsvermutung.

 

 

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