Innerschweizern passierte es lange nicht mehr

Wie sich das Leben als Schwingerkönig verändert

Der 22-jährige Sörenberger Joel Wicki (hinten) ist einer der grossen Anwärter der Innerschweizer auf den Königstitel in Zug. (Bild: facebook schlussgang)

Das Erringen des Königstitels ist der Olymp für unsere Sägemehl-Titanen. Aber mit diesem Triumph verändert sich das Leben eines «Bösen» schlagartig. Was käme auf einen Innerschweizer König zu?

Die Innerschweizer haben als grösster Teilverband des Eidgenössischen Schwingerverbandes (ESV) erst einen einzigen König feiern können (zentralplus berichtete). Das war 1986 in Sion, als der Zuger Harry Knüsel die Innerschweiz stolz machte.

Vor 33 Jahren war Schwingen aber noch nicht Spitzensport. Eher eine volkstümliche Sportart. Heute ist sie hip. Voll im Trend. Medien und Sponsoren reissen sich um die Zwilchhosen-Giganten. Schwingen ist für die Elite zu einem einträglichen Geschäft geworden.

Knüsel kann kaum helfen

In den Zeiten von Harry Knüsel war das Hobby im Sägemehl noch beschaulicher. Vom Schwingen konnte damals keiner leben. Werbung war verboten. Darum wird er einem zweiten König aus der Innerschweiz kaum Tipps geben können, wie ein Triumph am Eidgenössischen das Leben schlagartig verändert. Selbst wenn sich der schlaue und fleissige Knüsel dank seinem Königstitel zu einem erfolgreichen Unternehmer aufschwang.

Als ESV-Geschäftsstellenleiter hat wohl kaum einer den modernen Schwingsport so gut im Überblick wie Rolf Gasser. Er sagt: «Wie sich das Leben als Schwingerkönig verändern wird, hängt vom Charakter und Alter des Sportlers ab.»

Aber wenige Wochen vor dem Eidgenössischen in Zug haben die Innerschweizer mit dem Zuger Pirmin Reichmuth und dem Luzerner Joel Wicki zwei der meistgenannten Favoriten. Worauf muss sich also ein Innerschweizer nach dem Erringen des Königstitels am letzten August-Wochenende in Zug einstellen?

Es kommt auf den Typ und das Alter an

Das heisst: Es kommt entscheidend darauf an, ob ein neuer König aus der Innerschweiz ein intro- oder extrovertierter Typ ist. Ist er Letzteres, wird ihn das gewaltig ansteigende Medieninteresse etwas weniger Energie kosten.

Dazu kommt, «dass der Verband mit dem neuen König einen Vertrag abschliesst, in dem unter anderem geregelt ist, dass er für PR-Aktionen zur Verfügung stehen muss», sagt Gasser. Ganz zu schweigen von den Werbe-Auftritten, die ein neuer König in eigenem Interesse absolviert. Schliesslich lässt sich mit dem Grosserfolg Kasse machen. Die Einkünfte eines Königs bewegen sich pro Jahr im höheren sechsstelligen Bereich.

Es ist natürlich ein Vorteil, wenn man schon ein paar Jahre Erfahrung als Spitzenschwinger auf dem Buckel hat. So ist man auf dem Parkett des öffentlichen Interesses bereits zu Hause. «Als Arrivierter wirst du nicht ins kalte Wasser geworfen. Darüber hinaus ist hilfreich, wenn dich dein Teilverband nach besten Kräften zu unterstützen vermag», erläutert Gasser.

Bei den Innerschweizern kann allerdings kaum einer erfühlen, wie ein modernes Königreich im Schwingsport abgeht. «Der König wird schlagartig zu einer Person des öffentlichen Lebens. Den Medien und Sponsoren kann man sich unmöglich entziehen», weiss Gasser.

Beliebtes Objekt in der Trophäensammlung

Das Zeitmanagement zwischen Sport, Sponsoren, Medien und meist auch Familienleben erhält eine zentrale Bedeutung. «Bei allen Verpflichtungen ausserhalb des Sports darf man das Training nicht vernachlässigen. Schliesslich will ab sofort jeder Schwinger gegen den neuen König zumindest nicht verlieren, weil er es als Erfolg auf sein Revers heften kann», erläutert Gasser. Der König wird zum beliebten Objekt in der Trophäensammlung.

Der Schwinger-Experte glaubt deshalb, dass man als neuer König fast noch mehr ins Training investieren müsse als in den Jahren davor, um künftig bestehen zu können. Gasser wagt es aber nicht zu beziffern, wie gross der Mehraufwand für einen neuen König im Vergleich zum bisherigen Leben als Spitzenschwinger ist.

Das kommt eben auf dessen Charakter und Alter an.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Josephus de Mol
    Josephus de Mol, 11.08.2019, 13:35 Uhr

    Giger Samuel wird der neue Schwingerkönig. Und wird diesen Titel noch zwei weitere Male verteidigen. Giger wird die Schwingerszene auf Jahre hinaus dominieren.

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