Zuger ist Mitbegründer von Duolingo

Wie Severin Hacker das Sprachenlernen revolutioniert

Der Zuger Informatiker Severin Hacker legt eine überaus steile Karriere hin. (Bild: PD)

Es gibt Menschen, die machen Karriere. Und dann gibt es Ausnahmekarrieren wie die des 37-jährigen Zugers Severin Hacker. Sein Unternehmen Duolingo ging gerade an die Börse. Dies für stolze 6,5 Milliarden Dollar.

Juni 2003. Ein kurzer Bericht in der «Neuen Zuger Zeitung» ehrt die frischen Maturanden. Darunter insbesondere den Jahrgangsbesten. Severin Hacker heisst der Teenager, der mit einer Note von 5,67 seine Matura abschliesst. In seiner Klasse gehört Hacker zu den ruhigeren Mitschülern. Dennoch ist er es, der bei der Maturafeier die Abschlussrede hält. Sie ist seinen damaligen Mitschülern bis heute bestens in Erinnerung.

Er hält sich mit Kritik zum Schulalltag nämlich nicht zurück. «Am meisten kritisierte er dabei den Sprachunterricht», wird es im Artikel der «Neuen Zuger Zeitung» vage formuliert. Remo Hegglin, ehemaliger Mitschüler von Hacker, bringt es deutlicher auf den Punkt: «Severin hat entlarvt, wie ineffizient und wenig nachhaltig Sprachunterricht auf Gymnasial- beziehungsweise Oberstufe leider ist. Und er hat Lösungsvorschläge unterbreitet - wohl eine Vorwegnahme seiner Idee von Duolingo, die bereits damals in seinem Kopf herumgeisterte. Natürlich fanden das die Sprachlehrpersonen nicht lustig, aber Severin sollte recht behalten.»

«Herr Professor, ich hätte da einen Vorschlag»

Bis zur Umsetzung seiner Vision sollte es noch etwas dauern. Hacker absolviert nach der Matura den Informatik-Bachelor an der ETH, bevor er in die USA zieht. Was zunächst als einjähriger Aufenthalt gedacht ist, wird zum festen Wohnsitz. Der Grund: Professor Luis von Ahn, unter anderem der Gründer von «Captcha». Dieses dürfte jedem vertraut sein, der auf Webseiten bereits beweisen musste, dass er kein Roboter sind. Zudem entwickelte von Ahn das ESP-Game. Mithilfe von rund einer Million Spielerinnen hat es auf niederschwellige Art und Weise die bestkatalogisierte Fotosammlung der Welt geschaffen.

Hacker, gerade mal 22 Jahre jung, erkennt im ESP-Game weiteres Potenzial. Er macht von Ahn selbstbewusst einige Vorschläge, wie dieser das Spiel erweitern könnte. Der Professor nimmt den Rat nicht nur an, sondern erkennt Hackers Potenzial. Letztlich bietet er ihm eine Doktorandenstelle an. 2014 doktoriert der Zuger an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh.

«Dein Bär trinkt Bier»

Zurück zu Hackers kecker Aussage von 2003. Er behauptete, dass das Lernen von Fremdsprachen deutlich nachhaltiger und effizienter sein könnte. Als Nebenprodukt seiner Doktorarbeit entwickelt Hacker die App Duolingo.

Es handelt sich dabei um eine kostenlose Sprachenlern-App. Was sie so speziell macht? Zum einen, dass sie die Nutzer gut unterhält. Jeder, der acht Jahre Französischunterricht hatte und kaum ein «bonjour» über die Lippen bringt, weiss: Wird das Lernen einer Sprache zur Pflicht, bleibt nur wenig hängen. Deshalb bringt Duolingo den Nutzerinnen auch gerne mal kuriose Sätze bei wie: «Dein Bär trinkt Bier.» Was aussergewöhnlich ist, bleibt uns im Gedächtnis.

Sprachen lernen und gleichzeitig Artikel übersetzen

So weit, so aufregend. Das wirklich Spektakuläre, was Hacker gemeinsam mit von Ahn jedoch zustande gebracht hat? Die App, besser gesagt die Nutzer der App, helfen indirekt mit, Webseiten, Geschäftsberichte oder Zeitungsartikel vernünftig zu übersetzen.

Externen Studien zufolge sind 34 Stunden Lernen mit Duolingo gleich effektiv wie ein ganzes Semester Fremdsprachenunterricht an einer Schule. Das behauptet Hacker gegenüber der «Aargauer Zeitung». Auch diese Aussage dürfte Sprachenlehrer, die nach alten Methoden arbeiten, nicht besonders erfreuen. Wir schreiben das Jahr 2015.

Zu dem Zeitpunkt hat Google bereits Lunte gerochen. Der Technologiegigant investiert 45 Millionen Dollar ins Start-Up.

Sechs Jahre sind seither vergangen. Und es geht noch stets bergauf. Ende Juli 2021 geht das Unternehmen Duolingo an die US-Technologiebörse Nasdaq. Dies mit einem Wert von sage und schreibe 6,5 Milliarden Dollar. Mittlerweile bietet Duolingo Kurse in 40 Sprachen an, darunter auch Klingonisch und Walisisch. Nach wie vor ist die Basisversion der App gratis. Eine Tatsache, die den Gründern nach wie vor wichtig ist. Sprachliche Bildung soll jedermann zugänglich gemacht werden, so das Credo von Hacker und von Ahn.

Eine Medienanfrage beim heute 37-jährigen Zuger blieb mehrere Wochen unbeantwortet und mündete Mitte August in einer kurzen Absage. Der Zeitpunkt für ein Interview sei gerade nicht ideal. «Vielleicht im 2022?», fügt er an. Man darf gespannt sein, was Hacker bis dann ausgeheckt hat.

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