Samuel Vörös: «Trotz Turbulenzen lebt der Traum»

Wie Luzerner Gastronomen auf den Kapverden ein Hotel aufbauen

Samuel Vörös ist 39 Jahre alt und hat ein goldenes Näschen für Hotel- und Restaurantbetriebe. Sein jüngstes Projekt wird im November dieses Jahres auf Kapverden wiedereröffnet. Nach Ach und Krach.

Samuel Vörös sitzt an einem Cappuccino nippend in einem seiner Restaurants in Luzern, als wir ihn treffen. Heute kann er ruhig sitzen. In einer Nacht- und Nebelaktion musste der 39-Jährige vor wenigen Wochen nach Kapverden, einer Inselgruppe vor der Küste Nordwestafrikas, fliegen.

Facebook als Rekrutierungstool

Als Vörös nach der Rückkehr vor acht Tagen wieder Schweizer Boden unter den Füssen spürte, lancierte er eine für die Hotel- und Gastronomieszene eine etwas unkonventionelle Rekrutierungsmethode. Auf der Social Media Plattform Facebook rief er die Mitglieder auf, sich als Handwerker, Zimmermänner, Elektriker, … zu melden.

Obwohl Vörös nur knapp 800 Freunde auf Facebook zählt, wurde der Beitrag bis heute 82 Mal geteilt. «Das Echo war riesig. Auch wenn ich die Plattform selbst selten nutze, haben wir so sechs Leute gefunden, welche spontan für vier Monate runterfliegen. Die Möglichkeiten Menschen zu erreichen, sind enorm – in diesem Falle im positiven Sinn.»

Grund: Die kapverdianisch-italienischen Architekten hatten versucht, ihn und seinen Partner Dominik Grossenbacher über den Tisch zu ziehen. «Einerseits gab es Verzögerungen im Zeitplan für den Umbau, anderseits wollten sie unsere Unerfahrenheit in Bezug auf Bauen auf den Kapverden ausnutzen. Es ging um einen hohen sechsstelligen Betrag.

Sie dachten, dass wir dies entweder nicht bemerken oder aufgrund des dichten Zeitplans einfach schlucken würden», erklärt Vörös. «Mit den Kapverden hat dies jedoch wenig zu tun, es ist uns auch schon in der Schweiz widerfahren, dass sich die Architekten einen Deut um Zeitpläne und Kosten kümmern».

Den Traum, dereinst ein Hotel im Ausland zu eröffnen, hegt Vörös seit längerem. Vor eineinhalb Jahren flatterte das Hotel zufällig auf seinen Tisch. Vörös besprach sich mit Partner Grossenbacher, dieser zog einen weiteren Schweizer Investor ins Boot und kaufte das Hotel auf der Inselgruppe. Nach einem ersten erfolgreichen Betriebsjahr steht diesen Sommer die erste Sanierungs- und Neubauphase an. Seit Beginn flossen über drei Millionen Franken in das Projekt. Die erste Etappe soll – und muss - bis im November fertig werden. Schliesslich ist das Hotel dann bis Ende Februar bereits hervorragend gebucht.

Welch Arbeitsplatz: Die Architekten Daniel Jotanovic und Marcel Grogg analysieren mit der Co-Direktorin Salsabila Al Kari die notwendigen Planänderungen auf dem Balkon eines bestehenden Zimmers. (Bild: zvg)

Nachdem die Architekten freigestellt wurden, flog nun diesmal Grossenbacher ein weiteres Mal nach Kapverden um sich ein Bild von der Lage zu machen, diesmal bereits mit den ersten beiden neuen Teammitgliedern. «Der Entscheid war gewagt, aber dennoch richtig», bilanziert der 39-Jährige. Herauskristallisiert hat sich damit ein bunter Haufen, der sich für das Projekt begeistert. «Einige wurden über Facebook rekrutiert, einige haben wir aus unserem Netzwerk selbst angefragt und so begeistern können», sagt Vörös.

Zur Person
Samuel Vörös ist gelernter Koch und in der Hotel- und Gastronomieszene bekannt für sein betriebswirtschaftliches Talent. Nach der Lehre als Koch absolvierte er die Hotelfachschule SHL in Luzern. Bereits im zarten Alter von 26 Jahren übernahm er die Geschäftsführung der Tavolago AG. Mittlerweile gehören Vörös gemeinsam mit seinem Partner Dominik Grossenbacher, Simone Müller-Staubli und weiteren Gastronomen 20 Betriebe schweizweit. Über 600 Mitarbeiter zählen die von der Schatz AG betreuten Betriebe mittlerweile, zu welchen auch die beiden bekannten Luzerner Hotel- und Restaurantbetriebe Seehotel Kastanienbaum und Brasserie Bodu gehören.

Mit dem neu positionieren Hotelbetrieb auf der Inselgruppe wird auch eine gewisse Dienstleistungsanforderung Einzug halten. Von «Kolonialismus» grenzt sich Samuel Vörös aber bewusst ab. «Natürlich müssen wir gewisse Standards einhalten, aber das Personal ist offen dafür», sagt Vörös. So versucht man beispielsweise in der Küche einheimische Gerichte zu integrieren oder einheimisches Personal besser aus- und weiterzubilden. Dies hat bereits im Vorjahr bestens funktioniert, als der ehemalige Bodu-Sous-Chef Flavio Strasser die Verantwortung dafür übernommen hat. Auch er wird im nächsten Winter wieder mit von der Partie sein.

Samuel Vörös: «Wir sind im Fahrplan.»

Die Erfahrung in der Gastronomie hat Vörös gelehrt, dass es überall auf der Welt devotes Personal gibt –wie in der Schweiz. Auch auf Kapverden versucht Vörös deshalb seinen Erfolgsfaktoren (zentralplus berichtete) in der Umsetzung seines Projekts zu folgen. Das heisst beispielsweise auch, das Team vor Ort als Partner auf Augenhöhe zu integrieren. Das fördere den Teamgeist.

Der Hotelberieb unter Schweizer Führung wertet die Bevölkerung grossmehrheitlich als positiv. «Die Bewohner dort sind dankbar, dass wir Arbeitsplätze schaffen und sind offen für Schulungen», erklärt Vörös weiter. Insgesamt schafft das Hotel 40 neue Arbeitsplätze im Ort, das sechs Tausend Bewohnerinnen hat. 

«Von einigen unserer 24 Hotelzimmern kann man direkt ins Meer springen.»

Wie alle bestehenden Betriebe passt das Hotel auf Kapverden strukturell betrachtet nicht in die Sammlung Vörös‘, jeder ist komplett anders. Aber genau das reizt den Jung-Unternehmer an der Herausforderung auf der Inselgruppe vor der Nordwestküste Afrikas. In einem Punkt scheint aber auch das Hotel in seine Sammlung zu passen: Im Gegensatz zum Hilton-Hotel, welches auf Massentourismus setzt und Platz hat für 700 Gäste, setzt sein Hotel mit 24 Zimmern mehr auf Qualität anstatt Quantität. «Von einigen unserer 24 Hotelzimmern kann man direkt ins Meer springen.» Und diese Zimmer sind seit geraumer Zeit an vielen Daten ausgebucht.

Es scheint, dass die Massnahmen fruchten. «Ich denke, wir sind im Fahrplan, die neuen Fachleute sind nach der ersten Woche und den Analysen sehr zuversichtlich», sagt der 39-Jährige. Ein Traum, der trotz Turbulenzen weiter lebt.

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