Der FCL schiesst zu wenig Tore

Wie lernt man Kaltblütigkeit fehlerfrei buchstabieren?

In 21 Spielen für den FCL erst zweimal erfolgreicher Torschütze: Valeriane Gvilia, im Spiel gegen den FC Thun letzte Woche.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Es sind einige Baustellen, die der FCL in den nächsten Wochen aus der Welt schaffen muss: das Goalieproblem, die defensive Fehleranfälligkeit und vor allem die offensive Impotenz. Nur drei Teams haben weniger Tore geschossen als die Luzerner. Dazu gehört Aufsteiger Xamax, der René Weilers Team am Sonntag zum Direktduell erwartet.

Es ist ja nicht so, dass sein Team zu wenig Torchancen kreiert. Aber Aufwand und Ertrag stehen oft in einem Missverhältnis. Und das muss für René Weiler, den Trainer der Luzerner, zum Verzweifeln sein. Er sagt es so: «Wir hätten gegen Thun gerne nachgedoppelt, und das wäre mehr als machbar gewesen. Aber uns fehlte die Effizienz im Abschluss.» Und so stand am Ende ein 0:2, das seinen Ursprung in einem Goaliefehler von David Zibung hatte (zentralplus berichtete).

Aber wie bringt man den grössten FCL-Sündern in der Offensive das Toreschiessen bei? Einem Ruben Vargas zum Beispiel, der zwar durch Schnelligkeit auffällt, aber jede seiner Chancen auszulassen pflegt. Saisonübergreifend hat es der Mittelfeldspieler in 28 Super-League-Spielen erst auf ein Törchen gebracht. Der 20-Jährige hätte auch gegen Thun eine seiner drei aussichtsreichen Möglichkeiten nutzen müssen.

Aber auch einem Valeriane Gvilia fehlt das Goalgetter-Gen. Seit er im letzten Winter zum FCL gestossen ist, traf er in seinen 21 Meisterschaftsspielen erst zweimal. Weiler sagt, dass die Vorzüge des georgischen Nationalspielers darin lägen, dass er das Spiel an sich reissen wolle, dass er einen kräftigen Spielstil pflege und über eine gute Technik verfüge. Aber er bemängelt Gvilias «Spielverständnis und Zweikampfverhalten in der Defensivarbeit».

Weiler: «Wir haben keinen Nuzzolo»

Der erfolgreichste FCL-Torschütze ist Pascal Schürpf mit vier Treffern, gefolgt von den Mittelstürmern Blessing Eleke (3) und Shkelqim Demhasaj (2). Je einmal erfolgreich waren Valeriane Gvilia, Francisco Rodriguez und die Defensivspieler Filip Ugrinic, Idriz Voca, Marvin Schulz und Stefan Knezevic. «Einen Offensivspieler von der Qualität eines Raphaël Nuzzolo haben wir nicht», sagt Weiler.

Und das muss zum einen den aktuellen Kaderspielern und der FCL-Führung zu denken geben. Nuzzolo, der 35-jährige Altmeister von Xamax, hat in Basel das 1:1 erzielt und mit seinem bereits sechsten Treffer in dieser Meisterschaft die Serie der Ungeschlagenheit des Tabellenletzten auf vier Spiele ausgedehnt. Mit bloss zwei Punkten Vorsprung auf Xamax kann die Situation der Luzerner schnell ungemütlich werden. Der Aufsteiger gehört mit seinen 13 Treffern nebst den beiden Zürcher Vereinen (je 13) zum Trio, das noch weniger Tore auf dem Konto hat als der FCL (15 Treffer).

«Im Leben kann man immer lernen, und das gilt nicht nur für Fussballer.»

Valeriane Gvilia, FCL-Mittelfeldspieler

Wie lernt man als Spieler, den Begriff Kaltblütigkeit fehlerfrei zu buchstabieren? Kann man das überhaupt? «Ja», glaubt Gvilia und sagt, was man als Profi in solchen Situationen zu sagen pflegt: «Wir müssen weiterhin hart an uns arbeiten. Im Leben kann man immer lernen, und das gilt nicht nur für Fussballer.»

Bis zu einem gewissen Level wird man sich das Toreschiessen aneignen können. Aber ein kaltblütiger Vollstrecker hat dieses Talent zu einem grossen Stück auch in die Wiege gelegt bekommen. Darum gibt es die Ronaldos und Messis auch nicht wie Sand am Meer.

Weilers wichtigste Aufgabe

Die Situation, in der sein Team steckt, scheint Gvilia nicht zu beunruhigen. «Wir hatten ein paar gute Spiele und ein paar weitere, die wir unverdient verloren haben. Im Leben gibt es einfach Hochs und Tiefs», ist der 24-Jährige aus Tiflis überzeugt.

Siegtorschütze Pascal Schürpf lässt sich von Blessing Eleke feiern.

So sähe man die FCL-Spieler gerne öfters: Pascal Schürpf, aktuell erfolgreichster Schütze, lässt sich von Blessing Eleke feiern.

(Bild: Madeleine Duquenne/freshfocus)

Weder Weiler noch irgendein anderer Fussballlehrer kann dieses Defizit von heute auf morgen aus der Welt schaffen. «Aber es ist meine wichtigste Aufgabe, die Spieler weiterzuentwickeln, um eine Nachfrage bei anderen Vereinen zu entwickeln», weiss Weiler. Aber das sei ein Prozess, der durch «die kognitiven Fähigkeiten eines jeden Spielers begrenzt ist».

Bloss: In dieser engen Liga, in der nur YB ein einsames Leben an der Tabellenspitze führt, ist Geduld ein rares Gut. Und der Abstiegskampf ist durch die Wiedereinführung der Barrage (Zweitletzter der Super League gegen den Zweiten der Challenge League) noch verschärft worden.

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