Wie lange wusste der Luzerner Hauptsitz Bescheid?

Die CSS hat im Fürstentum Liechtenstein ein Debakel erlitten. Und die Folgen müssen die CSS-Zusatzversicherten tragen. Denn die Prämien müssen den Totalverlust in Vaduz von 500 Millionen Franken decken. Dass die CSS in Schwierigkeiten steckt, wurde vor zwei Wochen öffentlich und nun bestätigen Geschäftsberichte der CSS Vaduz die Dimension, schreibt der «Tages Anzeiger».

Viel zu tiefe Prämien

Die CSS habe aus Vaduz heraus den Zahnversicherungsmarkt Deutschland zu aggressiv in Angriff genommen. Unter deutschen Zahnärzten wurde die CSS zum Geheimtipp, mit einem unschlagbar günstigen Versicherungsschutz. Die Zahnärzte führten damit teure Komplettsanierungen bei den Patienten durch – zulasten der CSS, die verpflichtet war, diese Kosten zu tragen. In der Folge geriet die CSS Vaduz aus dem Lot.

Der Hauptsitz in Luzern reagierte lange nicht. Erst 2012 wurden schliesslich die Prämien erhöht, worauf die neuen Kunden ausblieben. Im letzten Jahr wurde dann das Management in Vaduz abgesetzt. Es stellt sich die Frage, wer wann von den Verlusten wusste. Im CSS-Verwaltungsrat sitzen bekannte Politiker wie der Luzerner CVP-Ständerat Konrad Graber und die Sankt Galler CVP-Nationalrätin Lucrezia Meier-­Schatz. Beide gehören seit Jahren zum Spitzengremium der grossen Krankenversicherung.

In den CSS-Geschäftsberichten deutete in all diesen Jahren nichts auf das Loch hin. Die Verluste wurden durch Gewinne mit den Zusatzversicherungen kompensiert. Die Einzelabschlüsse der Töchter wurden also nicht separat offengelegt, sondern auf die Sparten – neben der Zusatzversicherung ist das vor allem die obligatorische Krankenversicherung – verteilt.