Mit dem «Räbblüetefäscht» wird nicht nur eine Plattform für den Austausch rund um den Rebberg Sonnenberg geschaffen, sondern es wird auch gefeiert: Die ersten Flaschen des Weiss- und Rotweines sind parat – und schmecken. Ab 2017 gibt’s den ersten Krienser Wein zu kaufen.
«Der Rote schmeckt dunkel und kräftig brombeerig. Der Weisse ist fruchtig», beschreibt Monika Marbacher die beiden Weine, die dieses Jahr zum ersten Mal abgefüllt wurden. Marbacher ist Vizepräsidentin der Rebbaugenossenschaft Sonnenberg. Um die Premiere zu feiern, findet Anfang Juni ein Fest unterhalb des Rebbergs statt, das Carina Sommer und ihr frisch gegründeter Verein «Chrienser Räbblüetefäscht» zusammen mit dem Weingut Sonnenberg organisiert haben.
«Ich wohne in der Nähe des Rebbergs, und für mich ist es ein sehr spezieller Ort, wie ein ausgestanztes Quadrat in der Siedlung», erzählt die junge Frau. Also kam sie auf die Idee, den Rebberg in ihrer Bachelor-Arbeit in «Kunst & Vermittlung» der Hochschule Design & Kunst Luzern zu thematisieren.
Mit der Staffelei im Rebberg
Mit der Staffelei und riesigen Kartons setzte sich Carina Sommer in den Rebberg. «Ich hab darauf geachtet, was ich alles um mich herum wahrnehme, hab gezeichnet, geschrieben und Passanten gezählt. Mir fiel auf, wie viele verschiedene Menschen hier durchkommen», sagt sie. Dies, weil hier Schulwege, Wanderwege, gar der Jakobsweg durch den Rebberg führen.
«Wir brauchen Geld!» – Video über das «Chrienser Räbblüetefäscht»
Viele Neugierige sprachen Carina Sommer an und fragten, was sie denn hier mache. «Die Leute haben mir so viele Geschichten vom Rebberg, der Umgebung und Kriens erzählt. Mir wurde klar, dass ich eine Plattform schaffen möchte, um einen Austausch von diesem Wissen zu ermöglichen.» Die Idee für ein Fest war geboren.
Postulat für einen Rebberg
Vor sieben Jahren reichte Patrick Koch ein Postulat beim Krienser Einwohnerrat ein: Kriens sollte seinen eigenen Rebberg erhalten. Noch im gleichen Jahr wurde die Genossenschaft gegründet. «Damals waren es sieben Mitglieder, heute umfasst die Genossenschaft über 560 Mitglieder», freut sich Monika Marbacher. 2013 wurden die Reben gepflanzt.
«Unser Kelterer, Toni Ottiger, hat uns bei der Auswahl der Trauben geholfen. Schliesslich müssen die Trauben mit unserem garstigen Wetter umgehen können und viel Feuchtigkeit aushalten. Ausserdem wollten wir pilzresistente Sorten», erklärt die Vizepräsidentin. Der Rotwein wird nun aus Cabernet-Jura-Trauben, der Weisse aus Johanniter-Trauben hergestellt.
Es kostet keinen Eintritt
Das Krienser «Räbblüetefäscht» findet am Samstag, 4. Juni (11–22 Uhr), und am Sonntag, 5. Juni (10–14 Uhr), bei der Unterhus-Scheune beim Rebberg in Kriens statt.
Carina Sommer will mit dem Fest die Kulturszene in Kriens beleben. «Ich habe im Vorfeld in Kriens sieben Briefkästen aufgestellt, in welche die Krienser ihre Festideen einwerfen konnten. Es gab so viele Rückmeldungen, dass wir einen ganzen Ideenfundus anlegen konnten, aus dem wir einzelne Vorschläge für die Umsetzung auswählten», freut sie sich. Das Fest – und die Kunst – soll für die breite Bevölkerung zugänglich sein, deshalb koste es auch keinen Eintritt. «Wir finanzieren es mit Stiftungen, Sponsoren und über Crowdfunding», sagt Carina Sommer.
Rebberg als Naherholungsgebiet
Die Rebbaugenossenschaft Sonnenberg verspricht sich von der Zusammenarbeit mit dem Verein «Chrienser Räbblüetefäscht» zweierlei. «Wir können uns vorstellen, auch in Zukunft mit Kunstschaffenden zusammenzuarbeiten. Und uns ist wichtig, dass der Rebberg in der Krienser Bevölkerung wahrgenommen wird. Er ist ein Naherholungsgebiet und hat das Dorfbild verändert», betont Monika Marbacher. Durch den Rebberg sei die Biodiversität gestiegen, es gebe viele Tiere und Pflanzen im Rebberg. «Wir haben letztes Jahr sogar den Krienser Umweltpreis gewonnen, obwohl wir damals noch keine einzige Flasche Wein produziert hatten», sagt Monika Marbacher.
Nun sind die 300 Flaschen aus den ersten 500 Kilo Trauben abgefüllt. «An der GV 2016 wurde der erste Wein präsentiert. Die Verwaltung der Rebbaugenossenschaft konnte den Wein probieren und war begeistert», sagt die Vizepräsidentin. Die vielen Stunden, die die Genossenschafter in ihr aufwändiges Hobby gesteckt haben, scheinen sich auszuzahlen. Wenn die Natur mitspielt, kann man einen Ertrag zwischen 12’000 und 15’000 Flaschen erwarten – der erste Wein wird voraussichtlich nächsten Sommer verkauft.
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