Präsident steht vor grossen Herausforderungen

Wie die Corona-Krise dem SC Kriens zusetzt

SCK-Präsident Werner Baumgartner und kaum zugelassene Zuschauer im Kleinfeld: An dieses Bild muss man sich wohl noch länger gewöhnen. (Bild: bic)

Vor Ausbruch der Corona-Krise sorgte der viertplatzierte SC Kriens für Furore. Mittlerweile hat sich die freudige Stimmung ins Gegenteil verkehrt. Die unsichere sportliche Zukunft bringt den Challenge-League-Verein an dessen Grenzen.

Über das Gesicht von Kriens-Präsident Werner Baumgartner ziehen sich dieser Tage tiefe Sorgenfalten. Das Corona-Virus hat die Schweizer Vereine in den beiden höchsten Spielklassen auf dem falschen Fuss erwischt.

Zuletzt konnte Baumgartner schwarze Zahlen präsentieren – nun sind aber ohne eigenes Verschulden dunkle Gewitterwolken über den Klub am Fusse des Pilatus gezogen.

«Die Lage ist ausserordentlich schwierig zu handhaben, weil wir keinen einzigen Franken einnehmen. Wir sind mit völlig neuen Herausforderungen konfrontiert», sagt Baumgartner. Und spricht auch gleich die Ungewissheit an, ob der Meisterschaftsbetrieb in der Super sowie Challenge League in diesem Stadium überhaupt noch weitergeführt werden kann. «Ich habe noch Hoffnung, aber sie schwindet langsam», sagt Baumgartner.

Komplikationen kommen auf Kriens zu

Um den Verein finanziell etwas entlasten zu können, hat man in Kriens für fast alle Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet: «Dazu gehören neben den Spielern der ersten Mannschaft auch die Trainer, der Sportchef, die Restaurantmitarbeiter oder der Platzwart.»

«Unter den gegenwärtigen Bedingungen ein Budget für die kommende Saison zu machen, ist praktisch unmöglich.»

SCK-Präsident Werner Baumgartner

Baumgartner nimmt wie FCL-Geschäftsführer Philipp Studhalter Einsitz im Komitee der Swiss Football League. «Dort prüfen wir derzeit mögliche Szenarien. Ausgangspunkt der Szenarien ist immer dieselbe Frage: Was ist erlaubt? Und diese Frage kann nur der Bund beantworten», so Baumgartner (zentralplus berichtete).

Auch wenn der Verein die nächsten Monate dank Kurzarbeit und Corona-Kredit finanziell noch übersteht, sieht Baumgartner zahlreiche Komplikationen auf den Verein zukommen. «Selbst wenn wir wissen, dass wir die Meisterschaft noch fertigspielen, werden die Fragen, die sich uns stellen, nicht weniger.» Fragen, die beispielsweise die VIP-Tickets, die Mitgliederbeiträge oder das gesamte Sponsoring betreffen.

Muss Baumgartner den Rotstift ansetzen?

Zu den finanziellen Herausforderungen gehört es auch, ein Budget für die nächste Spielzeit aufzustellen – wobei niemand weiss, wann und unter welchen Voraussetzungen diese beginnen kann. Heimspiele des SC Kriens, die vor über 1000 Zuschauern ausgetragen werden, gehören in die Kategorie Grossveranstaltungen. Und diese könnten über den Sommer hinaus verboten bleiben (zentralplus berichtete).

Baumgartner sagt: «Unter den gegenwärtigen Bedingungen ein Budget für die kommende Saison zu machen, ist praktisch unmöglich.» Er rechnet damit, dass er das Budget verkleinern muss, und schliesst nicht aus, zwangsläufig auch den Rotstift anzusetzen.

Hinter der sportlichen Zukunft des Vereins stehen noch weitere Fragezeichen. «Die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre ist gefährdet», hält SCK-Sportchef Bruno Galliker fest. Zwar gebe es immer noch Hoffnung, die Meisterschaft ohne Zuschauer in Form von Geisterspielen zu beenden, was dem Fussball aber in keiner Weise Rechnung trägt. «Zwar wären Geisterspiele besser als nichts, aber mit den zu erwartenden hohen Auflagen und den damit verbundenen Kosten sind wir immer noch weit von einer guten Lösung entfernt», pflichtet Baumgartner Galliker bei.

Arbeit des Sportchefs auf Eis gelegt

Weil Geisterspiele aber einen gewissen Absatz an TV-Geldern ermöglichen und ein Teil der Sponsorengelder dadurch umgesetzt werden kann, würde sich das Gros der Vereine trotzdem mit dieser Lösung arrangieren. Anders als beispielsweise in Lausanne oder in Aarau ist man sich in Kriens gewohnt, kleinere Brote zu backen. «Auch wenn wir vermutlich nicht darum herumkommen, die auslaufenden Verträge in Kriens neu zu beurteilen», so Galliker.

Da derzeit alle Fussballer auf Kurzarbeit zu Hause trainieren, gestaltet sich auch das Feilschen um Transfers für die neue Saison für Galliker als blosses Wunschdenken. «Mein Tagesgeschäft als Sportchef der ersten Mannschaft ist auf Eis gelegt. Solange ich nicht weiss, wann es weitergeht, kann ich keine Verträge verhandeln und auch keine Gespräche führen.» Dies, weil Galliker zuerst das Budget für die neue Saison und die finanziellen Argumente bei Vertragsverhandlungen kennen muss.

«Wenn ich jetzt unterschreiben müsste, ob ich mit denselben Spielern die neue Spielzeit in Angriff nehme, würde ich das tun.»

SCK-Sportchef Bruno Galliker

Galliker rechnet damit, dass er spätestens Mitte Mai – wenn der Entscheid von Seiten des Bundesamtes für Gesundheit für Klarheit sorgt – mit Arbeit überhäuft wird. Bis dahin ist er mit der Kaderplanung der Nachwuchsmannschaften beschäftigt.

Positive Signale von Trainer Berner

Neben der Kaderplanung für die erste Mannschaft ist auch der Trainerentscheid noch nicht in trockenen Tüchern. Obwohl man sich in Kriens einig darüber ist, mit Trainer Bruno Berner weiterfahren zu wollen – konkret konnte man aufgrund der Corona-Krise nicht werden. «Die Signale sind aber von beiden Seiten her positiv», versichern die beiden Führungskräfte.

Obwohl die nächsten Monate des Vereins mit Unsicherheiten verbunden sind, sieht Galliker Licht am Ende des Tunnels. «Wir haben bisher eine gute Meisterschaft gespielt und ein gutes Kader zusammen. Wenn ich jetzt unterschreiben müsste, ob ich mit denselben Spielern die neue Spielzeit in Angriff nehme, würde ich das tun.»

Aber auch dann wird sich die Frage stellen: Wie sieht ein Fussballspiel nach der Corona-Zeit aus? «Vermutlich werden wir länger brauchen, um im Stadion wieder unbeschwert eine Wurst geniessen zu können», sagt Galliker.

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