Carsharing-Anbieter wird klimaneutral

Wie die Autohochburg Zug in die Mobility-Pläne passt

Die Mobility-Flotte soll auf Elektroantriebe umgerüstet werden. (Bild: zvg)

Zuger fahren Auto – praktisch ohne Ausnahme ihr eigenes. Car-Sharing ist im Kanton Zug in mehrfacher Hinsicht ein Fremdwort. Und doch ist ausgerechnet hier der grösste Carsharing-Anbieter der Nation zu Hause: Mobility. Dieser hat grosse Pläne – und die schliessen Zug nicht aus.

Nirgends in der Schweiz wird lieber ins Auto gestiegen als im Kanton Zug. Die Zuger tragen seit Jahren die Krone für den Kanton mit dem höchsten Motorisierungsgrad der gesamten Schweiz. Konkret: Pro 1000 Einwohner werden hier 681 Fahrzeuge gezählt. Gefolgt wird Zug von Schwyz (646 Fahrzeuge), am anderen Ende des Spektrums befinden sich Kantone wie Basel-Stadt (337) oder Genf (439).

Aus verschiedenen Gründen setzen die Zuger auf das eigene Auto. Einigermassen überraschend ist es deshalb, das der Carsharing-Anbieter Mobility ausgerechnet im Kanton Zug, genauer gesagt in Rotkreuz, seine Zentrale hat.

Nun hat Mobility angekündigt, seine gesamte Flotte von über 3100 Fahrzeugen bis 2030 auf Elektroautos umzurüsten (zentralplus berichtete). Doch wie sieht's eigentlich direkt vor der Haustüre der Genossenschaft aus? Wie passen die hochmotorisierten Zuger in ihre Pläne?

Bescheidenes Angebot in Zug

Zunächst einmal ist da die Tatsache, dass sich von den über 3100 Mobility-Fahrzeugen nur 56 im Kanton Zug befinden. Diese sind auf 30 Standorte aufgeteilt, wobei sich rund die Hälfte davon in der Stadt Zug befindet.

«Elektroautos haben wir im ganzen Kanton Zug erst drei.»

Patrick Eigenmann, Pressesprecher Mobility

Mit Blick auf die angesprochenen E-Auto-Pläne steht man in Zug noch vor einem langen Weg: «Elektroautos haben wir im ganzen Kanton erst drei», sagt Mobility-Mediensprecher Patrick Eigenmann auf Anfrage. «Zwei befinden sich in der Nähe des Bahnhofs (Gubelstrasse), eines bei der Suurstoffi.»

Fokus auf Infrastruktur

Die Umrüstungspläne der Mobility stehen und fallen mit der Ladeinfrastruktur, betont die Genossenschaft. Nebst den hohen Kosten zur Realisierung von «E-Zapfsäulen» gibt es noch eine grosse Herausforderung: «Wir sind nur Mieter unserer Parkplätze, nicht Besitzer. Daher können wir die Elektrifizierung nur im Zusammenspiel mit anderen erreichen.»

Entsprechend wird das Mobility-Angebot in Zug mittelfristig nicht erhöht. Zuerst braucht es die passende Infrastruktur. «Erst dann können wir überhaupt beurteilen, wo wir als nächstes Elektroautos hinstellen, so auch im Raum Zug», sagt Eigenmann.

ÖV und Post als mögliche Partner?

Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, will Mobility Partnerschaften eingehen. Wie diese genau aussehen könnten, ist derzeit noch nicht spruchreif.

Tatsache ist, dass man gerade in Zug in bester Gesellschaft ist, was die Zielsetzung angeht. So wollen auch die Zugerland Verkehrsbetriebe, dass alle ihre Busse bis 2035 elektrisch betrieben werden (zentralplus berichtete). Und auch die Schweizerische Post hat angekündigt, dass sie bis spätestens 2025 Briefe und Pakete in den grösseren Städten ausschliesslich mit elektrischen Fahrzeugen verteilen will.

«Wir brauchen die Infrastruktur an unseren Parkplätzen, damit die Kunden das Auto nach der Fahrt direkt anschliessen können und der Nachfolger so ein gut geladenes Auto vorfindet.»

Patrick Eigenmann, Pressesprecher Mobility

Bestünden hier Kooperationsmöglichkeiten für die Mobility? «Wir schliessen punkto Partnerschaften und Kooperationen nichts aus», sagt Eigenmann. Wichtig sei aber eines: «Wir brauchen die Infrastruktur an unseren Parkplätzen, damit die Kunden das Auto nach der Fahrt direkt anschliessen können und der Nachfolger so ein gut geladenes Auto vorfindet.» Man stehe erst am Anfang des Projektes und könne noch keine Namen von potenziellen Partnern kommunizieren.

Potenzial bei der Firmenmobilität

Dass Zug ein hartes Pflaster für das Sharing-Ethos ist, ist auch den Mobility-Verantwortlichen klar. «Wir werden in anderen Gebieten wie Zürich, Basel, Bern oder Lausanne sicher stärker wachsen», bestätigt Eigenmann.

Es besteht aber ein Sektor, der (gerade in und um Zug) nicht zu unterschätzen ist: die hier ansässigen Firmen. Laut Eigenmann sehe man in der Zuger «Firmenmobilität» ein grosses Potenzial. Firmen, die mit Mobility unterwegs sind, machen schon heute einen Viertel des Umsatzes von Mobility aus. «Da in Zug viele Unternehmen ansässig sind, gibt es hier sicherlich gute Möglichkeiten.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Matthias Michel
    Matthias Michel, 28.08.2020, 13:05 Uhr

    Mobility ist ein geniales Konzept und funktioniert bestens – wir haben es jahrelang ausprobiert. Vom Zweitplätzer bis zum Camion kann man die Fahrzeuge gezielt und bedarfsgerecht einsetzen. Stärkt die Gesamteffizienz unseres Verkehrssystems!
    Matthias Michel, Ständerat

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