Dank Stammgästen, Social Media und etwas Glück

Wie der Vitznauerhof der Krise trotzt

Das Restaurant Sens im Vitznauerhof. (Bild: zvg)

Die Hotelbranche ist in der Krise. Die ganze Branche? Nein, es gibt auch Hotels, welche die Situation ganz gut meistern. Der Vitznauerhof in Vitznau wirtschaftet in den Sommermonaten sogar erfolgreicher als im Vorjahr.

Katzenjammer in der Hotel-Branche: Den Herbergen in der Schweiz geht es so schlecht wie noch nie (zentralplus berichtete). Besonders die auf Übersee-Gäste angewiesenen Stadthotels in Luzern können die Ausfälle in der Folge der Corona-Pandemie kaum kompensieren.

Eine Trotzburg in der Stadt bildet das Hotel Schweizerhof, das sich mit kulturellen Veranstaltungen auch in der Krise hervortut (zentralplus berichtete). Davon dürfte der Nutzen für das Hotel vor allem ein Imagegewinn sein – die genauen Übernachtungszahlen bleiben im Diskreten.

Bergbeizen und Seehotels halten sich wacker

Es gibt aber auch solche, die trotz Corona gute Zahlen schreiben. Dazu gehören neben den Bergbeizen und Herbergen in der freien Natur auch Hotels in Stadtnähe. So lässt es sich auch auf Höhe des Vierwaldstättersees in Zeiten der Krise ganz gut wirtschaften.

Im Hotel Vitznauerhof zum Beispiel. Es hat sein Angebot mit der Wiedereröffnung um ein japanisches Restaurant erweitert und plant gar eine weitere Neuheit: Ab Oktober soll ein sogenanntes multisensorisches Restaurant die Gäste an den Vierwaldstättersee locken – «so etwas gibt es bisher erst in London», frohlockt Gastgeber Raphael Herzog. Dabei soll der kulinarische Genuss mit digitalen Animationen, Projektionen, Sound- und Dufteffekten, ergänzt werden «um den Gast mit all seinen Sinnen anzusprechen», sagt Herzog, ohne dabei genauere Details zu verraten.

Doch woher kommt diese Aufbruchstimmung in der Luzerner Seegemeinde? Im Gespräch mit Herzog stechen drei Punkte heraus: Die Lage, die Pflege der Stammkundschaft und – etwas Glück.

Social Media als Mittel zur Gästepflege

Bisher öffnete der Vitznauerhof jeweils im April seine Pforten. Während des Lockdowns verzögerte sich der Start auf das Auffahrtswochenende im Mai. «Auch wenn nichts lief, sind wir trotzdem aktiv geblieben», sagt der Gastgeber, der kürzlich in der Kategorie «nice price» mit einem dem Gastro-Award von Karl Wild geschmückt wurde (zentralplus berichtete).

Der Ort des Geschehens: Social Media. Beim Vitznauerhof investiert man auf Facebook und Co. viel für einen gepflegten Auftritt, auch während des Lockdowns. Fast täglich wurden und werden die rund 2300 Abonnenten mit Fotos auf einen Aufenthalt «glustig gemacht» oder mit News versorgt. Auf Instagram folgen dem Vitznauerhof gar mehr als 4300 Abonnenten.

Chefkoch Jeroen Tamme Achtien und Gastgeber Raphael Herzog im Vitznauerhof. (Bild: zvg)

Während das Hotel für Gäste geschlossen war, haben sich Herzog und sein Team mit Partnern einen Kalender mit täglichen Verlosungen ausgedacht und gemeinsam mit Hotels aus der Stadt oder Stadtnähe Packages geschnürt. Das alles hat sich offenbar gelohnt: «Sobald die ersten Lockerungen beschlossen wurden, haben wir auch gespürt, dass die Vorfreude der Gäste da ist.»

Man könnte fast meinen, Luzern Tourismus hätte die Idee für ihren Abenteuer-Kalender hier abgekupfert (zentralplus berichtete).

Die Lage ist Trumpf

Raphael Herzog ist sich bewusst, dass neben all den Vorzügen, die der Vitznauerhof bietet – vom Michelin-Stern im Restaurant «Sens» über die Auszeichnungen, die schönen Zimmer und dem pittoresken Hotel selbst – vor allem ein Argument die einheimischen Gäste in den Vitznauerhof zieht: Der direkte Seeanschluss. «Da müssen wir nicht lange drum rum reden: Bei der Lage haben wir gegenüber den Stadthotels sicher einen Vorteil.»

Mit dem Boot zum romantischen Diner und danach einen Sprung ins kühle Nass wagen? Kein Problem im Vitznauerhof.

Der Gästemix

Der Standortvorteil auf der nördlichen Luzerner Seeseite wird zudem dadurch verstärkt, dass man im Vitznauerhof bisher schon bei den einheimischen Gästen beliebt war – rund 50 Prozent der Übernachtungen sind durch Schweizer Hotelgäste gedeckt.

Die Beziehung zur Stammkundschaft wird zudem in Vitznau auch persönlich gepflegt. Herzog schrieb seine Gäste während dem Lockdown direkt an und machte auf die schwierige kommende Zeit aufmerksam. Natürlich warb er auch darum, die Ferien in Vitznau zu planen. «Es hat sich gelohnt. Der erste Gast wartete bereits am Tag der Wiedereröffnung vor den Hotelpforten, um eine Nacht im Vitznauerhof zu verbringen», so Herzog.

Schliesslich ist auch die internationale Kundschaft am Luzerner Seeufer in Vitznau eine andere als in der Stadt. Gäste aus Übersee sind nicht so stark vertreten wie europäische. «Zurzeit haben die Übernachtungen aus Belgien und Deutschland wieder angezogen.» Die Auslastungen seien etwa wie im Vorjahr «oder sogar etwas besser, was die Sommermonate betrifft», so Herzog. Die Reservationen für die Herbstmonate sind auf dem Niveau von 80 Prozent im Vergleich zu 2019.

Die Saison wird verlängert

Herzog weiss, dass es neben einer guten Kundenpflege auf allen Kanälen, einem attraktiven Angebot und einer ebensolchen Lage auch etwas Glück braucht, um heute da zu stehen, wo man ist.

Er und sein Team hätten in der Krise gelernt, flexibel zu bleiben. Veranstaltungen planen sie mit mehreren Optionen: «Wir können den Abstand zwischen den Tischen oder die Anzahl Gäste für Veranstaltungen rasch anpassen, falls neue Massnahmen gelten.»

Im Zuge der späteren Eröffnung, und weil es derzeit den Umständen entsprechend gut läuft, wird die Saison im Vitznauerhof dieses Jahr bis zum 15. Dezember verlängert. Sollte sich dies bewähren, erwägt Herzog, das auch in den kommenden Jahren so zu handhaben.

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