Sie müssen sich steigern

Wie der neue FCL ist auch Tsiy Ndenge ein (noch) nicht eingelöstes Versprechen

In 32 Spielen für den FCL erst ein Assist: «Das ärgert mich», sagt Mittelfeldspieler Tsiy Ndenge. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Was haben der neu formierte FC Luzern und Tsiy Ndenge (23) als Einzelspieler gemeinsam? Beide stehen sie für modernen, attraktiven Fussball. Für ein interessantes Projekt. Aber beiden ist es eben auch noch nicht gelungen, ihr Potenzial abzurufen.

Seine bisheriger Weg beim FC Luzern ist gekennzeichnet durch Zwangspausen: Schon als Tsiy Ndenge Ende August 2018 zu seinem neuen Arbeitgeber kam, war er verletzt. Seinen ersten Match in der FCL-Startformation bestritt er erst im März 2019. Zu jenem Zeitpunkt war René Weiler, der ihn nach Luzern geholt hatte, als Trainer bereits Geschichte.

Weil der deutsche Junioren-Internationale aber alle Anlagen hat, um eine schöne Karriere als Fussball-Spieler zu machen, überzeugte er seine nächsten Chefs auf Anhieb. Doch als auch die Zeit von FCL-Trainer Thomas Häberli im letzten Dezember zu Ende ging, arbeitete Tsiy Ndenge nach einem Innenbandanriss im linken Knie schon seit gut drei Monaten in der Reha an seinem Comeback.

Erst 32 FCL-Spiele gemacht

Er stand aber rechtzeitig auf der Matte, als der aktuelle Cheftrainer Fabio Celestini mit Beginn dieses Jahres das Kommando übernahm. Und der wuchtige Mittelfeldspieler trug seinen Teil dazu bei, dass Celestinis Einstand mit 13 Punkten aus fünf Spielen fast schon magisch verlief.

«Nur gute Ansätze zu zeigen reicht nicht. Ein Sieg ist für den Kopf und die Tabelle wichtig.»

FCL-Mittelfeldspieler Tsiy Ndenge

Doch dann setzte eine weitere Knieverletzung Tsiy Ndenge bis übers Saisonende hinaus ausser Gefecht. Ohne Vorbereitung musste er in die aktuelle Saison starten, doch ab dem zweiten Spiel gehörte er wieder zum Stamm. Von den maximal 78 Meisterschaftsspielen seit seiner Ankunft in Luzern hat er erst deren 32 gemacht.

Sein steiniger Weg im FCL und der im Oktober 2019 vorzeitig verlängerte Vertrag bis 2022 machen klar: Ndenge gilt als Versprechen für die Zukunft. Weil der 1,88 Meter grosse und technisch beschlagene Mittelfeldspieler für modernen und attraktiven Fussball steht.

Der Unterschied zu Celestinis Start

Für die gleiche Typologie steht auch der neu formierte FC Luzern. Allerdings ist auch die Mannschaft mit bislang drei Punkten aus sieben Spielen noch nicht über das Stadium eines Versprechens für die Zukunft hinausgekommen.

Aber irgendwann wird es sowohl für Celestinis Mannen als auch für Tsiy Ndenge Zeit, das ganze Potenzial auszuschöpfen und gewinnbringend umzusetzen. «Das ist zweifellos richtig», gibt Ndenge zu und schiebt nach: «Nur gute Ansätze zu zeigen reicht nicht. Ein Sieg ist für den Kopf und die Tabelle wichtig.»

«Vor rund zehn Monaten wollten wir alle auf dem Platz weniger Gegentore zulassen. Da müssen wir so schnell wie möglich wieder hinkommen.»

Doch worin erkennt er einen deutlichen Unterschied zwischen diesem FCL und jenem, der Celestini einen fulminanten Start in seinen Trainerjob ermöglichte?

«Im Frühjahr hatten wir eine sehr gute Mentalität. Darum waren wir erfolgreich, auch wenn wir auf dem Platz nicht immer die bessere Mannschaft waren.» Jetzt hätten sie eine gepflegtere Spielkultur, aber auch eine höhere Fehleranfälligkeit.

Dann kommt Ndenge zum Punkt: «Vor rund zehn Monaten wollten wir alle auf dem Platz weniger Gegentore zulassen. Da müssen wir so schnell wie möglich gemeinsam wieder hinkommen.» In der laufenden Meisterschaft haben die Luzerner in sieben Spielen 14 Gegentore kassiert. Zuletzt gegen Vaduz erstmals nur eines.

Ndenge: «Das kann ich eindeutig besser»

Doch auch Ndenge hat als Einzelspieler noch nie das Leistungsniveau erreicht, das seiner Begabung entspräche. Vor seinem 33. Match im FCL-Dress am Samstagabend in Genf steht sein erster Torerfolg noch immer aus und bei den Torvorlagen ist er mit einer einzigen auch nicht viel weiter. «Das ist wahrlich nicht gut und ärgert mich sehr», urteilt er über seine bis anhin magere Bilanz in Luzern.

«Ich habe offensiv meist schlechte Entscheidungen getroffen.»

Klar, seine Verletzungen haben ihn immer wieder daran gehindert, in einen Lauf zu kommen. Doch das kann nicht die einzige Erklärung dafür sein, dass Ndenge noch nicht in die Nähe seines Optimums gekommen ist. Er bedauert: «Ich habe offensiv meist schlechte Entscheidungen getroffen. Entweder war der Abschluss nicht gut genug oder der letzte Pass zu wenig präzise. Das kann ich eindeutig besser.»

Neben Tsiy Ndenge haben aber noch einige andere FCL-Spieler Luft nach oben (zentralplus berichtete). Und erst recht haben sie das als Mannschaft. Irgendwann muss man das Versprechen, als das man wahrgenommen wird, auf dem Platz auch einlösen können.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Luc Bamert
    Luc Bamert, 26.11.2020, 18:28 Uhr

    Not gegen Elend am Samstag. Der Verlierer wird bereits von einer verpfuschten Saison sprechen müssen. In dieser Situation ist weder schöner noch «moderner» Fussball gefragt, sondern ein einfacher und effizienter, der auch der DNA des FCL entspricht. Ob Celestini das versteht? Geiger muss auch endlich liefern.

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