Olivier Kleiner kehrt zum SC Kriens zurück

Wie der einstige Balljunge dem Kriens-Captain Beine machen will

Olivier Kleiner spielt in dieser Saison im Dress des SC Kriens.

(Bild: zvg)

Der 22-jährige Olivier Kleiner kehrt nach fünf Jahren zurück zu seinem Jugendverein. Damit erfüllt sich für das Krienser Eigengewächs ein Bubentraum. Und auch der Verein hält grosse Stücke auf den Aussenverteidiger.

Als Olivier Kleiner an diesem Morgen in einem Krienser Café erscheint, atmet er schwerer als normal. Kleiner erscheint fünf Minuten vor dem Interviewtermin und eröffnet das Gespräch mit ungewöhnlichen Worten für einen Fussballer: «Ich hasse es, wenn Menschen auf mich warten müssen. Das ist eine Frage des Respekts», sagt er und versinkt mit dem Gesicht in seinem Jumper.

Kleiner ist einer jener Fussballer, die vom SCK-Sportchef Bruno Galliker bereits im Winter 2018 für die erste Mannschaft verpflichtet wurden. Der Sportchef kennt den Krienser bestens, hat er doch bereits zwischen fünf und siebzehn Jahren im Dress des SC Kriens für Tore gesorgt.

Der 22-Jährige ist in den Augen von Galliker gewissermassen ein Wunschspieler. Einer jener Fussballer, der Erfahrung aus der Challenge League mitbringt, die dem Team die nötige Stabilität im ersten Jahr nach dem Aufstieg bringen soll. 50 Challenge-League-Spiele zieren Kleiners Bilanz.

Sicherheit als Maxime

Während des Gesprächs mit Kleiner zeichnen sich bereits früh Gemeinsamkeiten zwischen dem Fussballer und der Privatperson ab. Fussballerisch ähnelt Kleiner dem serbischen Nationalspieler Aleksander Kolarov, Kleiners Vorbild. Denn auch Kleiner spielt auf der linken Aussenbahn. Dort, wo moderne Aussenverteidiger wie der Brasilianer Marcelo das Dribbling suchen, zieht Kleiner es vor, den sicheren Pass zu spielen.

Er versucht, mit seinen Flanken in den Strafraum für Torgefahr zu sorgen. So wie Kolarov oder der heutige Krienser Captain Daniel Fanger. Das Krienser Urgestein ist gleichzeitig auch der grösste Konkurrent für Kleiner auf der Aussenposition und besitzt wie Kleiner eine Vergangenheit im Dress des FC Luzern.

Sicherheit ist Kleiner auch in seinem Alltag wichtig. Diese findet er unter anderem bei seiner Freundin, mit der er seit eineinhalb Jahren liiert ist. «Sie ist eine wichtige Stütze in meinem Leben und zeigt mir, dass es neben dem Fussball noch andere wichtige Dinge gibt.»

Stolz präsentiert der junge Olivier Kleiner den Pokal der D-Junioren.

Stolz präsentiert der junge Olivier Kleiner den Pokal der D-Junioren.

Der Einfluss des Militärs

Kleiner hat vor einem Jahr das Sport-KV erfolgreich absolviert. Anders als sein bester Freund und FCL-Profi Idriz Voca hat der 22-Jährige aber nicht auf die Karte Profi-Fussballer setzen können. Zwar trainierte Kleiner mit der ersten Mannschaft des FC Luzern, den Durchbruch schaffte er aber nicht.

Nach der Kaufmann-Ausbildung folgte ein halbes Jahr Militär. Ausgehoben als «qualifizierter Athlet», hatte Kleiner in Aarau die Möglichkeit, den Dienst am Vaterland plus Fussball unter einen Hut zu bringen.

«Durch das Militär bin ich ein besserer, selbstdisziplinierter Fussballer geworden.»

Olivier Kleiner, Verteidiger des SC Kriens

«Am Morgen sass ich jeweils von 6 bis 10 Uhr im Büro. Dann folgte ein Training und nach dem Training ging’s gleich wieder ins Militär. Da habe ich gelernt, was es heisst, zu verzichten», erzählt Kleiner. Trotz all den Strapazen und den ausgelasteten Tagen, beneidet habe er seine Teamkollegen nie. Denn anders als das Gros an Fussballern benötigt Kleiner neben dem Fussball vor allem eins: mentale Beschäftigung.

Derzeit arbeitet Kleiner für die Eltern von Idriz Vocas Freundin als Homepage-Designer. Ausserdem steht eine 60-Prozent-Bürostelle in Aussicht. «Durch das Militär bin ich ein besserer, selbstdisziplinierter Fussballer geworden.» Ein Pluspunkt, der ihm auch in der Arbeitswelt zugute kommt. Kleiner weiss: «Im Arbeitsmarkt ist es wie im Fussball: Ständig stehst du unter Druck.»

Wie Bruno Galliker Kleiner ins Kleinfeld lotste

Dass sich Kleiner trotz starkem Konkurrenzkampf für Kriens entschieden hat, ist vor allem dem Krienser Sportchef Galliker und seinem Namensvetter Bruno Berner zu verdanken. Im Dezember sassen die beiden auf der Tribüne in Aarau und sahen sich das Spiel von Kleiner im Dress des FC Wohlen an. Als folglich die ersten Gespräche mit Galliker stattfanden, war für Kleiner klar: «Im Sommer kehre ich nach Hause zurück.»

«Ich habe Challenge-League-Niveau.»

Olivier Kleiner, Verteidiger des SC Kriens

Entscheidend war vor allem die Ehrlichkeit und Offenheit von Sportchef Bruno Galliker. Kleiner: «Er hat mir von Anfang an aufgezeigt, was er von mir erwartet.» Auch wenn er noch in der Entwicklung stünde, strotzt der Krienser vor Selbstvertrauen: «Ich habe Challenge-League-Niveau.» Das habe er auch seiner vorherigen Station in Wohlen zu verdanken.

Olivier Kleiner kam im Herbst 2015 beim FCL zu einem Einsatz in einem Testspiel. 

Olivier Kleiner kam im Herbst 2015 beim FCL zu einem Einsatz in einem Testspiel. 

(Bild: Martin Meienberger)

 

Die letzte Saison in Wohlen war geprägt von zahlreichen Tiefen: Der Verein entschied sich im Winter, unabhängig von der Klassierung in der Challenge League, für einen freiwilligen Abstieg. So ging bei den Spielern auch der Reiz verloren. Das Team gewann in der Rückrunde kein einziges Spiel mehr.

Etwas Gutes behielt die schwere Rückrunde in Wohlen für Kleiner: Er sammelte Spielminuten und machte bei den Scouts auf sich aufmerksam. Kleiner: «Heute kenne ich nicht nur die Liga, sondern auch die Spieler.»

Insomnia: Ein Song sorgt für Gänsehaut

Mit der Rückkehr ins Kleinfeld erfüllt sich der Krienser einen Bubentraum. Damals, als Kleiner noch ein Dreikäsehoch war, durfte er dem Kriens-Captain Daniel Fanger noch als Balljunge das runde Leder zuwerfen. Heute teilt er mit ihm dieselbe Kabine. «Das ist schon ziemlich speziell.»

«Ich kann es kaum erwarten, das neue Stadion zu betreten.»

Olivier Kleiner, Verteidiger des SC Kriens

Fanger wird auch in Zukunft eine entscheidende Rolle in Kleiners Entwicklung spielen. Wenn alles nach Plan läuft, soll Kleiner einmal in dessen Fussstapfen treten und zur neuen Krienser Identifikationsfigur für die jungen Fussballer reifen.

Ein Gefühl der besonderen Art wird bei Kleiner aber vor allem eine Affiche auslösen: Wenn Kleiner im Oktober das erste Mal zu Hause im Kleinfeld aufmarschiert und zum Song «Insomnia» (Englisch: Schlaflosigkeit) einlaufen darf. «Ich kann es kaum erwarten, das neue Stadion zu betreten und die Stimmung der Zuschauer auf den Rängen zu spüren.»

Ein Ziel, das er bereits als kleiner Junge mit eisernem Willen verfolgte, rückt mit kleinen Schritten näher.

 

Ein Bild der vergangenen Tage beim SC Kriens.

Ein Bild der vergangenen Tage beim SC Kriens.

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