Die Not ist gross

Wegen der Trockenheit: Kanton Luzern muss Fische retten

Zu heiss und zu wenig Wasser. Die Fische im Kanton Luzern leiden. (Bild: Symbolbild)

Selbst wenn jüngst einige Tropfen Regen vom Himmel fielen, bleibt die Trockenheit ein grosses Problem. Für die Bewässerung dürfen nur noch wenige Gewässer genutzt werden und viele Fische müssen nun gerettet werden.

Trotz den Regenfällen in den letzten Tagen ist es massiv zu trocken. Schon seit Anfang Jahr sind die Niederschlagsmengen unterdurchschnittlich. Im Juli fiel nicht einmal ein Fünftel des Regens, den Luzern in diesem Monat für gewöhnlich verzeichnet (zentralplus berichtete).

Die Waldbrandgefahr stieg an. Auch die Feuerwehren haben sich intensiv mit dem Thema Wasserversorgung und Trockenheit auseinandergesetzt (zentralplus berichtete).

Kanton Luzern beginnt mit Notabfischungen

Die langanhaltende Wärme und vor allem die Trockenheit sind nun für viele Gewässer zu viel. Sie führen zu wenig und zu warmes Wasser. Die Fischpächterinnen schlagen Alarm. Ohne Hilfe verenden jetzt Tausende Tiere.

Die Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) startete daher in dieser Woche mit Notabfischungen in vielen Gebieten des Kantons Luzern. Dies betrifft beispielsweise Gewässer im Entlebuch, im Napfgebiet und in der Agglomeration Luzern. 

Peter Ulmann ist in der Abteilung Leiter Natur, Jagd und Fischerei bei der Dienststelle Lawa. Er sagt gegenüber zentralplus: «Die Häufigkeit der Notabfischungen nimmt zu. Unterdessen ist dies jedes dritte Jahr der Fall.» Verbessern wird sich die Lage in Zukunft nicht. Er schliesst deshalb das schlimmste Szenario nicht aus: «Es ist durchaus möglich, dass es in Zukunft gar jährlich Notabfischungen braucht.»

Die Kleine Emme ist trocken gelegt – wie steht es da um die Wasserversorgung in Luzern?
Dieses traurige Bild zeigte sich letzte Woche bei der Kleinen Emme. Diese ist nur noch ein Rinnsal. (Bild.ber) (Bild: ber)

Notumsiedlung ist für Tiere ein grosser Stress

Trocknen die Gewässer dermassen aus, dass die Fische umgesiedelt werden müssen, bedeutet dies einen enormen Stress für die Tiere. «Eine Notabfischung ist ein Eingriff zu Gunsten von Tieren, die aber schon geschwächt und gestresst sind», erklärt Ulmann.

Alle Tiere können damit nicht gerettet werden. Aus Sicht der Luzerner Fischereifachstelle lohne es sich aber, den Aufwand zu betreiben, betont der Experte. «Tausende Tiere, die sonst verenden würden, bleiben am Leben.»

Bei der Umsiedlung ist die Dienststelle auf die Hilfe der Fischpächterinnen angewiesen. Diese beobachten ihre Bäche und reagieren so weit, wie sie dies selber können. «Mit diesen Pächtern arbeiten wir dann auch bei den Abfischungen vor Ort zusammen und setzen die Fische möglichst nahe von dem ursprünglichen Fangort in einen sicheren Gewässerabschnitt oder Zufluss.»

Die Lage wühlt den Biologen auf

Dass sich die Lage in den letzten Jahren sichtlich verschlechtert, stimmt Peter Ulmann nachdenklich. «Als Gewässerbiologie wühlt es mich auf, dass sich die Lebensräume der Wassertiere fundamental verändern. Die Schweiz als Wasserschloss Europas wird durch den Klimawandel bezüglich der Ressource Wasser nachhaltig verändert.»

Vor allem das Tempo der Veränderung sei beachtlich. «Dass sich dies innerhalb von wenigen Jahrzehnten dermassen wandelt, ist beängstigend.»

Die Grafik von MeteoSchweiz zeigt die Temperaturabweichungen vom Mittel 1961-1990 in der Schweiz für jedes Jahr seit 1864. Jahre unter dem Mittel sind in blau, Jahre über dem Mittel rot dargestellt. (Bild: MeteoSchweiz)

Wasserpegel tief – aber noch nicht überall dramatisch

Im Kanton Luzern nutzen einige landwitschaftliche Betriebe Wasser aus Flüssen oder Seen. Dafür braucht es eine Bewilligung vom Kanton Luzern. Seit letzter Woche sind Wasserentnahmen wegen den niedrigen Wasserpegeln nicht mehr überall zugelassen.

Noch genügend Wasser führt beispielsweise der Vierwaldstättersee, die Reuss oder auch der Sempachersee. Der Kanton schreibt allerdings, dass es gut möglich sei, dass die Bewilligung auch bei diesen Gewässern je nach Weiterentwicklung der Wetterlage noch sistiert werde.

Manuel Kunz ist der Teamleiter Oberflächengewässer bei der Dienststelle Umwelt und Energie im Kanton Luzern. Er ordnet die aktuelle Lage gegenüber zentralplus ein: «Im Vergleich zu anderen Jahren herrscht eine ausserordentliche Trockenheit. Die Lage ist angespannt, aber noch nicht hochdramatisch.» So sagt er, dass im Jahr 2018 die Lage noch schlimmer war. «Der Sommer ist allerdings auch noch nicht vorbei.»

In Zukunft erwartet er, dass uns die Wetterextreme vermehrt beschäftigen werden. «Die Klimaprognosen zeigen, dass ausserordentliche Trockenheit vermehrt vorkommen wird.»

Gemeinden mahnen Bürgerinnen zum Wassersparen

Die Grundwasserpegel sinken immer mehr. Daher haben beispielsweise Büron und Honau schon in der letzten Woche zum Wassersparen aufgerufen. Am 21. Juli erreichte die Bevölkerung von Meierskappel einen Aufruf via Post, dass sie sorgfältig mit dem kostbaren Nass umgehen sollen. Auf einem Flugblatt wird erklärt, dass nun nicht die passende Zeit sei, um das Auto zu waschen oder den Rasen zu bewässern.

(Bild: Screenshot Meierskappel)

Im Hintergrund müssen sich die Gemeinden gut vorbereiten. Dies erklärt Werner Göggel, der Abteilungsleiter Gewässer und Boden bei der kantonalen Dienststelle Umwelt und Energie. «Wenn ihre wichtigste Quelle ausfällt, brauchen sie einen Plan B.»

Grundsätzlich sei die Wasserversorgung im Kanton Luzern gut aufgestellt, so die Einschätzung des Experten.

Verwendete Quellen

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 27.07.2022, 22:47 Uhr

    Würde der Kanton ein generelles Feuer- und Feuerwerksverbot aussprechen könnte man dank weniger Feuerwehreinsätzen noch mehr Wasser sparen…

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