Weshalb Zug gleich 100 neue Busse aufs Mal bestellt
Will sich die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) neue Busse beschaffen, geschieht dies über eine öffentliche Ausschreibung. Aktuell sollen rund 100 Stück neu geordert werden. Elektrobusse sind keine darunter.
Busse und Busfahren üben seit jeher eine Faszination aus, welche die meisten Menschen schon als kleines Kind erfasst: Das Brummen des Motors, der Fensterplatz direkt hinter dem Chauffeur oder die hinterste Sitzreihe, wenn man im Teenie-Alter ist. Deutsch-Rapper Fler brachte 2011 gar ein Album raus mit dem Titel «Im Bus ganz hinten».
Für Aufregung ist vor allem auch dann gesorgt, wenn plötzlich neue Busse über den Asphalt fahren: Die Sitzverteilung im Fahrzeug ist anders – ein Vierer weniger, dafür mehr Platz zum Stehen – das Muster der Sitzbezüge ist nun blau mit weissen Punkten und löst die rot-grüne Variante ab oder der Motor, der nun leiser blubbert.
Wer überzeugt, bekommt den Zuschlag
Ein Traumjob also, für die Beschaffung neuer Busse zuständig zu sein? Bei der ZVB hat ihn Walter Ulrich inne. Er ist Leiter Betrieb. Der Neuheimer bekleidet seit rund einem halben Jahr diesen Posten (zentralplus berichtete). Beim 42-Jährigen laufen die Fäden bei der Ausschreibung zusammen.
«Die Lebensdauer eines Busses beträgt 10 bis 15 Jahre.»
Karin Fröhlich, ZVB-Mediensprecherin
Denn die Beschaffung von neuen Bussen läuft über eine sogenannte Submission. Das heisst, der öffentlich ausgeschriebene Auftrag geht an dasjenige Unternehmen, welches das passendste Angebot unterbreitet, wobei der Preis nur ein Kriterium darstellt. Deswegen verkehren momentan auch ZVB-Busse der Marken Mercedes und Hess sowie einer von Solaris.
Die ZVB führt die Submission nicht nur für den eigenen Betrieb durch, sondern in einer Beschaffungskooperation zusammen mit der Auto AG Schwyz, der Autobus AG Liestal, der Bus Ostschweiz AG sowie seit Neuem der bündnerischen Bus und Service AG.
Die ZVB in der Leaderrolle
Die Vorteile eines solchen Zusammenschlusses liegen auf der Hand und sind vor allem finanzieller Natur. ZVB-Mediensprecherin Karin Fröhlich spricht von einem «grösseren Beschaffungsvolumen und weniger Aufwand», wenn die Ausschreibung im Verbund abgewickelt wird.
Dass die ZVB den Lead innehat, liege daran, dass sie den grössten Teil des Beschaffungsvolumens übernehme. Bei der aktuellen Order wird dies rund ein Drittel der total gut 100 Busse sein. Kein billiges Unterfangen. Zur Einordnung: Als die ZVB 2012 zehn brandneue Busse mit Anhänger kaufte, kostete jeder 750’000 Franken. Für die aktuelle Bestellung kann Fröhlich noch keinen exakten Preis nennen. «Zwischen 300’000 und 500’000 Franken für einen Bus», schätzt sie.
«Die gut 100 Busse der jetzigen Bestellung liegen im normalen Rahmen», erklärt Fröhlich. Für die Busse besteht jedoch keine Abnahmepflicht. «Vielmehr können sie über fünf Jahre bezogen werden», so Fröhlich weiter.
Lebensdauer pro Bus: 10 bis 15 Jahre
Die Bestellung wird im Hinblick auf die Jahre 2020 bis 2024 abgewickelt. Dann wird der Fahrzeugbestand wieder aktualisiert. Die alten Busse werden derweil je nach Zustand entweder entsorgt oder exportiert. «Die Lebensdauer eines Busses beträgt 10 bis 15 Jahre, hängt jedoch auch vom Kilometerstand und dem Gesamtzustand ab», so Fröhlich.
In der Ausschreibung wird definiert, was die Verkehrsbetriebe brauchen. Anschliessend unterbreiten die Lieferanten ein Angebot. Aktuell haben die Verkehrsunternehmen die Wahl zwischen Diesel- und Hybridbussen.
Warten auf den Elektrobus
Elektrobusse sind noch Zukunftsmusik. Zwar hat die ZVB vergangenes Jahr in Zusammenarbeit mit der Bus Ostschweiz AG einen Elektrobus des Modells eCitaro gekauft (zentralplus berichtete) – als erste Verkehrsbetriebe in der Schweiz. Doch der Elektrobus wird voraussichtlich erst im Herbst geliefert. «Noch sind die Lieferzeiten für Elektrobusse sehr lange», bestätigt Fröhlich.
Ist der Elektrobus erst mal in zugerischen Gefilden angekommen, wird er von der ZVB im Linienverkehr getestet und anschliessend werden die Daten ausgewertet. «Danach befinden wir über das weitere Vorgehen», sagt Karin Fröhlich. Sie betont, dass der Ausbau der Elektromobilität in der Strategie der ZVB festgehalten ist. Die Elektrobusse werden also kommen. Nur das Wann und das Wie sind noch offen.
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