Will der SC Kriens in die Challenge League?

Werner Baumgartner zur «Chaos-Liga»: «Wir stehen für Fussball zum Anfassen»

Freut sich besonders auf einen starken Neymar: Werner Baumgartner, Präsident des SC Kriens.

(Bild: hae)

Anfang März ist Rückrundenauftakt für den zweitplatzierten SC Kriens. Doch will Präsident Werner Baumgartner wirklich in die Challenge League aufsteigen? Zumal sich alle einig sind: Die zweithöchste Schweizer Fussball-Liga ist eine «Chaos-Liga».

Am Montag wurden feierlich die besten Fussballer der Schweiz im KKL gefeiert. Doch eine Liga hinkt hintendrein, und immer wieder ziehen sich Klubs mitten in der Saison aus dem Wettbewerb zurück, weil sich Konkurse im wenig beachteten Wettbewerb häufen. Fakt ist: Die Challenge League ist einfach zweitklassig, ein Zwitter, der schon seit Jahren in der Kritik steht. Da schreibt sogar die sonst zurückhaltende NZZ über die «Chaos-Liga» und ortet «die zum Himmel schreiende Not der darbenden Challenge League».

zentralplus: Werner Baumgartner, Ihr Club liegt im Aufstiegsrennen zwei Punkte vor dem einzig verbliebenen Konkurrenten aus Nyon. Mit welchen Gefühlen steigen Sie am 3. März gegen Zürich II auswärts in die Rückrunde?

Werner Baumgartner: Bis zum Rückrundenstart in einem Monat dauert es ja noch eine Weile. Aber ich freue mich sehr, wenn es wieder losgeht und bin überzeugt, dass die Mannschaft bereit sein wird für die zweite Saisonhälfte.     

zentralplus: Sie peilen den Aufstieg an – wollen Sie wirklich in die «Chaos-Liga» («Blick»), in der in den letzten sechs Jahren mit Wohlen, Servette, Biel, Bellinzona und Le Mont gleich fünf Klubs schon während der Saison Forfait gaben?

Baumgartner: Ja, wir haben mit unserer sportlichen Entwicklung, mit dem neuen Kleinfeld und unserer Strategie Platz in der Challenge League, daran glauben wir. Der SC Kriens bleibt ein bodenständiger, von vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern getragener Verein, bei dem Fussball zum Anfassen geboten wird, auch bei einem anfälligen Aufstieg in die Challenge League. Wir werden uns dafür aber nicht auf finanzielle Abenteuer einlassen oder unsere Werte über Bord werfen.

«Unser Budget wird unter zwei Millionen liegen. Und zwar für den ganzen Verein.»

zentralplus: Derzeit spielen Sie mit einem Mini-Etat von knapp 500’000 Franken. Wie soll das Budget bei einem Aufstieg aussehen?

Baumgartner: Es wird unter zwei Millionen liegen. Und zwar für den ganzen Verein.  

zentralplus: Woher nehmen Sie das Geld?

Baumgartner: Es sind keine ausschweifenden Budgeterhöhungen geplant. Wir arbeiten auch nach einem Aufstieg mit bescheidenen Mitteln weiter und strecken uns nach der Decke. So wie wir das bisher auch gemacht haben. Die Beiträge durch die Swiss Football League SFL, insbesondere auf Grund der Fernsehrechte, sind in der Challenge League deutlich höher als jetzt in der Promotion League. Das neue Stadion im Kleinfeld wird uns zudem zusätzliche Einnahmemöglichkeiten schaffen.   

zentralplus: Xamax-Präsident Christian Binggeli liess am Montag im KKL bei den mit Pomp angerichteten Preisverleihungen der SFL verlauten, dass «es so nicht weitergehen kann». Sein Klub ist zwar mit 46 Punkten und zehn Zählern Vorsprung auf Schaffhausen gut auf Kurs zum Aufstieg in die erste Liga. Aber im Zehnerfeld der Challenge League hat nur noch Servette fussballerische Qualitäten. Ist das die Liga, in der Sie mitkicken wollen?

Baumgartner: Wir werden uns nicht verbiegen, um weiter oben mitspielen zu können. Wir wollen aber am Ende der Rückrunde an erster Stelle stehen. Wenn das der Fall ist, nehmen wir das Abenteuer Challenge League in unserem neuen Stadion gerne in Angriff. Unter der Bedingung, dass wir dabei nicht von unserem eingeschlagenen Weg abweichen.   

zentralplus: Zum fünften Mal in sechs Jahren wird der Abstiegskampf in der Challenge League zur Farce, wenn sich Wohlen zurückzieht. Will überhaupt noch jemand ausser Ihrem SC Kriens aufsteigen?

Baumgartner: Grundsätzlich haben alle Promotion-League-Teams bis am 2. März Zeit, eine Lizenz für die Challenge League zu beantragen. Ich gehe davon aus, das Stade Nyonnais und wohl auch Yverdon diese Unterlagen einreichen werden.   

Grosser Fussball auf dem Krienser Kleinfeld. Der Präsident lässt die Kugel rollen.

Grosser Fussball auf dem Krienser Kleinfeld. Der Präsident lässt die Kugel rollen.

(Bild: les)

    

zentralplus: Keine Angst vor einem drohenden Aus? In den letzten Jahren gab es grössenwahnsinnige Projekte wie in Biel, Genf und Bellinzona, wo Millionen verlocht wurden und Konkurs angemeldet werden musste. Wie sichern Sie sich dagegen ab?

Baumgartner: Mit einem strengen, vernünftigen Finanzchef (lacht). Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber unseren Junioren, den Trainern, auch den Eltern, der Gemeinde Kriens und der ganzen Region bewusst und werden den sportlichen Erfolg nie über das Vereinswohl stellen.

«Sollten wir für ein Cupspiel gegen den FCL alle zehn Jahre ein grösseres Stadion bauen?»

zentralplus: Bescheiden bleibt auch Ihr Stadion: Rund 3’500 Plätze soll das Kleinfeld fassen. Reicht das für allfällige Spiele gegen den Lokalrivalen FC Luzern, sollte der absteigen und Sie mit dem SCK aufsteigen?

Baumgartner: Gegenfrage: Sollten wir für ein Cupspiel gegen den FCL alle zehn Jahre ein grösseres Stadion bauen? Das meinte ich, als ich von unseren Werten und unserer Bodenständigkeit sprach. Das neue Kleinfeld mit seiner Grösse passt zu uns und unserer Vereinsphilosophie. Das Kleinfeld wird ein Begegnungsort für gelebte Fussballkultur ohne viel Schnickschnack.      

zentralplus: Und Ihr langfristiges Ziel? 

Baumgartner: Mit unserer 1. Mannschaft wollen wir in der für uns höchstmöglichen Liga spielen, und das vor allem mit jungen und erfahrenen Spielern aus der Innerschweiz. Weiter wollen wir allen interessierten und fussballbegeisterten Kindern aus Kriens und der Umgebung einen Platz in unserer Juniorenabteilung bieten, ob im Breiten- oder Spitzenfussball. Dabei soll immer die Freude am Fussball und am Vereinsleben im Vordergrund stehen.

Ranglisten «Chaos-Liga» und Promotion League

Brack.ch Challenge League

Platz

Mannschaft

SP

Tore

Punkte

1

 Xamax

18

40:17

46

2

Schaffhausen

18

37:24

36

3

Servette

17

30:15

35

4

Vaduz

18

20:23

26

5

Rapperswil

17

22:22

23

6

Chiasso

18

22:24

20

7

Aarau

17

21:26

18

8

Wohlen

17

22:39

13

9

Winterthur

18

18:28

12

10

Wil

18

15:29

11

 

Spitze Promotion League

Platz

Mannschaft

SP

Tore

Punkte

1

Kriens

17

40:17

39

2

Nyonnais

17

35:17

37

3

Yverdon

17

39:31

28

4

Breitenrain

17

34:33

28

5

Brühl

17

34:23

27

    
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
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