Lockerung des Schwanenschutzes

Werden Luzerner Schwäne bald abgeschossen?

Schwäne sind in Luzern eine Touristenattraktion. (Bild: rob)

In der Luzernerbucht leben immer mehr Schwäne. Das führt zu Problemen, etwa in Badeanstalten oder an Uferzonen. Gegen die Überpopulation war man bisher machtlos, nun soll der Schwanenschutz gelockert werden. Dennoch wird es weiterhin schwierig sein, etwas gegen die Schwanen-Plage zu unternehmen.

Die Situation kennen viele Luzerner. Da sitzt man über Mittag gemütlich am Ufer der Reuss oder des Sees – und plötzlich sind sie da, die Schwäne. Oftmals werden sie von Touristen mit Brot gefüttert und damit angezogen. Ärgerlich, aber so ist das nun mal. Zudem sind Schwäne gesetzlich geschützt. Die Gäste aus Asien oder den USA wissen nichts von Fütterungsverboten und den Problemen mit den Schwänen.

Bis zu 200 Schwäne werden in der Luzernerbucht gezählt. «Das sind viel zu viele», warnte bereits vor drei Jahren die Ornithologische Gesellschaft der Stadt Luzern. Sie zählt seit Jahrzehnten jeweils zwischen September und April die Wasservögel. «Die Schwanen-Bestände nehmen seit etwa 2008 zu», weiss auch Monika Keller, Projektleiterin Umweltschutz bei der Stadt Luzern.

 

Probleme mit Kot und aggressiven Tieren

Einst eine beliebte Speise für Könige

Da Schwäne seit langem unter Schutz stehen, ist der Verzehr der Tiere kaum ein Thema. Das war früher anders: In England standen Schwäne lange Zeit auf königlichen Speiseplänen. Gemäss Wikipedia sind aus vergangenen Jahrhunderten Rezepte, etwa für «gebackenen Schwan», überliefert.

Vor zwei Jahren sorgte ein getöteter und gegrillter Schwan in England für Aufregung, wie «Die Welt» berichtete. Der Schwan war Eigentum der Königin Elizabeth II. In Grossbritannien gehören alle nicht gekenzeichneten Höckerschwäne in offenen Gewässern der Krone. Schwäne wurden früher am Hof als Delikatesse serviert, seit 1981 sind die Tiere allerdings gesetzlich geschützt.

Schwäne hinterlassen viel Kot, fressen Wiesen kahl und können zu einer Gefahr für Kinder werden. «In Luzerner Badeanstalten ist es auch schon zu Problemen mit angriffigen Schwänen gekommen», sagt Monika Keller. Bisher waren die Behörden machtlos gegenüber den grossen Vögeln: Das Tier ist geschützt und darf nicht geschossen werden. Kantone brauchen eine Bewilligung vom Bund, wenn sie den Bestand dezimieren wollen.

Bald soll es möglich sein, gegen zu viel Schwäne vorzugehen: Der Bund lockert den Schwanenschutz. Dies hat er letzte Woche entschieden. Er möchte das Jagdgesetz gemäss einer Motion des Nidwaldner CVP-Ständerats Paul Niederberger revidieren. So können, wenn die Anzahl Schwäne eine gewisse Grösse erreicht hat, die Kantone selber entscheiden, dass sie den Bestand reduzieren wollen.

Regelung wie bei Steinböcken

Können nun die Luzerner bald aufatmen und davon ausgehen, dass der Schwanenbestand geregelt wird? «Die Details kennen wir noch nicht, es ist noch unklar, wie das gehandhabt wird», sagt Thomas Stirnimann, Abteilungsleiter Natur, Jagd und Fischerei bei der kantonalen Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa). Gemäss Niederberger ist eine Regelung wie bei den Steinböcken vorstellbar: Diese dürfen in einer bestimmten Zeitperiode (September bis Ende November) geschossen werden.

«Ein Abschiessen von Schwänen in Luzern ist aus Sicherheitsgründen sehr heikel.»

Thomas Stirnimann, Abteilungsleiter Natur, Jagd und Fischerei

Aber ist es überhaupt zulässig, im dicht besiedelten Gebiet des Luzerner Seebeckens auf Schwäne zu schiessen? «Vom Gesetz her ist das möglich, ob es allerdings praktisch umsetzbar wäre, ist eine andere Frage», so Stirnimann. «Es ist aus Sicherheitsgründen sehr heikel.» Grundsätzlich ist das Luzerner Seebecken ein Jagdbanngebiet. «Aber hierbei handelt es sich nicht um einen Jagd-, sondern um einen Regulierungseingriff, welcher auch in einem Banngebiet möglich wäre. Solche Abschüsse würde nicht der Jäger, sondern der kantonale Wildhüter/Jagdaufseher durchführen.»

Schwäne sollen «vergrämt» werden

Thomas Stirnimann betont aber, dass ein Abschuss erst in Frage kommt, wenn andere Massnahmen nicht zum Erfolg führen. Die Überpopulation, so wird vermutet, hat vor allem mit der übermässigen Fütterung zu tun, was auch Monika Keller bestätigt. «Schwäne sind viel unterwegs. Wenn sie gefüttert werden, kommen immer mehr hierher.» Darum muss das zuerst angepackt werden – ein Fütterungsverbot besteht bereits seit November 2014. Leider wird es nicht von allen eingehalten, vor allem Touristen kümmern sich oft wenig darum.

Die nächste Massnahme ist die so genannte Vergrämung. «Man versucht dabei, die Schwäne mit optischen Effekten oder mit Lärm zu verscheuchen», erklärt Stirnimann. Sollten Fütterungsverbot und Vergrämungsmassnahmen nicht zum Erfolg führen, müssen Regulationsmassnahmen angestrebt werden. Dies können sein: Eier stechen oder Abschüsse zur Regulation der Populationsgrösse. Diese können gemäss aktueller Gesetzgebung allerdings nicht vom Kanton beschlossen werden, sondern müssen vom Bund bewilligt werden.

Im Wasser droht Gefahr

Bis das Gesetz tatsächlich revidiert wird, müssen wir uns aber noch mit den Schwänen arrangieren. Wird, wenn es um die Gefährlichkeit von Schwänen geht, zuweilen etwas übertrieben? Ganz unproblematisch sind die grossen Vögel nicht, bestätigt Thomas Stirnimann. «Wenn man sie füttert, kann es passieren, dass sie zubeissen.» Das ergibt zwar keine gravierenden Verletzungen, kann aber schmerzhaft sein.

Risikoreicher kann eine Schwanenbegegnung im Wasser sein: «Wenn man im Wasser schwimmt, kann es bei einer Schwanenattacke gefährlich werden», sagt Thomas Stirnimann. Je nachdem kann auch Ertrinkungsgefahr bestehen. Darum rät der Experte, sich möglichst von den Tieren fern zu halten und auf keinen Fall Futter zu geben.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von novinar
    novinar, 15.09.2015, 18:03 Uhr

    Wer sagt denn, dass es zu viele Schwäne in Luzern hat!? Ob viele oder zu viele ist eine Frage der Perspektive. Das Abschiessen von Schwänen bringt so oder so nichts! Besser ist es, ein Fütterungsverbot zu erlassen und es konsequent umzusetzen. Am Schwanenplatz, vor dem Bahnhofplatz, beim KKL und auf dem Inseli könnten Schwäne zudem mit einfachen baulichen Massnahmen (zB. Absperrgitter) davon abgehalten werden, ans Ufer zu gelangen. Abschiessen ist sicher die falsche Lösung eines menschengemachten Problems.

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