Kommentare zu Luzerns Sechseläuten-Absage

«Wer nach einer verbindlichen Zusage wieder absagt, braucht gute Gründe»

Luzern will sich 2015 am Ritt um den Böögg nicht (mehr) beteiligen. (Bild: Zürich Tourismus)

zentral+ hat es gestern publik gemacht: Der Kanton Luzern sagt seine Teilnahme am Zürcher Sechseläuten ab. Dies führt bei einzelnen Kommentatoren zu beleidigten Voten. Andere wiederum finden die Sparbemühungen des Kantons Luzern richtig. Wir haben uns in den Schweizer Medien umgeschaut: Von «Bravo» bis «Pfui» ist alles dabei.

Die Meldung schlug schweizweit Wellen: Als erster Gastkanton gab Luzern den Zürcher Zünften einen Korb. Und dies so kurzfristig, dass diese bei der Suche nach einem anderen Gastkanton deftig ins Schwitzen geraten. Im Grundtenor sind sich die meisten Medien, die über den Rückzug Luzerns berichteten, einig: Man versteht die Innerschweizer. Der Sprecher des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs, Andreas Weidmann, betont denn auch, dass man Luzern nicht böse sei. Andere Töne schlägt die «Neue Zürcher Zeitung» an. «Wer nach einer verbindlichen Zusage wieder absagt, braucht gute Gründe. Oder zumindest sind kreative Ausreden gefragt. Der Kanton Luzern kann beides nicht bieten», schreibt die NZZ. Und schliesst: «Derart brüskiert worden sind die stolzen Zürcher Zünfte schon lange nicht mehr.»

Auch beim Zürcher Regierungsrat werde die verspätete Luzerner Absage einen schalen Nachgeschmack hinterlassen. Immerhin wolle sich Zürich den Auftritt als Gastkanton an der Luga 2015 rund 1,5 Millionen Franken kosten lassen, also dreimal soviel wie Luzern den Auftritt unter den Zünftern. Diese Zusage sei jedoch nicht in Frage gestellt, heisst es in der «NZZ» weiter.

«Riesen-Knall am Sechseläuten!» titelt der «Blick» – und erzählt im Artikel die Recherche von zentral+ nach. Naturgemäss kein Thema ist bei den Zürcher Medien (Tagesanzeiger & NZZ) die mögliche Finanzierung über den Lotteriefonds.

Steuern das Thema Nr. 1

Und die Leserkommentare? David Keller schreibt im «Tages Anzeiger»: «Wer A sagt sollte auch B sagen. Was ist nur aus unserer Zuverlässigkeit geworden…» und Gabriel Müller doppelt gleichenorts nach: «Wie man es auch dreht und wendet: Die Luzerner Regierung ist in der Sackgasse. Das System ‹Regierung spricht Lotteriegelder für sich oder Amigos› funktioniert nicht mehr, da verfassungswidrig: Und mit den Steuergeldern hapert es auch, Tiefsteuerstrategie eben. Noch unangenehmer wird es für die Mehrheit der unterdurchschnittlich Verdienenden. Es gibt nur eins: Unternehmensgewinnsteuer wieder anheben!».

Diese Sicht teilt auch Bea Meier: «Schade! Aber auch etwas peinlich… Luzern fährt eine Tiefsteuerstrategie, ruiniert den eigenen Kanton – und nun reichts nicht mal für das Sächsilüüte… Man muss Prioritäten setzen, gewiss. Aber ob die Luzerner Regierung das wirklich tut? Das Sächsilüüte ist gewiss nicht wichtig für Luzern. Aber die Absage zeigt, wie arg es um diesen Kanton bestellt ist. Steuersenkungen sind eben nicht alles…»

Andere Kommentatoren stellen den hohen Betrag in Frage, den ein Gastkanton aufzuwerfen habe. «Irritierend, dass die armen Provinzkantone dem Grossstadt-Fussvolk eine Fussvolk-Fasnachtssause bezahlen sollen, während die Zünfter (deren Anlass das ja eigentlich ist) weiterhin schön unter sich bleiben», schreibt Franz Wegmüller. Und auch Martin Hächler wundert sich. «Recht haben die Luzerner, als Gast soll man nicht noch mindestens eine halbe Million für ein Fest bezahlen müssen. Arme steinreiche Zünfter.» Reto Stadelmann rät den Zürchern; «Nehmen Sie die Absage nicht persönlich, aber unser Kanton muss zuerst seine Buchhaltung wieder in Ordnung bringen. Und dieser Anlass steht auf der Prioritätenliste nicht gerade auf dem ersten Platz.»

Alex Diener wiederum stellt die Nachhaltigkeit einer Teilnahme als Gastkanton in Frage: «Mal im Ernst, wer kann sich schon an die letzten fünf Gastkantone erinnern?» Alles in bester Ordnung also? Keineswegs, wenn es nach Ralph Taylor geht. «Eine angenommene Einladung mit dieser Begründung zu retournieren ist mehr als unanständig. Wo haben diese Menschen den Anstand? Pfui!», urteilt er im «Tages Anzeiger» über Luzern.

Zusammenhang mit Gripen-Abstimung

Gar andere politische Erinnerungen kommen in Rolf Molls in der «NZZ» hoch: «Denn sie wissen nicht was sie tun! Es ist doch nicht möglich, dass man zuerst eine Zusage macht und dann diese Zusage wieder zurückzieht. Wenn in Luzern so regiert wird, sehe ich für diesen Kanton schwarz. Dieser Vorfall erinnert mich an die CVP im Gripen Abstimmungskampf.»

Im «Blick» wiederum stellen sich die Leser weniger grundsätzliche Fragen, sondern unterstützen die Sparbemühungen. «Schade. Aber es ist ok, wenn Regierungen endlich einsehen, dass man sparen muss, schreibt Patrick Müller. Und der Wädenswiler Walo Freitag doppelt nach: «Sehr gut, das ist es eben, es gibt sie noch die sparen wenn sie Schulden haben!!» Auch Reto Zeller fragt sich, weshalb der Auftritt eine halbe Million Franken kosten soll, und vermutet: «Sicher wäre eine Vielzahl von Vereinen bereit, Luzern in Zürich zu vertreten wenn ihnen ein Car und ein Imbiss spendiert würde.»

Auch Gerry Studer wundert sich über den hohen Betrag.«So sieht Zürcher Gastfreundschaft aus… Wenn man Gastkanton ist am Sechseläuten, dann ist man nicht einfach so als Gast und Freund dabei, sondern man muss gleichzeitig hunderttausende Franken in die Hand nehmen. So finanziert Zürich zum Teil ihr Festli. Von daher absolut verständlich, bravo Luzern!»

«Zaster fehlt an allen Ecken»

Warnende Worte richtet hingegen der Egger Ruedi Frauchiger an die Öffentlichkeit: «An all die Sparjubler: Luzern hat die Unternehmenssteuern auf das tiefste Niveau in der Schweiz gesenkt. Jetzt fehlt der Zaster an allen Ecken. Wartet nur ab, es wird in der Schweiz noch einiges teurer werden.» Und André Renggli sagt es in schönstem Luzerner Dialekt: «Super Sach! Was wend mer Lozärner en offizieller Mission amne Zörcher Fäscht? A so Stelle spare esch secher rechtig! Au wenns wahrschindli ned vell esch», schreibt er im Ringier-Blatt.

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