Diese EVZ-Cracks dürfen sich Hoffnungen machen

Wer löst das Olympia-Ticket nach Südkorea?

Hockey-Nationalspieler Raphael Diaz muss sich keine Sorgen machen. Er darf nach Korea reisen. Womöglich gar als Captain.

(Bild: (PPR/Dominik Baur))

In den nächsten zehn Tagen stehen für einige EVZ-Akteure schicksalshafte Ankündigungen an. Dies, weil die Nationalmannschaften die Aufgebote für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang bekannt geben. Von den Zugern machen sich acht Spieler Hoffnungen. zentralplus schätzt ihre Chancen ein.

Quasi als Neujahrsgeschenk erhielt Topscorer Garrett Roe vom US-amerikanischen Hockeyverband ein Aufgebot für den Eishockey-Höhepunkt der Saison. Aufgrund des Verzichts der NHL, den Spielbetrieb für die Olympischen Winterspiele zu unterbrechen, erhalten erstmals seit 24 Jahren zahlreiche in Europa aktive Spieler aus Topnationen wie Kanada, USA, Russland, Schweden, Finnland oder Tschechien die Chance, an Olympia teilzunehmen.

So verwunderte es nicht, dass Roe als einer der dominierenden Ausländer in der National League diesen Februar seinen lange gehegten und bisher kaum für möglich gehaltenen Traum erfüllen kann.

Mindestens ein Schwede dabei

Neben dem Center dürfen sich die anderen drei Ausländer sowie ein Schweizer Quartett Hoffnungen auf eine Olympia-Teilnahme machen. Bei den Ausländern besitzt Roes kongenialer Partner Stålberg die besten Aussichten. Der Flügel erhielt im Dezember am Channel One Cup bei der schwedischen Hauptprobe eine Chance. Daneben sprechen sein Formstand und seine Vielseitigkeit, die es ihm erlaubt, auch in einer defensiven Rolle zu überzeugen, für ein Aufgebot.

Das einzige Hindernis könnte der Schweizer Verband darstellen, falls dieser den 31-Jährigen wegen eines unglücklichen Kontakts mit dem Linienrichter in der Partie vom vergangenen Samstag für längere Zeit aus dem Verkehr ziehen sollte. 

Darf auch Klingberg in den Osten?

Schwieriger sieht es bei Landsmann Klingberg aus, der in der laufenden Spielzeit noch kein Länderspiel absolvieren durfte. zentralplus hat bei ihm nachgefragt, wie er seine Chancen auf Olympia einschätzt. Er nimmt an, dass Schweden jene Spieler mitnehmen wird, die dieses Jahr an Turnieren dabei waren. Dennoch hat der Flügel seine Hoffnungen auf eine Olympia-Teilnahme nicht begraben, auch weil er letzte Saison einen überzeugenden Eindruck bei den Nationalmannschaftsauftritten hinterlassen hat und als einer von nur fünf in Europa tätigen Stürmern mit den Schweden Weltmeister wurde.

«Alles, was ich tun kann, ist möglichst gut zu spielen, damit sie keine Chancen haben, mich nicht zu nehmen.»

Carl Klingberg, EVZ-Stürmer

Die Verantwortlichen wüssten, wo seine Qualitäten lägen, erklärt er. Und das lässt Klingberg hoffen. «Letztendlich kommt es darauf an, was für Spielertypen sie wollen, und auf den Formstand. Die Entscheidung, wen sie mitnehmen, liegt nicht in meinen Händen. Alles, was ich tun kann, ist möglichst gut zu spielen, damit sie keine Chancen haben, mich nicht zu nehmen», so der Schwede.

Seine Ambitionen und seinen Formstand hat er am Wochenende mit drei Treffern gegen Davos jedenfalls eindrücklich untermauert. Benötigen die Schweden eine starke physische Präsenz vor dem gegnerischen Tor, darf der 26-Jährige das Ticket nach Pyeongchang buchen, ansonsten dürfte Stålberg als einziger Zuger die schwedischen Farben vertreten.

Grosse KHL-Konkurrenz für McIntyre

Ähnlich vertrackt wie bei seinem Linienpartner sieht die Situation bei David McIntyre aus. Nach einem wenig beeindruckenden Auftritt im kanadischen Sommercamp und einem wegen einer Verletzung lahmen Saisonstart konnte er zuletzt in gewohnter Stärke auftreten und zählte beim neuerlichen kanadischen Spengler-Cup-Triumph zu den Leistungsträgern. Ob dies angesichts der starken Konkurrenz im Sturm für einen Platz reicht, scheint äusserst fraglich. Bisher wurden bei den Selektionen der Ahornblätter vorwiegend Spieler aus der russischen Kontinental Hockey League bevorzugt.

Captain Diaz und Tourist Stephan?

Auch bei der Schweiz gibt es ein paar Knacknüsse, die Zuger Spieler betreffen. Unbestritten ist die Nomination von Raphael Diaz, der sich berechtigte Hoffnungen auf das Captain-Amt machen darf und die Verteidigung anführen wird. Ebenfalls dabei sein dürfte Tobias Stephan, der aufgrund einer Überreizung der Adduktoren für den Spengler Cup passen musste.

Seine Leistungen sollten ihm einen Platz im Team bescheren, doch bedeutet dies nicht, dass er tatsächlich zu Spielzeit kommen wird. Berns Leonardo Genoni ist die klare Nummer 1 – ob Stephans Aufenthalt in Südkorea mehr als nur touristischer Natur sein wird, hängt davon ab, ob der Zuger Nati-Coach Fischer seinem Stammkeeper eine Pause gönnen wird.

Dominik Schlumpf 2016 beim Spiel gegen Tschechien in Basel.

Dominik Schlumpf 2016 beim Spiel gegen Tschechien in Basel.

(Bild: PHOTOPRESS/Peter Klaunzer)

Schlumpf und Martschini: Enger Spalt zwischen Traum und Enttäuschung

Wesentlich nervenaufreibender werden die kommenden Tage für Dominik Schlumpf und Lino Martschini, die am Spengler Cup einen guten Eindruck hinterlassen haben, aufgrund der grossen Konkurrenz jedoch keinen garantierten Platz haben. Schlumpf muss sich gegen Grössen wie Félicien Du Bois, Patrick Geering oder Christian Marti behaupten, entsprechend beschreibt er seine Olympia-Aussichten mit einem «schwierig zu sagen».

«Es wäre cool, wenn es die anderen EVZ-Spieler schaffen würden.»

Lino Martschini zu den Olympia-Aussichten

Das hängt auch damit zusammen, dass Fischer kein Abschlussgespräch mit den Spielern geführt hat und sich nicht in die Karten blicken lässt. Allerdings sollte der 26-Jährige aussichtsreiche Chancen besitzen. Mit seiner Bewerbung am Spengler Cup zeigt sich der Verteidiger, der 2014 und 2017 an der WM teilgenommen hat, jedenfalls zufrieden: «Ich habe mein Bestes probiert und habe das Gefühl, ein gutes Turnier gespielt zu haben.»

Spieler wetten nicht auf ihr Schicksal

Ähnlich sieht es bei Martschini aus, der sich nach einem dezenten Saisonstart in einen Rausch gespielt und seit Anfang November in 15 Meisterschaftsspielen 12 Tore erzielt hat. Angesichts der hochkarätigen Konkurrenz von Flügeln wie Damien Brunner, Luca Fazzini, Grégory Hofmann und Joël Vermin um die wohl zwei bis drei verbliebenen Plätze im olympischen Team war dies notwendig. Der einmalige WM-Teilnehmer habe versucht, alles zu geben und dem Natitrainer die Auswahl so schwierig wie möglich zu machen. Und Martschini ergänzt: «Jetzt liegt es an Fischer.»

Bleibt die Frage zu klären, wie die betroffenen Spieler untereinander mit dem Hoffen und Bangen umgehen. Martschini fände es «cool, wenn es die anderen EVZ-Spieler schaffen würden». Allerdings sei es intern kein grosses Thema – sowohl er als auch Klingberg verneinen, dass teamintern darauf gewettet würde, wer das Ticket nach Pyeongchang lösen kann.

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