Zehn Fragen an Bärtsch, Schwerzmann & Winiker

Wer ist für Vaterschaftsurlaub? Was tun die Kandidaten für die Umwelt?

Drei Kandidaten, ein Ziel: Der Wahlkampf ist auch auf dem Land, wie hier in Sempach, omnipräsent.

(Bild: bic)

Am 19. Mai entscheidet sich, wer in die Luzerner Regierung einzieht. Sie sind noch unschlüssig, wen Sie auf den Wahlzettel schreiben sollen? Wir haben den drei Kandidaten zehn Fragen gestellt, die beim Entscheid helfen könnten.

Zwei Sitze, drei Kandidaten: Der zweite Wahlgang für den Luzerner Regierungsrat am 19. Mai verspricht viel Spannung. Paul Winiker (SVP) und Marcel Schwerzmann (parteilos) wollen ihre beiden Sitze verteidigen, Korintha Bärtsch (Grüne) für die Linke den Sprung zurück in die Regierung schaffen. Im ersten Wahlgang verpasste Winiker die nötigen Stimmen mit dem viertbesten Resultat nur knapp, während sich Korintha Bärtsch überraschend als Fünfte und damit vor Marcel Schwerzmann platzierte, der sich mit dem siebten Rang begnügen musste (zentralplus berichtete).

Die Bürgerlichen haben in den letzten Tagen mit Inseraten und auf den sozialen Medien versucht, die Differenzen zur Kandidatin der Grünen zu betonen (zentralplus berichtete). Worin sich die drei Anwärter unterscheiden, zeigt sich auch in den zehn Fragen, die zentralplus allen gestellt hat.

1. Sollen Geschäfte in Luzern selber entscheiden dürfen, wann sie geöffnet haben?

Marcel Schwerzmann: Ja, ganz klar.

Paul Winiker: Nein. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es gewisse Rahmenbedingungen braucht. Aber etwas flexibler könnten diese sein.

Korintha Bärtsch: Nein. Sie sollen aber länger offen haben können als jetzt. Die vom Kantonsrat angestrebte Lösung ist in meinem Sinn.

«Ich habe auch schon Socken geflickt.»

Korintha Bärtsch, Kandidatin der Grünen

2. Was tun Sie persönlich in Ihrem Alltag für die Umwelt? 

Korintha Bärtsch: Ich fahre Velo, trenne meinen Abfall konsequent und kaufe nach Möglichkeit biologische Produkte. Auch esse ich nur wenig Fleisch. Ich mag keine Wegwerfprodukte, wenn es geht, versuche ich Produkte zu reparieren, statt sie wegzuschmeissen. Ich habe auch schon Socken geflickt.

Marcel Schwerzmann: Ich heize zum Beispiel nicht sehr hoch. Viele, die bei mir zu Hause zu Besuch sind, sagen, es sei kalt (lacht). Ich nütze auch einen guten Mix zwischen öffentlichem Verkehr und Auto. Strecken zwischen Zentren, etwa nach Bern, fahre ich grundsätzlich mit dem Zug. Und ich gehe nicht sehr weit weg in die Ferien.

Paul Winiker: Ich fahre zum Beispiel, wenn immer möglich, mit dem Velo zur Arbeit. Und auf dem Dach meines Hauses habe ich eine effiziente Photovoltaikanlage, die mehr Strom produziert als wir brauchen.

Marcel Schwerzmann Regierungsrat Politik Kanton Luzern

Marcel Schwerzmann strebt eine vierte Legislatur als Regierungsrat an.

(Bild: bic)

3. Braucht es die Spange Nord und falls ja, welche Variante ist stadtverträglich?

Korintha Bärtsch: Nein, es braucht keine Spange Nord. Es wäre eine Fehlinvestition, teuer und mit einem schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnis. Wir müssen das Thema Verkehr in der Stadt und der Agglo anders angehen.

Marcel Schwerzmann: Will man die Innenstadt vom Verkehr befreien, braucht es eine Entlastung – wie immer die letztlich heisst und wo immer sie durchführt. Zur besten Variante kann man zurzeit noch nichts sagen. Effektive Ringstrassen, wie sie Paris und München kennen, sind aus topografischen Gründen leider nicht möglich – es sind mehrere Berge und ein See im Weg. 

Paul Winiker: Ja, es braucht eine Massnahme in diesem Gebiet. Welche Variante? Da warten wir gespannt auf die Variantenberichte. Es ist richtig und gut, dass man nochmals alle Varianten überprüft. Die Spange Nord oder was davon übrig bleibt, ist nicht nur für die Stadt Luzern wesentlich. Es hat Rückwirkungen für die ganze Agglomeration. Es ist also nicht einfach ein «städtisches Baby» – ein «ungeliebtes städtisches Baby» (lacht).

«Wenn man Vater wird – und ich bin als Regierungsrat Vater geworden – kann man sich die nötige Zeit nehmen.»

Marcel Schwerzmann, Regierungsrat (parteilos)

4. Sollte die Schweiz einen Vaterschaftsurlaub einführen?

Paul Winiker: Nein. Diese Verteilmentalität behagt mir nicht. So schön diese Idee ist, es bedeutet einfach mehr Ferien für alle, die Vater werden. Aber wie jemand seine Ferien einsetzt, ist eine individuelle Entscheidung.

Korintha Bärtsch: Unbedingt, und zwar einen, der diesen Namen verdient. Viel besser wäre aber ein Elternurlaub. Auch Väter sollen mindestens einen Monat freinehmen können.

Marcel Schwerzmann: Einen Vaterschaftsurlaub, so isoliert wie er jetzt im Gespräch ist, sehe ich nicht. Wenn schon, muss man über einen Elternurlaub diskutieren und auf die gesamte Arbeitszeit abstimmen. Heute haben Angestellte viel Freizeit und die Möglichkeit, Überstunden zu kompensieren. Wenn man Vater wird – und ich bin als Regierungsrat Vater geworden – kann man sich die nötige Zeit nehmen. Das sind dann halt Ferien, aber das lohnt sich für eine Familie.

Paul Winiker SVP Regierungsrat Kanton Luzern Wahlen Politik

Paul Winiker sitzt seit 2015 für die SVP im Luzerner Regierungsrat.

(Bild: bic)

5. Was war Ihr politisches Erweckungserlebnis?

Paul Winiker: Ich war mit 50 ein Spätberufener. «Wer nicht politisiert, mit dem wird politisiert», heisst es so schön. Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass ich meine vielen beruflichen Erfahrungen einbringen möchte. Das Schweizer System hat mir meinen beruflichen Weg erst ermöglicht: Ich kam aus einfachen Verhältnissen und konnte ein Universitätsstudium machen. Es lohnt sich, sich für den Erhalt dieses Systems einzusetzen.

Korintha Bärtsch: Ein einzelnes Ereignis gibt es in diesem Sinne nicht. Ich kam eher schleichend in die Politik. Ich habe schon in der Pfadi Verantwortung übernommen und konnte mitgestalten. Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft zu übernehmen hat mich schon früh begeistert. Deshalb war ich auch Mitglied im Jugendparlament. 

Marcel Schwerzmann: Mich hat damals der Mauerfall in Berlin äusserst beeindruckt. Ich war in St. Gallen und musste für die Prüfungen lernen. Noch heute bedaure ich, dass ich nicht nach Berlin fahren konnte. Dafür ging ich vier Monate später, an Ostern 1990, als 25-Jähriger ganz alleine in die DDR, zu einer ostdeutschen Familie nach Berlin und weiter nach Dresden und Rügen. Ich wollte sehen, wie es dort ist.

6. Geben Sie Bettlern auf der Strasse Geld?

Korintha Bärtsch: Manchmal. Es kommt immer auf die Situation an.

Marcel Schwerzmann:  Ja, aber es kommt darauf an. Wenn es Drogenabhängige oder Mitglieder einer organisierten Bande sind, gebe ich nichts. Denn dann bringt es nichts.

Paul Winiker: Ja, aber nicht solchen, die jeden Tag an der Bahnhofstrasse warten. Da bin ich skeptisch, denn das Geld wird leider oft nicht für die Notschlafstelle oder die Gassenküche gebraucht.

«Die Luzerner Finanzpolitik ist auf Kurs.»

Paul Winiker, Regierungsrat (SVP)

7. Braucht es in der Luzerner Steuerpolitik eine Korrektur?

Marcel Schwerzmann: Nein. Es braucht Durchhaltewillen.

Korintha Bärtsch:  Eine Korrektur braucht es dahingehend, dass der Kanton wieder diejenigen Leistungen erbringen kann, die er muss. Die Regierung hätte mit ihrem Vorschlag einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Dieser wurde jedoch abgelehnt. Ich fand es deshalb schade, dass Marcel Schwerzmann diese Vorlage nicht vehementer verteidigte.

Paul Winiker: Die Luzerner Finanzpolitik ist auf Kurs. Es braucht nun den STAF (Steuerreform und AHV-Finanzierung) und die AFR18 (Aufgaben- und Finanzreform), dann sind wir konsolidiert.

8. Braucht es ein höheres Rentenalter?

Paul Winiker: Ja.

Marcel Schwerzmann: Es wird wahrscheinlich eine Erhöhung und eine Angleichung des Rentenalters von Mann und Frau geben – aber es wird sicher nicht bei 70 Jahren sein. Gleichzeitig werden viele Menschen wohl länger arbeiten, aber früher und dafür gestaffelt reduzieren. Mit Tempo 100 in die Pensionierung und dann auf 0 runterfahren, ist nicht gut.

Korintha Bärtsch: Ja, es sollte für beide Geschlechter das gleiche Rentenalter gelten. Das Wichtigste ist jedoch die Flexibilisierung. Stark belastende Berufe sollen früher in Pension gehen können. Persönlich wäre ich für 67 Jahre. 

Korintha Bärtsch Grüne Regierunsrat Kanton Luzern Wahlen Politik

Korintha Bärtsch, Fraktionschefin der Grünen im Stadtparlament, will den Sprung in die Kantonsregierung schaffen.

(Bild: bic)

9. Wer ist Ihr Vorbild?

Korintha Bärtsch: Ich habe nicht ein einzelnes Vorbild. Es gibt viele Menschen, die mich beeindrucken und eine Art Idol sind. Politisch waren meine ersten Fraktionsgspändli Vorbilder, sie haben mich gefördert und geprägt.

Paul Winiker: Meine Grossmutter. Sie hat ihr «Läbdig lang» hart gearbeitet und blieb ein einfacher, zufriedener und fröhlicher Mensch.

Marcel Schwerzmann: Die berühmte Filmschauspielerin? (lacht). Ich schaue mir gerne an, was grosse Persönlichkeiten wie Nelson Mandela, Mahatma Gandhi, einige deutsche Nachkriegspolitiker oder amerikanische Präsidenten wie John F. Kennedy zustande gebracht haben. Aber ich fände es billig zu sagen, ich mache es jetzt genauso wie JFK. Es steht mir nicht an, mich an solchen Persönlichkeiten zu messen. Ich kann aber von ihnen lernen.

10.  Was werden Sie am Sonntagvormittag, 19. Mai, machen?

Paul Winiker: Nichts anderes als an anderen Sonntagen: Zmörgele.

Korintha Bärtsch: Wir haben einen Brunch mit der Partei und meinem Wahlkampfteam. Am Nachmittag werden wir auf jeden Fall anstossen. Auf was auch immer.

Marcel Schwerzmann: Kein Yoga, kein Workout, nichts Spezielles: Da werde ich ganz normal zu Hause sein und etwa um die Mittagszeit ins Regierungsgebäude gehen.

Hinweis: Drei ausführliche Interviews mit Marcel Schwerzmann, Paul Winiker und Korintha Bärtsch finden Sie im Wahldossier.

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