Was macht eigentlich… Andy Wolf?

Wer hat einen Job für Andy Wolf?

Andy Wolf prägte mit seiner Stimme die Luzerner Radiolandschaft. Hier im Studio von Radio Pilatus. (Bild: zvg)

Schlag auf Fall endete die Karriere von Andy Wolf beim Radio Pilatus vor einem Jahr. Sein breites Netzwerk aus 23 Jahren Moderationserfahrung will er nun nutzen, um sich selbständig zu machen. So ganz im neuen Leben angekommen ist der zweifache Familienvater aber noch nicht.

Seine Stimme prägte Luzern wie kaum eine andere. Über 23 Jahre war Andy Wolf Moderator und Aushängeschild bei Radio Pilatus. Ende März 2014 dann das abrupte Ende: Andy Wolf erhielt die Kündigung. In einem «hochdynamischen Prozess» habe es keinen Platz mehr für Andy Wolf, wie der Sender damals mitteilte. Andy Wolf könne im digitalen Zeitalter nicht mehr mithalten. Dies, obschon Wolf die wohl bekannteste Marke des Senders war und in den sozialen Medien am aktivsten war. Das sorgte für einen Sturm der Entrüstung und etliche Boykottaufrufe von Hörern. «Radio Pilatus ohne Andy Wolf? Dann lieber Radio hören ohne Radio Pilatus!», hiess es etwa.

Ein Traum, wieder auf Sendungen zu gehen

«Ich hätte gerne den Hörern und dem Team noch tschüss gesagt», sagt Andy Wolf heute. Dass er sich nicht recht verabschieden konnte, wurmt ihn. Und dass ihm vorgeworfen wurde, im digitalen Zeitalter nicht mithalten zu können. «Ich war einer der wenigen Moderatoren, meines Wissens gar der einzige, der eine Ausbildung zum Social Media Manager gemacht hatte.» Trotzdem: Ihm bleiben viele positive Erinnerungen, wie er sagt. Und er bekomme heute noch Aufmunterungen von Hörern, die ihn beim Radio vermissen. «Die vielen schönen Reaktionen, die ich seit meiner Entlassung erhalten habe, die haben mir Mut gemacht in einer Zeit, in der mein Selbstvertrauen angeknackst war», sagt Andy Wolf. Das Radio ist auch heute noch seine Leidenschaft geblieben. «Es wäre mein Traum, noch ein, zwei Sendungen pro Woche zu machen», sagt er. Doch vorläufig bleibt dies ein Traum. Einen Job als Radiomoderator hat Wolf bisher nicht gefunden. «Anfragen kommen immer wieder welche, aber es hat noch keine 100 Prozent gepasst. Und das hat bei einem allfälligen Comeback höchste Priorität», sagt der 46-Jährige.

Das waren noch Zeiten: Andy Wolf bei seinen Anfängen beim Radio Pilatus.

Das waren noch Zeiten: Andy Wolf bei seinen Anfängen beim Radio Pilatus.

(Bild: zvg)

Wolf hat sich selbständig gemacht

Das Moderieren wird aber weiterhin sein Leben begleiten – als eines seiner drei beruflichen Standbeine, die er sich aktuell aufbaut. Daneben bietet Wolf sein Know-how an sowohl als Dozent für Medienkommunikation wie auch als Eventmanager und als Kommunikationsberater sowie Mediencoach. «Ich habe gerne Leute um mich. Entsprechend arbeite ich gerne mit Leuten. Es macht Spass, 20 Jahre Medienerfahrung weiterzugeben», sagt er im Gespräch. Der charismatische Redner hat sich selbstständig gemacht. Sein bekannter Name wurde zur Marke. Das Logo steht bereits. Es zeigt die Kopf-Silhouette des bekannten Brillenträgers inklusive Frisur. «Moderation und Medien», steht darunter.

«Ich nehme meinen Rucksack von früher nun in ein neues Leben mit.»

Das Telefon von Wolf klingelt während des Gesprächs mehrmals. Verschiedene Personen wollen mit ihm sprechen. Das Netzwerk funktioniert. Gleich danach trifft sich Wolf mit einem Kantonsrat. «Ich berate ihn zum Thema Medienkommunikation.» Der 46-Jährige profitiert von seinem breiten Netzwerk, das er sich über Jahrzehnte aufgebaut hat. «Ich nehme meinen Rucksack von früher nun in ein neues Leben mit», sagt er. Dort ist er aber noch nicht so richtig angekommen. Die verschiedenen Mandate entsprechen etwa einem 50-Prozent-Pensum, wie er sagt.

«Ich liebe die Stadt Luzern»

Obwohl er nicht mehr täglich im Radio zu hören ist: Ruhig ist es um Wolf nicht geworden. Im Kampf um Aufmerksamkeit nutzt Wolf die Sozialen Medien geschickt: Ein Selfie mit Geri Müller am Kick Ass Award, ein Foto von einem DJ Pult, das über Silvester sein Arbeitsplatz war. 

Zur Person

Der gebürtige Aargauer kam mit 18 Jahren nach Luzern. Schon früh träumte Andy Wolf davon, Sportreporter oder Profifussballer zu werden. Seine Radiokarriere startete 1990. Damals suchte Radio Pilatus einen Werbezeitverkäufer. Andy Wolf bewarb sich, erhielt aber eine telefonische Absage. «Schade – aber ich wäre der Richtige gewesen», entgegnete Wolf. Mit diesem Satz blieb er dem Chef in Erinnerung und Wolf erhielt den Job doch noch. 

DJ Bobo verdankte er schliesslich die Stelle als Radiomoderator bei Radio Pilatus. Damals war DJ Bobo selber Moderator beim Sender und war nebenbei als Musiker unterwegs. 1992 landete er mit «Somebody Dance With Me» einen Hit und verliess das Radio, um sich der Musik zu widmen. Andy Wolf rückte nach und wurde Radiomoderator. 2008 wurde er stellvertretender Moderationsleiter.

Immerhin bis März ist die Agenda von Wolf voll. Bis dann ist er Dozent für Kommunikation und Präsentationstechniken an einer Berufsschule. Die Dozententätigkeit gefällt dem 46-Jährigen. «Ich hoffe sehr darauf, dass ich das Pensum noch erhöhen kann. Ich arbeite sehr gerne mit jungen Leuten», sagt der zweifache Familienvater. Von seiner Energie und seinem Enthusiasmus scheint er nichts eingebüsst zu haben. Die Ideen sprudeln. Was wäre sein Lieblingskunde? «Ich liebe die Stadt Luzern. Für Luzern-Tourismus zu arbeiten, würde mich zum Beispiel sehr reizen. Wie auch für einen grossen Kunden aus der Modebranche. Schliesslich habe ich mal Modefachverkäufer beim Schild gelernt. Und ja, innovative Gastrobetriebe.» 

Wolf wäre nicht der erste Radiomoderator, der eine Bar aufmachen würde. Der ehemalige Radio-Pilatus-Moderator Rolf Tschuppert führt seit Jahren erfolgreich die «Tschuppis Wonderbar» in der Stadt. Wird es bald eine «Wolfs Bar» geben? Andy Wolf verneint. «Ich bin weniger der Typ für eine Bar. Wenn dann eher ein Café.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Werner Raymond Duss
    Werner Raymond Duss, 22.02.2015, 12:21 Uhr

    Ich bin zwar weder ein Fan von Andy Wolf noch von Radio Pilatus. Trotzdem schien mir die Begründung für seine Entlassung mehr als nur fadenscheining und unglaubwürdig zu sein. Ein ganz schwacher Schachzug der Geschäftsleitung. Aber wenn Radio Pilatus immer so mit langjährigen Mitarbeitenden umspringt finde ich das mehr als nur armselig.
    Ich wünsche Andy Wolf dass er möglichst bald eine passende Stelle findet. Selbstständig zu arbeiten ist vielleicht gar nicht so schlecht. Da ist man nicht von einem Vorgesetzten abhängig, der keinen Respekt vor Mitarbeitenden zeigt.

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