Wo Autofahrer in Zug wirklich abgezockt werden

Wer hätte das gedacht: Das Parkhaus ist billiger als der Aussenparkplatz

Freuet Euch: Bald öffnet das Parkplatz am Postplatz seine Pforten – und ist nicht mal so teuer.

(Bild: mam)

Die Parkgebühren sind Wahlkampfthema in der Stadt Zug. Zu unrecht: Denn Parkieren ist gar nicht so teuer. Vor allem in städtischen Parkhäusern nicht, wie unser Preisvergleich zeigt. Allerdings kann man als Autofahrer in Zug auch übel abgezockt werden.

Nicht mit Pauken und Trompeten, aber immerhin mit Saxophonen und einem Volksfest wird Ende kommender Woche in der Stadt Zug ein neues Parkhaus eröffnet. Anschliessend soll der obere Postplatz umgestaltet und Fussgänger- und Begegnungszone werden.

Doch nicht der neue Platz ist Thema in der Zuger Politik, sondern die Höhe der Parkgebühren und die Zahl der Parkplätze – weil innerhalb eines Jahrs nach der Eröffnung des Parkhauses alle Aussenparkplätze auf dem Postplatz  aufgehoben werden sollen.

22 Parkplätze mehr als vorgesehen

Deshalb wird es Zeit für zentralplus, um genauer hinzuschauen und verschiedene Thesen zur Zuger Verkehrspolitik zu überprüfen. Denn der Gewerbeverein der Stadt Zug will bekanntlich mit der Initiative «Ja zu Gewerbe und Läden in der Altstadt» die Parkplätze auf dem untern Postplatz retten – mit dem Argument, dass die Läden und Beizen in der Altstadt sonst bedroht seien, weil es zu wenige Parkplätze – namentlich für kurze Dauer – in ihrer Nähe gäbe.

Das neue Gebäude am Zuger Postplatz zwischen Café Plaza und ehemalier Hauptpost.

Das neue Gebäude am Zuger Postplatz zwischen Café Plaza und ehemalier Hauptpost.

(Bild: mam)

Der Faktencheck ergibt: Im neuen Parkhaus Postplatz wird die Anzahl der Parkplätze auf dem Postplatz um das Mehrfache ersetzt. Die Pensionskasse der Stadt Zug stellt nämlich nicht nur die gesetzlich vorgeschrieben 100 öffentliche Parkplätze für eine 24-Stunden-Benützung zur Verfügung, weitere 25 werden vom Liegenschaftsverwalter als allgemein nutzbare Besucherparkplätze ausgewiesen. Dies geht aus einer am Montag veröffentlichen Antwort der Zuger Stadtregierung auf eine Kleine Anfrage von SVP-Gemeinderat Phillip C. Brunner hervor.

Altstadt von Parkhäusern umzingelt

Ein Blick auf die Karte zeigt: Rund um die Zuger Altstadt gruppieren sich bald mehrere Gross-Parkhäuser – das Parkhaus auf dem Postplatz wird das Dritte sein. Das Parkhaus Casino-Altstadt ist das Grösste und existiert am Längsten.

So viele Parkplätze gibt es in Zug

In der rund 30'000 Einwohner zählenden Stadt Zug gibt es nach Auskunft der Stadtverwaltung rund 4'800 öffentliche Parkplätze. Die meisten davon sind im Besitz der Stadt Zug. Mittlerweile werden die Parkplätze mehrheitlich überdacht, in Parkhäusern angeboten. Die Stadt Zug betreibt vier davon (Altstadt-Casino, Frauensteinmatt, Neustadtplatz und Arena) mit 855 Plätzen. In den übrigen Parkhäusern stehen rund 1800 öffentlich nutzbare Abstellplätze zur Verfügung. Die Zahl der Aussenparkplätze auf öffentlichem Grund beläuft sich auf total  1700. Weitere rund 400 öffentlich nutzbare Aussenparkplätze gibts auf privatem Grund – wie etwa beim Bahnhof Zug oder hinter dem Kaufmännischen Bildngszentrum.

Das Parkhaus in der Frauensteinmatt hat die Erreichbarkeit der Altstadt für den Individualverkehr letztmals deutlich erhöht.

Eine andere These lautet: Das neue Parkhaus ist okay, aber nur schwer erreichbar. Die CVP hatte dies im Stadtparlament kritisiert, als sie in einem Postulat einen Planungs- und Baustopp für den Oberen Postplatz verlangte.

Komplizierte Anfahrt

Der Faktencheck ergibt: Es stimmt. Das Parkhaus wird entweder über die Poststrasse angefahren – oder aber man muss mit der Karosse eine Extraschlaufe über den Kolinplatz und die Zeughausgasse fahren. Von der Vorstadt aus ist es direkt nicht zu erreichen, weil der Verkehr in der Zuger Innenstadt im Kreisverkehr geführt wird. 

Doch wie steht es mit den Tarifen? Ein zentraler Streitpunkt in der Parkraumdebatte ist, dass Parkplätze in Parkhäusern teurer als Aussenparkplätze seien. Und so motorisierte Kunden der Innenstadtgeschäfte abgeschreckt würden.

Das Publikum steht hier noch unter dem Eindruck der Gebührenerhöhung Anfang Jahr. Vorher kosteten städtische Aussenparkplätze nahezu nichts – ein paar Fünfzig-Rappen-Stücke in der Tasche teichten allemal. Nun hat sich einiges verändert.

Aussenparkplätze teurer als das Parkhaus

So ergibt der Faktencheck nun: Städtischen Aussenparkplätze in der Innenstadt sind mittlerweile am Tag teurer als viele Parkhäuser. Eine Stunde kostet zwei Franken, zwei Stunden vier Franken.

Allerdings ist Parkieren an der frischen Luft nach 19 Uhr gratis. Das fällt ins Gewicht für Restaurantbesucher – nicht aber für Ladenkunden. Denn die Shops sind nachts geschlossen.

Um die Frage zu klären, ob die Zuger Parkhäuser teuer sind, vergleichen wir die Tarife des Casino-Parkhauses in Zug mit jenem des Urania-Parkhauses in Zürich und des Löwencenters in Luzern und finden heraus: Die Zuger Preise betragen nur ein Bruchteil der Zürcher Preise und bewegen sich knapp auf Luzerner Niveau.

 

 

Hui und Pfui am Zuger Bundesplatz

Freilich sind Zuger Preise nicht gleich Zuger Preise – innerhalb der Kleinstadt gibt es gewaltige Unterschiede. Die städtischen Parkhäuser im Zentrum gehören zu den günstigeren Anbietern. Das neue Parkhaus am Postplatz ist nicht viel teurer – und gerade für Kurzparkierer noch günstiger als die städtischen Anlagen beim Casino und der Frauensteinmatt.

Erstaunlich günstig: Parking am Bundesplatz.

Erstaunlich günstig: Parking am Bundesplatz.

(Bild: mam)

Luxus und Discount-Parkhäuser gibt es am Bundeplatz. Der Cityparking unter der Buchhandlung Bücher Balmer zum Beispiel ist für einen Einkaufsausflug von einigen Stunden das Teuerste auf dem Stadtboden, während umgekehrt der Parking unter dem Warenhaus Coop-City vor allem bei längerer Verweildauer erstaunlich günstig ist – und das obwohl gleich nebenan auf dem Aussenparking des Dreispitzplatz der dichteste Suchverkehr der Stadt zirkuliert – viele Autofahrer warten lieber eine Viertelstunde oder länger, anstatt ins Parkhaus zu fahren.

 

 

10 Franken pro Stunde fürs Parkieren

Unterschiede ergeben sich auch aus der Benutzungsdauer der Parkplätze. Während viele private Parkhäuser mit älterer Infrastruktur für kurze Zeit teurer sind als die städtischen Refugien – werden sie auf lange Dauer billiger. Exemplarisch zu beobachten beim Parkhaus an der Poststrasse, wo die Entgelte noch über eine Parkuhr eingezogen werden – nur schade, dass es dort lediglich acht öffentliche Parkplätze gibt – der Rest wurde an Dauermieter vergeben.

Krass ist der Preisunterschied in der Neustadtpassage: In den ersten Sunden fallen moderate Gebühren an – ab der vierten Stunde schlägt jede zusätzliche mit 10 Franken zu Buche.

Die Vergesslichen werden abgezockt

Enorm werden die Unterschiede für vergessliche Zeitgenossen: In einigen Parkhäusern fallen bei Ticketverlust 80 Franken Gebühr an – in den städtischen Parkhäusern beträgt sie immer noch 50 Franken. Günstiger wird es bei der Einkaufsallee Metalli – hier kostet das Verlieren des Parkscheins noch 40 Franken. Ausserdem sind die Hauswarte dort kulant mit gestressten Shopoholics, die den Kopf nicht beieinander haben.

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