Gesang, Spott und Hohn am «komische Frytig»

Wenn sie Verse brönzeln, dann lachen sie – meistens

Das «Echo vom Pulverturm» an der Värslibrönzlete. (Bild: uus)

Die erste Värslibrönzlete sorgte für proppenvolle Beizen in der Stadt Luzern. Während das Publikum schunkelte, schwankte die Qualität der Darbietungen teilweise, fiel aber nicht.

Da intrigieren sie wieder. Lange war die eigentliche Beizenfasnacht in der Stadt Luzern fast ausgestorben (zentralplus berichtete). Mit der Värslibrönzelte setzten die drei Fasnachtsgrössen Herbert Gut, Peti Federer und Kurt Sidler gewissermassen den Defibrillator an – und gemessen am Applaus ist die Wiederbelebung auch gelungen.

Am komischen Freitag nun wurde also gereimt, gesungen und gespottet. Dabei verschob sich die Gürtellinie auch schon mal etwas nach unten, bevor das Niveau wieder zum Steigflug ansetzte – es ist Fasnacht. Klimaaktivistin Greta und die Luzerner Politik bekamen dabei ihr Fett weg, genauso wie die Frauenbewegung oder Dauerbrenner Trump, der «Kasperli» aus Amerika.

Die drei Köpfe der «Värsli-Brönzlete: Herbert Gut, Peti Federer und Kurt Sidler (von links nach rechts) im Restaurant «Lapin».

Wichtig war den Machern, sich von den Basler Kollegen abzugrenzen, deren Schnitzelbänke sie keinesfalls imitieren wollten. Das war allein schon wegen dem Lozärner Dialekt eigentlich kaum möglich. Trotzdem dürfte der eine oder andere ein bisschen erschrocken sein ob der einleitenden Verse der «Zunft zu Gordonblööö»:

Ei du scheene, ei du scheene, ei du scheene Schnitzelbangg
Jo sälli zämme – sind d’Luzärner ned bache
Diend alles uns Baasler – nooochemache

Vor kurzem hend’s gfiired – Geburtstag, en runde
Doch d’Guuggemuuusig – hend mier Basler erfunde
Ond jetzt chöme doch – so huere Pfiiffe
Fend au no a – met Värsli schiffe

Die Auflösung folgte auf dem Fuss:

Huereaff, Lozärner Dialekt, laut: E sone huere blöööde Seich Die Basler send soooo biirreweich
Hend kei Angscht – ehr liebe Lüüt
Met Schnitzelbank – hend mier z’tue nüd

Die vielen Päpste und Politiker

Ob Pfister Geri, Januela Most oder «Soili Poili» vom Regierungsrat – Politiker waren immer wieder Zielscheibe der Vörslibrönzler. Die Atmosphäre in den sieben proppenvollen Beizen wiedergeben zu wollen, ist in dieser Form kaum möglich. Eine kleine Auswahl von Sprüchen wollen wir aber nicht vorenthalten.

Wir beginnen mit den drei Päpsten von Urbi@orbi, deren Auftritte zu den Highlights dieser ersten Värslibrönzlete gezählt werden dürfen. Hier wird ein aspirierender Stadtpräsident auf die Schippe genommen:

Wonschtröim
De Martin Merki wär halt gärn
neue Stapi vom schöne Lozärn Gwössi glaubid, är hed kei Brot
är esch ned grüen und au zwenig rot

Ond leider esch de Martin kei Frau
wohnt ned z’Rüssbüel ond au ned z’Littau So werd d’FDP witer uf s’Stapi-Amt plange wie öbrigens au uf Bypass ond Spange

Das Politische mit dem Geistlichen in einen Topf werfen, das können übrigens auch die G'wunderchräie:

Das berühmte C

De Papst wott gly üsi Schwiiz cho b’sueche,
das chostet viel, iehr müend nid flueche:
Alles zahlt de Vatikan,
es isch drum wichtig, s’isch kei Wahn.
Är bättet drum, es mög ihm g’linge,
im Pfister wieder s C go bringe.

Ein unsichtbares Tier und Greta-Sprüche

Auch die Pfotteri-Motters aus Malters beschäftigten sich mit Dingen, von denen man nicht genau weiss, ob es sie gibt:

Hallwilersee, Hallwilersee
Ech gloub ech ha e Kaiman gseeh
Das esch es chliises Krokodil
Wo söscht nor schwemmt im grosse Nil
E Kaiman schwemmt im Hallwilersee
Doch kei Mann het de Kaiman gseh

Wir bleiben noch kurz bei den Pfotteri-Motters, die einen sehr gelungenen Auftritt hinlegten. Auch sie konnten sich einen Seitenhieb auf Greta Thunberg nicht verkneifen (notabene einer der besseren Verse):

Das Gläfer vo de Greta
Dass die Triibgas etz müend senke
Das duet üs aber jetzt allmählich
Zemlich gruusig stenke
Die söll etz höre läfere
de hätted mer ändlich Rueh
ond wenn d’Greta nüd meh seid
de nänd die Gas ou nömme zue

Das Publikum in den Beizen reagierte auf die Auftritte unterschiedlich – mal lachten sie im Schweizerhof, während im Rebstock bei derselben Pointe eine Schweigesekunde lang inne gehalten wurde.

Diese Unterschiede machen aber gerade auch den Reiz einer solchen Veranstaltung aus. Eine Veranstaltung, die nicht jedermanns Sache ist, aber mit Sicherheit eine Bereicherung für die Luzerner Fasnacht.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 23.02.2020, 12:15 Uhr

    Eher peinliche und holprige Angelegenheit. Gehört nicht zur Kernkompetenz der Luzerner Fasnacht und darf auch wieder verschwinden.

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    • Profilfoto von Martin Schleiss
      Martin Schleiss, 23.02.2020, 20:23 Uhr

      Laut Ihren kommentaren ist so ziemlich alles peinlich an der Luzerner Fasnacht. Wenn Sie die Fasnacht nicht mögen, ist das Ihre Sache. Aber warum alles schlecht machen?

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