Fabio Celestini gewinnt auch sein zweites Spiel

Wenn sich der FCL sein Glück gegen YB erkämpft

So feiern Sieger: Pascal Schürpf auf dem Rücken von FCL-Torhüter Marius Müller (links Francesco Margiotta). (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der FC Luzern kann es unter seinem neuen Chef Fabio Celestini nicht nur auf attraktive Art und Weise, sondern auch mit Herz und Kampf. Das Ergebnis des Spielplans bleibt das gleiche: Der FCL gewinnt – dieses Mal 2:0 gegen Tabellenführer YB. Es war ein Spiel auf zwei Ebenen.

Er fühlte sich benachteiligt. Und das drückten seine Gesten unmissverständlich aus: Fabio Celestini breitete die Arme aus, schüttelte den Kopf und diskutierte mit dem vierten Offiziellen an der Seitenlinie, wenn ihm ein Entscheid von Spielleiter Lionel Tschudi nicht passte.

Als YB-Verteidiger Fabian Lustenberger in der 68. Minute rücksichtslos gegen Tsiy Ndenge einstieg und der Pfiff ausblieb, verstand der FCL-Trainer die Welt nicht mehr. «Das war eine klare gelbe Karte. Ich habe mehrfach nicht verstanden, warum ein Kontakt, den einer meiner Spieler in einem der vielen Zweikämpfe herbeiführte, anders bewertet wird als umgekehrt», sagte Celestini hinterher zu zentralplus.

«Die zweite gelbe Karte gegen Zesiger dünkt mich hart. Die erste kassierte der Spieler auf unnötige Weise.»

YB-Trainer Gerardo Seoane

Sein Unverständnis sollte sich noch auszahlen in einer von YB überlegen geführten Partie, in der es vor 9’931 Zuschauern bloss eine Frage der Zeit schien, bis die Mannschaft des früheren FCL-Trainers Gerardo Seoane in Führung ging.

Doch so weit sollte es nie kommen. In der 74. Minute, als der unauffällige Luzerner «M&M»-Sturm bereits unter der Dusche stand (zentralplus berichtete), pfiff Tschudi einen Freistoss nahe der Berner Strafraumgrenze nach einem Laufduell zwischen Cédric Zesiger und FCL-Offensivspieler Ryder Matos. Den Berner stellte er wegen eines Zupfens am Dress des Gegenspielers mit der zweiten gelben Karte vom Platz. Hätte der Schiedsrichter seine bisherige Linie beibehalten, hätte er weiterlaufen lassen.

Celestini mit spitzbübischem Lachen

Seoane sagte zur Szene: «Die zweite gelbe Karte gegen Zesiger dünkt mich hart. Die erste kassierte der Spieler auf unnötige Weise.» Und ergänzte: «Klar, der Platzverweis gegen uns hat das Spiel verändert, aber der Knackpunkt war unsere Ineffizienz im Umgang mit den Halbchancen.»

Und Celestini? Zum Ende der medialen Fragerunde lachte er auf eine entsprechende Frage von zentralplus spitzbübisch, verabschiedete sich herzlich und verschwand im langen Kabinengang der Swissporarena.

«Wir wären ja wahnsinnig gewesen, hätten wir es von hinten heraus versucht.»

FCL-Antreiber Pascal Schürpf

YB zu zehnt konnte die Umklammerung der Luzerner nicht mehr aufrechterhalten. Und so geriet die andere Ebene des FCL-Spiels zur Entfaltung. «Uns fiel das Verteidigen fortan leichter», gestand FCL-Antreiber Pascal Schürpf.

Die spielentscheidende Idee von Schürpf

Die andere Ebene war Celestinis Plan. Und der war augenfällig anders. Im Gegensatz zum 3:2-Sieg vor einer Woche war der Respekt vor den Fähigkeiten des Gegners offensichtlich um einiges grösser. Goalie Marius Müller schlug von Beginn weg viele lange Bälle in die gegnerische Spielhälfte, um viele Meter Spielfeld zu überwinden.

Der Grund war dafür war ein klarer: YB ist berühmt für sein hohes Gegenpressing. «Wir wären ja wahnsinnig gewesen, hätten wir es von hinten heraus versucht», brachte es Schürpf auf den Punkt.

Der frühere FCL-Captain, der vielleicht nur wegen der Spielsperre gegen Ibrahima Ndiaye ins Aufgebot rückte, hatte die spielentscheidende Idee (81.). «Ich haute den Ball so scharf wie möglich in die Mitte, in der Hoffnung, dass er abgelenkt wird.» Lustenberger, der Nebikoner, tat ihm und seinem Stammverein den Gefallen.

«Die Mentalität, das Herz und der Kopf sind da.»

Fabio Celestini

Praktisch mit dem Schlusspfiff traf der eingewechselte Blessing Eleke per Abstauber noch zum 2:0. Der FCL-Torschütze umarmte jeden, der seinen Weg kreuzte, und zum Schluss seinen Trainer Fabio Celestini. Eine sinnbildliche Szene: Es war ein Luzerner Sieg des unbedingten Willens, des Herzens und der Kampfkraft.

FCL weiss genau, was er zu tun hat

«Wir können nicht einfach ‹schüttelen› und glauben, dass es so aufgeht. Deshalb müssen wir alle auf dem Boden bleiben. Gegen YB hat man gesehen, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Das sind 120 Prozent Einsatz – und das entspricht der Seele des FCL», fasste Schürpf einen aussergewöhnlichen Abend in Worte.

Fabio Celestini stellte mit Stolz fest, dass «die Mentalität, das Herz und der Kopf da sind. Damit wollen wir uns Schritt für Schritt der Vorstellung von Fussball nähern, den wir in Zukunft spielen werden.»

Es ist vor allem sein Verdienst, dass die Abstiegsgefahr für die Luzerner innerhalb von bloss zwei Spielen nur noch eine ferne Erinnerung zu sein scheint. Dieser FCL weiss genau, was er auf dem Platz zu tun hat.

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