Luzerner Kulturausblick 2014

Wenn kein Stein auf dem anderen bleibt

Quo vadis Luzerner Kultur? 2014 wird für Kulturschaffende ein richtungsweisendes Jahr. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Umbau der Kulturförderung, einige Jubiläen, neue Pionierprojekte und der heiss erwartete Entscheid vom Salle Modulable-Prozess auf den Bermudas: Das Jahr 2014 wird für die Luzerner Kultur wegweisend und birgt viel Diskussionsstoff.

Der «Planungsbericht über die Kulturförderung des Kantons Luzern» des Regierungsrates an den Kantonsrat Luzern macht beim genauen Durchlesen eines deutlich: In der Luzerner Kulturszene wird künftig kein Stein auf dem anderen bleiben. Die hiesige Kultur wird von Grund auf neu gedacht – im Fokus steht dabei vor allem die Theaterszene. Doch auch im musikalischen Bereich wartet Luzern mit einem Jahr der Superlative auf. zentral+ weiss: 2014 wird zum Jahr der Kultur. Ob sich die Dinge zum Guten oder Schlechten wenden, wird sich zeigen.

Neuer Theatersaal öffnet spätestens 2022

Was schon länger zur Diskussion steht, wird im Planungsbericht zur Kulturförderung des Kantons Luzern vom März 2013 unmissverständlich festgehalten: Das Theaterhaus an der Reuss ist in die Jahre gekommen, im Fokus steht nun ein Neubau. Während in den letzten Jahren auch eine Renovation als mögliche Lösung in Betracht gezogen wurde, führt jetzt scheinbar nichts mehr an einem Neubau vorbei. Laut dem Bericht kann der budgetierte Eigenfinanzierungsgrad von 20 Prozent mit dem jetztigen Theater nicht erreicht werden. «Aus Sicht der Verantwortlichen hängt dies auch mit der Infrastruktur und dem Raumangebot des Theatergebäudes zusammen: Diese bestimme die Grenze des künstlerisch und technisch Machbaren, der Produktivität und des sicherheitstechnisch Vertretbaren und sie beeinflusst die Attraktivität für Zuschauer und Sponsoren», heisst es im Planungsbericht.

Derweil wird der Startschuss zur Diskussion einer neuen Theaterstätte wohl auf den Bermudas gefällt. Dort entscheidet sich anfangs Januar, ob die Stiftung Salle Modulable die über 100 Millionen Franken im «Butterfield Trust» zugesprochen bekommt oder nicht (zentral+ berichtete). Falls diese Donation doch noch den Weg nach Luzern findet, wäre die Frage nach den Baukosten für den neuen Theatertempel wohl geklärt. Ungeklärt bliebe aber die Frage, wie die Betriebskosten dieser neuen Bühne künftig geregelt würden. Und was Kulturschaffende wohl noch mehr interessiert: Welche Inhalte würden in diesem neuen Theaterhaus – welches geographisch nahe an das KKL Luzern gebaut werden soll – überhaupt angeboten werden?

Welche Sparten dürfen es sein?

So einig man sich über einen Neubau des Luzerner Theaters ist, umso vielschichtiger sind die Ansprüche, welche Sparten in diesem neuen Haus angeboten werden sollen. Es ist die Rede von Oper, Schauspiel, Musiktheater, Tanz und auch spartenübergreifenden Produktionen. Dabei sollen aber nicht nur Eigenproduktionen, sondern auch Gastspiele Platz finden. Gestärkt wird ziemlich sicher die Freie Szene aus dem Prozess hervorgehen. Im Planungsbericht des Regierungsrates an den Kantonsrat Luzern wird festgehalten, dass diese zur Zeit massiv unterfinanziert ist. Der Freien Szene sollen mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden und es ist ebenfalls angedacht, das Kulturzentrum Südpol für sie zu einem Produktionsort zu erweitern.

In eigener Sache: Kulturblock

Der Ausblick auf das Luzerner Kulturleben 2014 zeigt, dass nicht nur Veranstaltungen für viel Betrieb sorgen werden, sondern auch viele kulturpolitische Debatten über den Theaterplatz Luzern oder den Gerichtsentscheid in Sachen Salle Modulable.

Zudem dürfte die Überarbeitung der kantonalen Kulturförderung ebenfalls für viele Diskussionen sorgen. zentral+ neuster Blog möchte eine Plattform bieten, um diese vielen Gespräche zu begleiten und bietet so im «Kulturblock» 14 Autoren und Autorinnen die Gelegenheit, die Kultur aus ihrem je eigenen Blickwinkel zu betrachten.

In regelmässigen Abständen berichten die Schreibenden in elf Kategorien über das Kulturleben und geben Denkanstösse.

Zurzeit wird der Diskurs noch von vielen Konjunktiven geprägt. Dies hält auch der künstlerische Leiter des Luzerner Theaters, Dominique Mentha, fest: «Die Vorgabe, dass 2022 ein neues Theaterhaus eröffnen soll, ist nicht in Stein gemeisselt. Fakt ist: Luzern braucht ein neues Theater und entscheidend ist, dass es im Zentrum gebaut wird.» Dabei können laut Mentha die Gelder der Salle Modulable helfen, obwohl die Richtigkeit deren Verwendung für ein neues Theater erst abgeklärt werden müssten. So oder so: Luzern wird also ein neues Theater erhalten. Bekommt im Gegenzug die Alternative Szene das unlängst geforderte Kulturhaus nahe am Wasser, sprich: Wird aus dem alten Theaterhaus an der Reuss ein neuer kultureller Treffpunkt? Das auch schon geforderte Volkshaus? Diese Fragen werden 2014 intensiver geklärt werden.

«Think Tank» soll Diskussions-Grundlage liefern

Als nächster Schritt werde ein «Think Tank» mit Fachleuten aus Europa über die Ausgangslage in Luzern beraten. Dann würden die Diskussionen um die Sparten eine Grundlage erhalten und erst danach werde man überhaupt einen Grund haben, sich über die Entwicklung aufzuregen. Dabei hält Mentha selbst an der bisherigen Sparten-Struktur fest: «Aus meiner Sicht müssen auch künftig alle drei Sparten berücksichtigt werden, da Luzern alle drei Sparten verdient und auch braucht. Was Einsparungen, Streichungen von Sparten, Vermietungen, etc. betrifft, so sind das heute alles Spekulationen.»

«Die alte Tante Luzerner Theater ist immer noch sehr vital.»

Dominique Mentha, Künstlerischer Leiter Luzerner Theater

Dominique Mentha selbst wird 2014 sein 10-jähriges Jubiläum als künstlerischer Leiter des Luzerner Theaters zwar erleben, aber nicht feiern: «Mein zehnjähriges Jubiläum steht für mich nicht im Vordergrund. In der Spielzeit 2014/15 wird das Luzerner Theater 175 Jahre alt. Das ist wichtiger als zehn Jahre Mentha. In meinem Kopf habe ich ein Motto für das 175. Jubiläum des Luzerner Theaters: Ein Plädoyer für ein Theater – die alte Tante Luzerner Theater ist immer noch sehr vital.» Eine spezielle Vorführung zu seinem Jubiläum schliesst Mentha aus, behält sich aber vor, 2016 etwas Persönliches auf die Beine zu stellen, da er dann sein Amt als künstlerischer Leiter niederlegen wird.

Zehn Jahre Treibhaus und Geburtsstunde von LuLi

Nachdem die meisten etablierten Kulturhäuser ihre Jubiläen hinter sich haben, feiert 2014 das Jugendkulturhaus Treibhaus sein zehnjähriges Bestehen. Erst noch im Herbst 2013 sorgte das Treibhaus ungewollt für Schlagzeilen, nachdem bekannt wurde, dass der Jugendsender Radio 3FACH das Haus von der Trägerschaft Stadt Luzern übernehmen wollte (zentral+ berichtete). Diese Übernahme scheint nach erneuter Nachfrage von zentral+ vorläufig vom Tisch und das Treibhaus kann unabhängig und auch künftig unter der Obhut der Stadt mit der Planung der Feierlichkeiten beginnen. 

Gute Nachrichten gibt es für Konzertliebhaber. Nachdem das Veranstaltungsmagazin «Reagenz» Ende Sommer 2013 seine letzte Ausgabe veröffentlichte, begannen die vier Luzerner Clubs Treibhaus, Schüür, Südpol und Sedel mit der Planung eines eigenen Veranstaltungskalenders. Dieser erscheint nun Anfangs Januar in Form einer Applikation für Smartphones (Android und iOS). zentral+ durfte einen ersten Augenschein nehmen: LuLi (für Luzern Live) provoziert mit knallgrüner Farbe und bietet einen Überblick auf das Luzerner Ausgangsleben in den alternativen Kulturhäusern. Dabei setzt LuLi auf Interaktivität und überzeugt durch diverse Verlosungen von Konzerttickets. Jüngst wurde der Verein «Luzerner Live App» mit einem 20’000 Franken dotierten Kulturpreis des Migros-Kulturprozentes ausgezeichnet, um die Entwicklung der App über die nächsten zwei Jahre fortführen zu können.

Traditionelles feiert, Neues beginnt

1995 begann im ehemaligen Rollerpalast in der Luzerner Tribschenstadt die Geschichte des Luzerner Blues Festivals. Mit einem bescheidenen Budget von 35’000 Franken stellten – laut eigener Homepage – eine «Handvoll Blues Verrückte» einen Anlass auf die Beine, der 2014 bereits seine 20. Ausgabe feiert. Mittlerweile dauert das Festival über eine Woche und das Budget nahm über die Jahre auf rund eine Million Franken zu. «Wir hatten zu Beginn nie das Gefühl, etwas so Dauerhaftes auf die Beine zu stellen», lässt Präsident Guido Schmidt wissen. «Wir wollten einfach einen Top-Anlass auf die Beine stellen. Dieser ist dann immer mehr und mehr gewachsen». Das Jubiläum werde sicherlich im OK gefeiert, ein spezielles Programm soll aber nicht auf die Beine gestellt werden, da laut Schmidt «das Programm jedes Jahr jubiläumswürdig ist».

Ein Startschuss in eine hoffentlich neue Ära der Luzerner Konzertgeschichte fällt am 21. Juni in der Swissporarena. Das erstmalig durchgeführte «Allmend Rockt» soll 19’000 Konzertbesucher in das Fussballstadion locken und für den bisher grössten Live-Event in der Zentralschweizer Geschichte sorgen (zentral+ berichtete). Aber nicht nur die Swissporarena wartet mit einem grossen Live-Spektakel auf, auch das von Radio 3FACH organisierte «Funk am See» kehrt im gewohnten zwei Jahre-Rhythmus auf die Lidowiese zurück.

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