Highlights der Luzerner Fasnachtszeitung

Wenn Frauen zur Dekoration verkommen

Der Luzerner Knallfrosch ist ab sofort erhältlich. (Bild: les)

Er ist da: der neue Knallfrosch. Die Luzerner Fasnachtszeitung dieses Jahr unter dem Titel «das KNALLharte Männermagazin». Natürlich eine Anspielung auf den nur von Männern besetzten Regierungsrat. Doch das Satireblatt wartet auch mit anderen Geschichten auf. zentral+ präsentiert ein Best-of.

Der Knallfrosch titelt geradeaus: Unbefriedigende Situation führt zu Puff. Und fährt gleich weiter mit: ≠Oléwirfahrninspuffnachbarcelona. Schamlos. Anstandslos. Respektlos. Diese Ausgabe gefällt uns sehr. Hier wird auf den Putz gehauen. Und nach links und rechts Schläge verteilt. Wir präsentieren ein kurzes Best-of der Fasnachtszeitung.

In erster Linie Männersache

Unter dem Motto «das knallharte Männermagazin» sorgt die Luzerner Fasnachts-Satirezeitung landauf, landab für grosses Gelächter. Highlight der diesjährigen Zeitung: die Top 10 der Luzerner Herrenklübbli. «Vorbei sind monatliche Unpässlichkeiten, der Gschpürschmi-Linksverkehr ist einer rechtsbürgerlichen Excel-Mentalität gewichen.» Tatsächlich hat der Kanton, seit die SVP mit Paul Winiker den Sitz der zurückgetretenen SP-Frau Yvonne Schärli eroberte, keine Frau mehr in der Regierung. Doch nicht nur der Regierungsrat, auch der Luzerner Stadtrat ist beim Knallfrosch ein Männergrüppchen. Da wird doch bei der Manuel(a) Jost einfach das A weggelassen. «Urs, Manuel, Stefan, Martin und Adrian – ein reines Männerklübbli eben.»

Der Knallfrosch kann etwa Gedanken lesen:

Die Luzerner Männerregierung mit Begleitung.

Die Luzerner Männerregierung mit Begleitung.

Oder Ratschläge verteilen:

Frauen, es sieht schlecht aus. Der Knallfrosch mit einer Weiterbildung.

Frauen, es sieht schlecht aus. Der Knallfrosch mit einer Weiterbildung.

(Bild: les)

Ach, die Frauen

Ganz köstlich ist auch ein Artikel mit dem Titel «Der frauenlose Kanton». «Frauen würden keine politische Karriere anstreben. Viel lieber putzen die ihren Gatten die Schuhe und stehen am Herd oder auf dem Personaltrainer, machen Yoga und saufen beim Beautydoc ein Cüpli und bringen die Kids im Siuwie in die Lernanstalten.» Für das politische Geschwafel rund um politische Zusammenhänge bleibe da schlicht keine Zeit.

Und der Knallfrosch begrüsst sogar, dass der Kanton von Männern regiert wird. Denn schliesslich sei der Mann doch das starke Geschlecht. «Junge und normale Frauen können sich nun endlich an starke Schultern lehnen und sich nächste Weihnachten die Sissi-Trilogie reinziehen.»

Auf der Titelseite thront die Regierung. Im Hintergrund die nicht gewählte SP-Kandidatin Felicitas Zopfi.

Auf der Titelseite thront die Regierung. Im Hintergrund die nicht gewählte SP-Kandidatin Felicitas Zopfi.

88. Ausgabe

Benno Zurfluh ist der Oberknallfrosch. Eigentlich das Sprachrohr und der einzige bekannte Kopf der Satirezeitung. «Es stimmt, unsere Redaktion operiert im Geheimen.» Und das seit 1928 im Auftrag der Wey-Zunft. «Mit dem Knallfrosch wollen wir eine Woche vor der Fasnacht lustige Geschichten präsentieren und die Vorfreude auf die rüüdig schöne Zeit steigern», sagt Zurfluh. Dies geschehe immer unter einem Oberthema – dieses Jahr die ausschliesslich männlich geführte Kantonsregierung.

Satirezeitung gratis erhältlich

Der Knallfrosch wird 55’000 Mal gedruckt und ist kostenlos erhältlich – solange der Vorrat reicht. Man bekommt ihn beispielsweise bei den Avia-Schätzle-Tankstellen. Das Heft ist 80 Seiten dick, 42 davon sind redaktioneller Inhalt, der Rest Inserate.

Obwohl natürlich schon die Oberen, also Regierungs- und Stadträte, auf die Schippe genommen werden, will der Knallfrosch überhaupt nicht politisieren. Dementsprechend positiv sind auch die Rückmeldungen der Attackierten. Zurfluh sagt sogar: «Für die Politiker ist es eine Ehre, ja fast ein Muss, im Knallfrosch drangenommen zu werden. Wer nicht lustig ist, ist langweilig und uninteressant. Und das wollen Politiker unter allen Umständen vermeiden.»

Rechtsanwalt prüft die Sache

Gibt es Grenzen, wollten wir vom Oberknallfrosch wissen. Benno Zurfluh bejaht. «Wir greifen niemanden unter der Gürtellinie an und sind auch mit persönlichen Angriffen zurückhaltend.» Der Grat ist schmal zwischen Satire und Beleidigung. Und das Ganze könnte auch rechtlich schnell problematisch werden. Doch Zurfluh und seine Kameraden sorgen vor. «Die Endfassung wird von einem Rechtsanwalt geprüft. Wir gehen kein Risiko ein und wollen, dass die Sache ‹verdhebt›», sagt er.

Highlights noch und nöcher

Natürlich gibt es noch viel mehr im Knallfrosch. Ein paar Schmankerln der Lektüre gibt’s zum Schluss:

Riite Ritte Rössli
uf em Gütsch do schtoht es Schlössli,
es ganz es sältsam komischs Huus,
wo luegid drei Mareie drus:
die einte die schpinnt Siide,
ide zwöiti schnätzled Chriide,
die dritti die schpinnt Haberschtroh.
S’isch wieder e Coch abhande cho!

Auch ganz passend, der Artikel unter dem Titel «Lieber eine Uhr kaufen, statt ein Bier saufen», der sich mit den Entwicklungen der Luzerner Altstadt befasst.

Oder die Sparübungen des Kantons:

Tönnd Schtüüre sänke! Tönnd Schtüüre sänke!
Tönnd au chli a die arme Riiche dänke!
Tönnd au Konschtschuele sofort schliesse
Denn nor met Konscht tönnd kei Akziekors i d’Hööchi schiesse.

zentral+ war bei der Niederkunft des Knallfrosches vor Ort. Sehen Sie hier die Fotos dazu.

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