Zuger Verteilschlüssel soll durchgesetzt werden

Wenn die Villa dem Asylzentrum im Wege steht

Der Männertrakt im Asylzentrum Gubel.

(Bild: zvg)

Den Verteilschlüssel für die Zuger Asylheime mit Druck durchzusetzen, darüber verhandelt am Donnerstag der Kantonsrat. Schenkt man den Gemeinden aber Gehör, wird reines Muskelspiel des Kantons nicht helfen. Solidarität sei gefragt.

Wo sollen die Asylbewerber hin? Für diese Frage existiert im Kanton Zug ein Verteilschlüssel. Welche Gemeinde wie vielen Asylbewerbern Plätze zur Verfügung stellen soll, ist im Kanton Zug mit einem Verteilschlüssel entsprechend den Bevölkerungszahlen geregelt. Nur: Soll- und Ist-Zustand klaffen auseinander. Während einige Gemeinden wie Unterägeri die doppelte Anzahl Plätze für Bewerber zur Verfügung stellt, hinken andere Gemeinden dem Soll hinterher. (Siehe Tabelle am Ende des Artikels.)

Nun will eine Motion von Thomas Werner, SVP Kantonsrat aus Unterägeri, die Schraube anziehen und den Verteilschlüssel mit Druck bei den Gemeinden durchsetzen. Dies im Rahmen des neuen Sozialhilfegesetzes. Reines Muskelspiel des Kantons wird aber nur schwer zum Ziel führen, hört man die Stimmen in den betroffenen Gemeinden.

Walchwil ist finanziell uninteressant

Walchwil hinkt seinem Soll von aktuell 34 Plätzen um gut die Hälfte hinterher. Das sei aber nicht eine Frage des fehlenden Willens, eher der bestehenden Immobilienpreise, sagt Gemeindepräsident Tobias Hürlimann: «Für den Kanton ist es natürlich interessanter, beispielsweise in Unterägeri günstig eine Wohnung anzumieten, als in Walchwil ein Terrassenhaus mit Seesicht.» Es sei so gesehen wohl auch einfach eine finanzielle Überlegung, meint Tobias Hürlimann weiter.

«Im Gegensatz zu Unterägeri, wo Besitzer aktiv zum Kanton gehen um so ihre Altliegenschaften zu vermieten, sei nur schon die topografische Situation in Walchwil eine andere.» Es hätte schon genügend freien Wohnraum in Walchwil, nur: «Ob der Kanton jetzt ein exklusives Haus an bester Lage anmieten will, ist fraglich.»

Die Solidarität ist da

Anscheinend gebe es in Unterägeri einfach mehr geeignete Wohnungen als anderswo, erklärt Josef Ribary, Gemeindepräsident von Unterägeri. «Ich glaube nicht, dass man als Gemeinde noch versucht, sich zu drücken, um eventuelle spätere Sozialhilfeleistungen zu umgehen», sagt Ribary. Das sei vorbei. «Die Gemeindepräsidenten sprechen ja auch untereinander, und ich glaube jeder sieht ein, dass die Kosten eben gleichmässig im Kanton verteilt sein müssen.» Die Solidarität sei also grundsätzlich da.

Schlicht zuwenig Liegenschaften hat dagegen die Gemeinde Neuheim, die aktuell bloss ein Fünftel der benötigten Plätze zur Verfügung stellen kann. Bei einem Verteilschlüssel nach Bevölkerung müsste die Gemeinde zwar bloss 19 Asylbewerbern ein Dach über dem Kopf bieten, doch in einem Dorf von knapp zweitausend Einwohnern wird selbst das zur Herausforderung. «Die Wohnungen, die wir dem Kanton anboten, haben den feuerpolizeilichen Richtlinien nicht entsprochen», erklärt Gemeindepräsident Tobias Hürlimann.

«Der Wille ist auf jeden Fall da»

Doch auch Neuheim wolle seinen Teil zu einem funktionierenden Verteilschlüssel beitragen und sei in der Planung für ein Asylheim, das statt der verlangten 19 Betten zirka 60 Bewerbern Platz böte. «Natürlich muss das Projekt erst noch durch alle Instanzen, der Wille ist aber auf jeden Fall da.»

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