Neue Fliegerausstellung in Luzern eröffnet

Wenn der Verkehrshaus-Chef von der Armee einen neuen Kampfjet fordert

Luftwaffen-Kommandant Bernhard Müller (rechts) macht sich für die Landung des Helikopters bereit.

(Bild: jwy)

Im Verkehrshaus hat am Dienstag die neue Sonderausstellung «Die Schweiz fliegt!» eröffnet. Neben reichlich Lärm von einem Helikopter gab’s vor allem eins: Faszination. Ist das Ganze mehr als eine grosse Werbetrommel für die Schweizer Luftfahrt?

Alle wurden sie zu Kindern. Nicht dass die Anwesenden jung waren, eher fortgeschrittenes Alter dominierte das Publikum im vollen Filmtheater. Aber die Aviatik, die Flugzeuge und die emotionalen Voten zu ebendiesen, all das machte die Anwesenden zu Kindern mit leuchtenden Augen.

Verkehrshaus-Chef Martin Bütikofer hatte am Dienstagmorgen zur Eröffnung der neuen Ausstellung «Die Schweiz fliegt!» geladen – und alle waren gekommen: vom 14-jährigen Modellflieger-Pilot, der vor Stolz fast platzte, über Neo-Pilotin Dominique Gisin («Meine beiden grossen Leidenschaften haben mit Pisten zu tun») bis zu Luftwaffen-Kommandant Bernhard Müller, der später in Tarnjacke einen Armeehelikopter in die Verkehrshaus-Arena lotsen sollte.

Die Ausstellung ist eröffnet: Flankiert von Flugbegleiterinnen wird das Band durchschnitten.

Die Ausstellung ist eröffnet: Flankiert von Flugbegleiterinnen wird das Band durchschnitten.

(Bild: jwy)

1972 eröffnet, nun komplett modernisiert

Das Verkehrshaus hat die 1972 eröffnete Fliegerhalle komplett neu inszeniert und legt den Fokus in den nächsten zwei Jahren auf die Luft- und Raumfahrt in all ihren Facetten. Die Halle gehörte damals bei der Eröffnung zur grössten permanenten Luftfahrtausstellung Europas. Und es war damals ein Highlight, dass die Flugobjekte nicht am Boden standen, sondern an Seilen in der Halle hingen. Heute braucht es mehr, es geht interaktiver zu und her und sinnlicher. Aber: «Das Verkehrshaus steht für the real thing», so Bütikofer. Das hat sich nicht geändert.

Die Fliegershow im Video:

 

«Wir wollen der Fliegerei ein Gesicht geben», so Bütikofer, der die Eröffnung vor versammelter Aviatik-Prominenz und Presse nutzte, um immer wieder seine Forderungen zu platzieren. «Vergessen Sie uns nicht», schickte er etwa SVP-Nationalrat und Swiss-Pilot Thomas Hurter nach dessen Rede hinterher. Und seine wiederholte Forderung nach einem ausgemusterten F-5-Jet fürs Verkehrshaus entwickelte sich zum Running Gag. Der Luftwaffenchef dürfte den Wunsch gehört haben.

Eine F-5 fürs Verkehrshaus

Man muss Bütikofer ein grosses Talent für die Inszenierung seiner selbst und der Idee des Verkehrshauses zusprechen. Natürlich war die zweistündige Zeremonie eine einzige grosse PR-Show für die Luftfahrt. In vielen emotionalen Reden ging es immer und immer wieder um das eine: Faszination!

«… die Faszination für das Spiel der Kräfte.»

Dominique Gisin, Ex-Skirennfahrerin

Das hatte spätestens auch dann politischen Charakter, als Bütikofer das Verkehrshaus als Platz anpries, wo der Wahlkampf für die neuen Kampfflieger Anschub erhalten soll oder wo man mit Fluglärmgegnern fernab des Flughafens sachlich diskutieren könne.

Martin Bütikofer, Chef des Verkehrshauses, setzt sich für die Luftfahrt in Szene.

Martin Bütikofer, Chef des Verkehrshauses, setzt sich für die Luftfahrt in Szene.

(Bild: jwy)

Faszination, Motivation, die Bedeutung der Luftfahrt – darum ging’s. Fluglärm? Umweltbelastung? Das habe man im Griff, die Flieger würden schliesslich leiser und effizienter, vom «Flüstern» der neuen Passagierflugzeuge war gar die Rede. «Wir müssen besser werden, dessen sind wir uns sehr bewusst», sagte etwa Thomas Hurter dazu. Bernhard Müller redete lieber von der «wirtschaftlichen und völkerrechtlichen Bedeutung» der Luftwaffe und rührte die Werbetrommel für das anstehende 8-Milliarden-Paket für die Luftverteidigung.

«Wenn sie hängen, sieht es so einfach aus.»

Martin Bütikofer, Direktor Verkehrshaus

Damit es dann nicht zu politisch wurde, dafür sorgte schliesslich ein Modellflieger, der elegant durch das Kino kurvte. Oder auch die Engelberger Ex-Skirennfahrerin Dominique Gisin, die durch eine Knieoperation zur Fliegerei gefunden hatte und heute Pilotin ist. Sie sagte: «Was den Skisport und die Aviatik verbindet, ist die Faszination für das Spiel der Kräfte.» Und es war nicht ganz ohne Ironie, dass sie die «Ruhe in den Bergen» (vom Flugzeug aus!) als weitere Gemeinsamkeit von Skifahren und Fliegen anpries.

Der Heli brachte die Scheren

Und dann eben der Helikopter, der fast die Tischtücher der Apérotische davonwehte. Und hier konnte sich tatsächlich keiner mehr der Faszination der technischen Gewalt entziehen. Der Helikopter lieferte schliesslich weisse Pakete, darin die Scheren, mit denen die Aviatik-Gruppe zu acht und flankiert von Stewardessen das Band zur Ausstellung zerschnitt (nachdem sie noch Scherenschnitte anfertigten). Das war zwar ein inszenatorischer Overkill, aber das Publikum honorierte es mit Applaus und die Kameraleute mit reichlich Geknipse.

Nun war die Ausstellung offen und die Gäste nahmen einen Augenschein. Bütikofer erwartet über Ostern einen ersten Peak (der Eröffnungstermin ist nicht zufällig gewählt). Die Ausstellungsmacher haben Gas gegeben und in den letzten Wochen Tag und Nacht in der Halle verbracht. Weil das Museum 365 Tage im Jahr geöffnet ist, mussten viele Arbeiten in der Nacht erledigt werden. «Wenn sie hängen, sieht es so einfach aus», sagte Bütikofer. Aber irgendwie sind sie halt leise doch schöner.

Das bietet «Die Schweiz fliegt»

Die neue Sonderausstellung deckt gleich mehrere aktuelle Jubiläen ab: 50 Jahre «Aero Suisse», 80 Jahre Pro Aero und 2019 stehen der 100. Jahrestag des Starts der kommerziellen Luftfahrt in der Schweiz und der 50. Jahrestag der Landung auf dem Mond an.

Neu gibt es in der Halle etwa einen Zeppelin-Simulator, ein neues Flugzeugtriebwerk, einen virtuellen 360-Grad-Rundgang in einem Swiss-Flugzeug, eine animierte 50-Quadratmeter-Fläche zur Flugsicherung und neue Modelle für Nostalgiker. Zudem etwa: ein historisches Modell des Zürcher Flughafens, alte Uniformen oder Porträts von Pilotinnen.

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