Welcher FCL-Spieler sich als «Gluggere» den Ausländern annimmt
«Hopp Luzern!», sagte Otar Kakabadze in seinem Begrüssungsvideo auf Twitter. Seit acht Monaten ist der georgische Spieler beim FC Luzern. Wie wurde und wird der 23-jährige Abwehrspieler «Kaka» beim FCL integriert? Wichtiger Bestandteil: Mit dem Erfolg wird auch die Kultur im Klub einfacher. Aber nicht nur, denn da gibt es noch eine «Gluggere», die alle zusammenhält.
«Hey guys, are you ready?» Sabrina Walker begrüsst vier Fussballprofis des FCL an einem Freitagmittag in der Lounge der Donatoren des Stadions. Sie verteilt Lernbücher an die beiden Neuen, Blessing Eleke und Tsiy William Ndenge. «Am Anfang ist Kennenlernen das Wichtigste», sagt die Gymilehrerin, die Deutschunterricht beim FCL erteilt. Und sie spricht den gutgelaunten Sportprofis vor: «Hallo, wie heisst du? – Woher kommen Sie?»
Otar Kakabadze ist schon länger dabei. Er kennt diese Fragen schon, er ist weiter im Programm und schreibt deutsche Sätze: «Heute scheint die Sonne. Das Training war gut.» Zwei Stunden pro Woche lernt er Deutsch, dazu kommen seine Hausaufgaben. Und der 23-jährige Nationalspieler hatte viel Zeit, weil er nach sieben Spielen mit dem FCL vier Monate verletzt ausfiel. Mittlerweile ist er auf dem Weg zurück Mit Georgien hat Kakabadze am Samstag sein Comeback gegen die Schweiz auf internationaler Bühne gegeben (zentralplus berichtete).
Integration mit Il Gwan Jong misslungen
Sprache, Austausch, Kommunikation – das sind die Grundlagen einer guten Integration. Die ist dem FCL vor einem Jahr leider bei einem Profi nicht gelungen: Der koreanische Nationalspieler Il Gwan Jong wurde rund neun Monate vor Ablauf des Vertrages wieder entlassen. «Unser Wille, ihn ins Team zu integrieren, war da – aber dieser sollte auch immer von zwei Seiten vorhanden sein», erklärt Markus Krienbühl, Leiter Marketing und Kommunikation beim FCL.
Integration fängt bei der Sprache an und hört beim Essen auf. Auch die menschliche Komponente kommt da stark zum Tragen: Ist der Einzelne ein Familienmensch, wie ist sein Charakter, was hat er für eine Bildung.
Leader, Mitläufer, Teamplayer oder Egoist?
Und wie ist sein Sozialverhalten: Ist der Profisportler ein Leader oder ein Mitläufer, ist er ein Teamplayer oder ein Egoist. Da gibt es unzählige Kombinationen. Und auch immer wieder solche Sportler, die sich in der Fremde nicht integrieren wollen: Das schlimmstmögliche Szenario ist, wenn Profis neben dem Training nur rumhängen, gar trinken und ins Casino gehen.
Beispiel einer gelungenen Integration ist beim FC Luzern der Georgier Otar Kakabadze, der zuvor schon in Spanien und Dänemark Auslanderfahrung genoss. Er kann sich schon in Restaurants oder im Laden gut verständigen, doch das Interview mit zentralplus macht er dann doch lieber auf Englisch.
«In Spanien redete kaum jemand Englisch.»
Otar Kakabadze, FCL-Verteidiger
Otar Kakabadze sagt: «Ich spreche nebst Georgisch auch andere Sprachen.» Russisch hat er in der Schule gelernt, Englisch spricht er mit den Teamkollegen, und als er in Tarragona in der zweiten Liga Spaniens spielte, lernte er viele Sätze der Landessprache – «denn dort redete kaum jemand Englisch», sagt er.
So begrüsste Otar Kakabadze die FCL-Fans in seinem Begrüssungsvideo auf Twitter:
Der FCL verpflichtet den georgischen Nationalspieler Otar Kakabadze. Herzlich willkommen in Luzern, Otar. Alle News zum Transfer jetzt auf https://t.co/jjz53LPrmA.#FCL #nomeLozärn #seit1901fürimmer pic.twitter.com/KkldARXJhR
— FC Luzern (@FCL_1901) 30. August 2018
Jetzt sitzt Otar Kakabadze am Tisch und bastelt mit seinem Teamkollegen Lazar Cirkovic Sätze wie: «Miguel kommt aus Spanien.» oder «Die Schüler wohnen in Berlin.» Er sei sehr motiviert, sagt seine Lehrerin. Und das stellt auch Markus Krienbühl fest.
Landsmann Valeriane Gvilia vermisst
Ein wenig vermisst Otar Kakabadze zwar seinen georgischen Landsmann Valeriane Gvilia, 24, mit dem er anfangs eine Wohnung im Turm des Stadions teilte. Doch Gvilia ist jetzt weg, er spielt neu in Polen. «Einsam? Nein, das bin ich dann doch nicht ohne ihn», sagt Otar Kakabadze. Er sei viel mit Teamkollegen unterwegs, und immer mal wieder komme seine Familie zu Besuch: einmal der Vater mit seiner Schwester, dann das nächste Mal die Mutter mit dem Bruder.
«Man half mir mit dem Auto und der Wohnung, und man zeigte mir, wo ich einkaufen kann.»
Otar Kakabadze
Otar Kakabadze schätzt sehr, dass man sich in den ersten Tagen nach Ankunft in Luzern nachhaltig um ihn bemühte: «Man half mir mit dem Auto und der Wohnung, und man zeigte mir, wo ich einkaufen kann.»
Ein Göttisystem wie es früher beispielsweise bei den Luzerner NLA-Basketballern mit den US-Profis gepflegt wurde, brauchen die Verantwortlichen beim FCL nicht. Doch falls Otar Kakabadze Probleme hat, wendet er sich gerne an den Spielerrat. Der besteht aus Dave Zibung, Claudio Lustenberger, Pascal Schürpf, Christian Schwegler, Ruben Vargas und Christian Schneuwly. «Die nehmen sich meiner dann an», sagt er zufrieden.
Pascal Schürpf, die «Gluggere»
Vor allem kümmert sich Pascal Schürpf um «Kaka», wie Otar Kakabadzes Übername lautet. Schürpf ist im dritten Jahr beim FCL, er habe eine extrem soziale Ader. «Schürpf will, dass alle im Team sich wohl fühlen – er ist eine Art Gluggere, die für gute Stimmung sorgt und alle zusammenhält», so Marketing- und Kommunikationschef Krienbühl.
Bei Spielern, die längere Verträge haben, sei Integration besonders wichtig, erklärt der Medienverantwortliche: «Sie sollen sich wohl fühlen. Dann bringen sie auch Leistung.»
Otar Kakabadze hat einen Drei-Jahres-Vertrag. Und ihm soll schnell einleuchten, was in der Schweiz wichtig sei für ihn: Lohn, Abgaben und tiefe Steuern sowie andere Benefits. «Wie die Politik funktioniert, naja, das ist eher schwierig», gesteht «Kaka». Schliesslich kann er auch keine Nachrichten am Schweizer TV verstehen. «Noch nicht», lacht er.
«Am Ende des Tages geht es um Fussball – und Siege.»
Markus Krienbühl, Marketing- und Kommunikationschef
Dann macht sich Otar Kakabadze wieder über seine Sätze her: «Heute scheint die Sonne. Das Training war gut.» Um solche Dinge sollte sich sein Leben vorab drehen, vor aller Integration, sagt Markus Krienbühl. Und ergänzt: «Am Ende des Tages geht es um Fussball – und Siege. Dann kommen Zufriedenheit und Teamspirit von allein.»
Auch Cheftrainer Thomas Häberli integriert
Mit dem Erfolg werde auch die Kultur im Klub einfach. Siege schweissen zusammen, und das sei derzeit beim FCL zum Glück wieder der Fall. Auch der neue Cheftrainer Thomas Häberli ist einer, der integriert. Dazu sei die Zusammensetzung von vielen jungen und ein paar erfahrenen Spielern im Kader ideal. Markus Krienbühl: «Der FCL hat Spieler mit Wurzeln aus rund zehn Ländern – und ist damit ein gutes Abbild der Schweiz mit seinen 22 Prozent Ausländern und vielen Doppelbürgern.»
Integration geglückt.
Hinweis: Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Medienpartnerschaft zwischen zentralplus und dem FC Luzern.
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ozne_luzern, 29.03.2019, 10:13 Uhr Ich denke, es ist nicht Ndenge sondern Tia Chef, der Deutsch lernt. Die Bilder belegen dies wohl und Tsiy Ndenge ist in Deutschland aufgewachsen.
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