Vor dem Duell mit seinem Stammklub

Wehrmann: «Der FCL ist unberechenbarer als Feyenoord»

FCL-Mittelfeldspieler Jordy Wehrmann: «Feyenoord hat die besseren Einzelspieler, wir das bessere Team.» (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Seinen bislang grössten Moment im Dress des FC Luzern hatte Jordy Wehrmann, als der 22-jährige Holländer das Siegtor im Cupfinal gegen St. Gallen auf herrliche Art und Weise schoss. Der erste Pokalgewinn seit 29 Jahren bescherte dem FCL das Ticket fürs internationale Geschäft. Mit Feyenoord stellt sich ihm jetzt eine hohe Hürde in den Weg.

Er stiess Anfang dieses Jahres als Leihspieler von Rotterdam zum FCL, um mehr Spielpraxis zu erhalten. Und um den damals gegen den Abstieg kämpfenden Luzernern mehr Stabilität im zentralen Mittelfeld zu verleihen.

Der FCL schaffte mehr als nur den Ligaerhalt – er wurde zum ersten Mal seit 1992 Cupsieger. Und Jordy Wehrmann schloss sich in diesem Sommer definitiv dem Kader von Trainer Fabio Celestini an – ausgestattet mit einem Vertrag bis 2024.

zentralplus: Jordy Wehrmann, am Donnerstag spielt Ihr neuer Arbeitgeber FC Luzern gegen Ihren Stammklub Feyenoord Rotterdam im Hinspiel der European Conference League. Was bedeutet Ihnen Feyenoord?

Jordy Wehrmann: Für gewöhnlich viel – ausser am nächsten und übernächsten Donnerstag (lacht). Ich habe im Alter von sieben Jahren damit begonnen, für diesen Klub zu spielen (zentralplus berichtete). Ich freue mich sehr darauf, gegen Feyenoord spielen zu können.

zentralplus: Sie haben letzte Saison noch sieben Meisterschaftsspiele für Feyenoord gemacht, sind in der Zwischensaison zu den Holländern zurückgekehrt und können es deshalb genau einschätzen: Was sind die Stärken und Schwächen des FCL-Gegners am Donnerstag?

Wehrmann: Feyenoord hat die überragenden Einzelspieler, um den Unterschied auszumachen, und eine gravierende Schwäche kann ich bei diesem Team nicht erkennen.

«Wenn wir Luzerner als Einheit auftreten, mit unserer Energie und Power, dann können wir Feyenoord überraschen.»

zentralplus: Keine vielversprechende Ausgangslage für ein Weiterkommen des FCL.

Wehrmann: Das ist Ihre Schlussfolgerung. Aber wenn wir Luzerner als Einheit auftreten, mit unserer Energie und Power, dann können wir Feyenoord überraschen.

zentralplus: Aber ist es falsch zu sagen, dass Feyenoord im Normalfall deutlich mehr Qualität auf den Platz bringt als der FCL?

Wehrmann: Ein Urteil darüber zu fällen, ist für mich schwierig. Lassen Sie es mich so sagen: Gut 90 Prozent der Feyenoord-Spieler kenne ich sehr gut, und vor diesem Hintergrund weiss ich auch, dass der FCL gute Spieler im Kader hat. Wir haben mehr Spieler, die Tore schiessen können. Wir sind unberechenbarer.

zentralplus: Hollands höchste Liga wird erst in rund zehn Tagen in die Meisterschaft starten. Ein Vorteil für den FCL?

Wehrmann: Ja, das glaube ich. Der FCL hat schon Ernstkämpfe in den Beinen, derweil meine Landsleute mehrheitlich Vorbereitungsspiele ohne grossen Druck zu absolvieren hatten. Wir sind folglich mehr im Rhythmus.

«Hier bin ich Teil einer Mannschaft, die höchst ambitioniert in der obersten Liga ihres Landes spielt.»

zentralplus: Bedauern Sie, dass Sie keine sportliche Perspektive bei Feyenoord hatten in diesem Sommer?

Wehrmann: Natürlich war es als kleiner Junge mein Ziel, mich bei Feyenoord durchsetzen zu können. Aber jetzt bin ich glücklich, in Luzern zu sein. Meine Ausgangslage hier ist grossartig – und die Fans sind es auch.

zentralplus: Warum war der FC Luzern die beste Option für eine Fortsetzung Ihrer Karriere?

Wehrmann: Als ich Anfang dieses Jahres nach Luzern kam, fühlte es sich für mich sofort an, als sei ich zu Hause. Die Klubverantwortlichen und Teamkollegen taten alles dafür, um mir dieses Gefühl zu vermitteln. Und für mich fühlt es sich erst recht gut an, wenn der Trainer versucht, einen Match spielerisch für sich zu entscheiden. Zudem bin ich hier Teil einer Mannschaft, die höchst ambitioniert in der obersten Liga ihres Landes spielt. Jetzt setze ich alles daran, dass ich in meiner Rolle stetig wachsen kann.

zentralplus: Welche Rolle spielte der Cupsieg mit dem FC Luzern bei Ihrer Entscheidung, in die Zentralschweiz zurückzukehren?

Wehrmann: Ganz ehrlich: keine so grosse.

zentralplus: Echt? Warum?

Wehrmann: Auch ohne Cupsieg wären mir die Qualität der Teamkollegen und von Trainer Fabio Celestini haften geblieben.

«Der Coach kennt meine Spielanlage und ich setze alles daran, um unter seiner Führung ein besserer Spieler zu werden.»

zentralplus: Allerdings hatten Sie auf dieser nationalen Bühne einen ganz grossen Auftritt mit ihrem grossartigen siegbringenden 2:1.

Wehrmann: Danke für dieses Kompliment. Allerdings war es auch gleichzeitig mein erstes Tor im Dress der Luzerner. Das macht deutlich: In diesem Bereich muss mehr von mir kommen.

zentralplus: Was ist der Grund, dass Sie in der laufenden Saison noch nicht zum Einsatz gekommen sind?

Wehrmann: Mich plagte ein kleines Knieproblem, das mich davon abhielt, für drei Wochen die Trainingseinheiten mit der Luzerner Mannschaft mitmachen zu können. Aber seit rund einer Woche fühle ich mich zu 100 Prozent fit und einsatzbereit.

zentralplus: Sie haben einen neuen Dreijahresvertrag mit dem FCL unterschrieben. Was ist der Plan, den der Klub mit Ihnen verfolgt?

Wehrmann: Ich spüre das Vertrauen der sportlichen Verantwortlichen in mich. Und ich möchte so viele Ernstkämpfe wie möglich bestreiten. Der Coach kennt meine Spielanlage und ich setze alles daran, um unter seiner Führung ein besserer Spieler zu werden.

zentralplus: Beschreiben Sie bitte Ihr Verhältnis zu Coach Fabio Celestini!

Wehrmann: Er ist einer, der 100 Prozent von seinen Spielern abrufen will. Ein grosser Motivator. Und er sagt dir, was du gut machst und gleichzeitig, woran du arbeiten musst. Darum weiss ich genau, was von mir verlangt wird. Fabio Celestini vertraue ich, dass er mich auf ein höheres Niveau bringen wird.

zentralplus: Sie haben vom Toreschiessen als einem der Bereiche geredet, die Sie im FCL verbessern wollen. Gibt es noch weitere?

Wehrmann: Aber sicher. Ich arbeite auch daran, die Intensität meiner Spielweise auf ein höheres Level zu heben. Und in meinen Leistungen muss ich konstanter werden.

zentralplus: Gegen St. Gallen hat Marvin Schulz die rote Karte kassiert und dafür drei Spielsperren eingefangen. Sind Sie im Notfall in der Lage, dem FCL als Innenverteidiger auszuhelfen?

Wehrmann: In meiner Jugend habe ich das letzte Mal als zentraler Abwehrspieler agiert. Es ist nicht meine bevorzugte Position. Aber wenn mich der Trainer auf dieser Position benötigt, werde ich alles tun, um den Job zu erfüllen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Karl Ottiger
    Karl Ottiger, 05.08.2021, 23:20 Uhr

    Ja Jordy Wehrman hat recht Luzern kannst du nicht berechnen ausser du kommst aus Rotterdam und gewinnst problemlos 0-3 gegen eine spielerische topmannschaft die normalerweise die gegner von hinten hinaus an die wand spielen die wie das frühere Barcelona eine fast 200% Passquote haben und mit der Rutine wo Luzern verpflichtet hat hat es erst 9mal eingeschlagen in 3 spielen ist eine fenomenale ausbeute für die jeweiligen Gegner aber trotzdem hopp FCL

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