Schifffahrtsgesellschaft muss improvisieren

Wegen Ausfall der «MS Diamant» gehen 150’000 Franken flöten

Die «MS Diamant» liegt wieder im Wasser und wartet auf die definitiven Reparaturarbeiten in der Werfthalle.

(Bild: bic)

Die «MS Diamant» liegt nach ihrer Havarie noch bis mindestens im Frühjahr in der Werft. Dies zwingt die SGV zu Kreativität. Veranstaltungen sowie Rund- und Themenfahrten, die eigentlich auf dem neuen Schiff hätten stattfinden sollen, müssen umgebucht werden. Auch wenn der dadurch entstandene Schaden hoch ausfällt, hat man Glück im Unglück.

Es war in der Zentralschweiz einer der grossen Aufreger am Ende des vergangenen Jahres. Am 7. Dezember touchierte die «MS Diamant», das jüngste Schiff der SGV-Flotte, beim Bürgenstock einen Fels. Die entstandenen Lecks führten zu einem massiven Wassereintritt (zentralplus berichtete).

Nur durch das rasche Eingreifen zahlreicher aufgebotener Rettungskräfte konnte ein Sinken des Bijous verhindert werden. Laut Schätzungen der SGV sind durch die Havarie Schäden im siebenstelligen Bereich entstanden. Die genauen Kosten können noch immer nicht beziffert werden.

Unfall führte zu Umsatzeinbussen

Soweit so bekannt. Um festzustellen, wie gross der finanzielle Schaden für die SGV aber effektiv sein wird, müssen auch die finanziellen Einbussen aufgrund der temporären Stilllegung des Schiffes betrachtet werden. Denn die Havarie der Diamant hat Auswirkungen für die SGV, die nicht technischer Art sind, wie diese auf Anfrage bestätigt.

«Es sind Einnahmeausfälle bei Kurs- und Schiffsmieten zu verzeichnen», sagt Werner Lüönd, Leiter Marketing and Sales bei der SGV. Das Schiff liegt seit dem Unfall in der Werft in Luzern. Die Lecks wurden provisorisch abgedichtet.

Ab Februar geht die «Diamant» für die definitiven Reparaturarbeiten in die Werfthalle. Die Wiederinbetriebnahme ist im Frühling 2018 vorgesehen. Zum heutigen Zeitpunkt kann man bei der SGV allerdings noch keine detaillierte Aussagen machen. Die Abklärungen dazu sind noch im Gang.

Eines ist jedenfalls klar: Im Gegensatz zu den Schäden am Schiff sind die entstandenen Einnahmeausfälle nicht versichert. Sie müssten daher vollumfänglich von der SGV getragen werden, erklärt Lüönd.

Acht Anlässe betroffen

Getroffen hat der Ausfall der Diamant die SGV vor allem hinsichtlich bereits gebuchter Privatveranstaltungen. «Wir hatten drei Absagen zu verzeichnen», so Werner Lüönd. Diese Kunden seien auf eine Alternative an Land ausgewichen, da es auf den anderen Schiffen keine Alternativen zur «MS Diamant» betreffend Kapazität und Möglichkeiten gebe. Fünf Anlässe konnten auf ein anderes Schiff verlegt werden.

Dinners auf der Diamant sind sehr beliebt.

Dinners auf der Diamant sind sehr beliebt.

(Bild: Roger Grütter)

Die Umsatzeinbussen für die Schiffsmiete und die Gastronomie würden rund 150’000 Franken betragen. Darin enthalten seien auch Einnahmeausfälle aufgrund von Umbuchungen auf andere Schiffe, sagt Lüönd. Weiter habe es einen organisatorischen Mehraufwand gegeben, da bereits getätigte Zuteilungen von Veranstaltungen auf die verschiedenen Schiffe umgebucht werden mussten.

Und auch in der technischen Abteilung der SGV kam es zu Planänderungen. «Zum Teil mussten Werftaufenthalte anderer Schiffe für die im Winter anfallenden Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten verschoben werden», erklärt Werner Lüönd.

Viele Kunden kamen trotzdem

Spezialangebote wie beispielsweise das World-Food- oder das Fondue-Schiff konnten jedoch problemlos mit anderen Schiffen durchgeführt werden. «Alternative Angebote mussten wir keine kreieren», so Werner Lüönd.

Buchungsausfälle habe man bei diesen Angeboten folglich nicht verzeichnet. Einige Kunden seien aber natürlich enttäuscht gewesen, dass nicht die «Diamant» im Einsatz war, bedauert Lüönd. Sie hätten indes grosses Verständnis für die Situation gezeigt.

Werner Lüönd von der SGV

Werner Lüönd von der SGV

(Bild: zvg)

«Bei der speziellen Silvesterrundfahrt beispielsweise durften wir rund die Hälfte der gebuchten Tickets umbuchen», sagt Lüönd. Die andere Hälfte der Gäste hätte die Reservation jedoch zurückgezogen. Der Kaufbetrag wurde zurückerstattet. Trotzdem seien die Umsatzeinbussen hier eher marginal ausgefallen.

Glück im Unglück

Trotz der Havarie und der vorübergehenen Ausserbetriebnahme der «MS Diamant» hatte man aber Glück im Unglück. Denn die Folgeschäden hätten bisher allenfalls noch grösser ausfallen können, wäre der Vorfall zu einem anderen Zeitpunkt passiert.

«Es gibt natürlich auch im Winter Gäste, die extra wegen der Diamant gekommen wären. Glücklicherweise trifft der Ausfall des Schiffes aber das frequenzschwache Winterhalbjahr.» Somit falle der Ausfall nicht sonderlich ins Gewicht, so Lüönd. Zudem sei es in erster Linie schönes und warmes Wetter, welches die Leute zu dieser Jahreszeit zu einer Schifffahrt bewege.

Nicht mehr Buchungen bei der Konkurrenz

Beim Schifffahrtsunternehmen Charles Bucher hat man seit der Havarie der «MS Diamant» bislang keine Zunahme von Buchungen festgestellt, wie Claudia Hürlimann, Leiterin Administration, auf Anfrage sagt.

Sie geht davon aus, dass dies mit den vergleichsweise kleinen Schiffen von Charles Bucher zusammenhängt. Charles Bucher bietet spezielle Fahrten auf dem Vierwaldstättersee an. Unter anderem Firmenanlässe, Hochzeiten oder Ausflüge für Touristen.

«Unser grösstes Schiff, die ‹MS Taras›, hat knapp 100 Sitzplätze im Schiffsinnern», erklärt Hürlimann. Wenn man bedenke, dass beim Unfall der «MS Diamant» 163 Personen an Bord waren, könne man davon ausgehen, dass das Angebot von Charles Bucher für viele Veranstalter folglich keine adäquate Alternative darstelle. Zum Vergleich: Die «MS Diamant» der SGV bietet Platz für Bankette mit bis zu 400 Personen.

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