Sbisa, Holden, Aeschi und Co. betroffen

Was Zuger Prominente gegen Fake-Accounts tun

Luca Sbisa ist besonders leidtragend, wenn es um Fake-Accounts geht.

(Bild: Montage sib)

So manchem Fan wird schon aufgefallen sein: Wer in den sozialen Medien nach seinem Liebling sucht, landet nicht selten auf einem falschen Profil. Auch etliche Zuger Promis haben sogenannte Fake-Accounts. Die Analysen eines Social-Media-Experten sowie eines Anwalts zeigen, wie schwierig es ist, dagegen vorzugehen.

Egal, ob Instagram, Facebook oder Twitter. Die offiziellen (Fan-)Profile von berühmten Zugern sind oftmals nicht allein. Längst ist nicht nur der EV Zug davon betroffen (zentralplus berichtete).

Auf Facebook gehören EVZ-Goalie Tobias Stephan und Marco Rima zu den «Opfern» (siehe Box rechts mit externen Links). Bei Instagram bildet das Cabaretduo Divertimento (zentralplus berichtete) eines der bekanntesten Beispiele für einen inoffiziellen Account mit offiziellem Anstrich. Unter dem Namen «divertimentoduo» kommt es mit einem offiziellen Profilbild von Jonny Fischer und Manuel Burkart sowie einem Link auf die Webseite daher. Inhalte für die 295 Abonnenten hat es jedoch nicht.

Sportler scheinen besonders anfällig für falsche Accounts zu sein. Während es bei Josh Holden trotz Porträt des neuen EVZ-Co-Trainers relativ offensichtlich ist, dass jemand anders dahintersteckt und die Fake-Profile von Lino Martschini privat sind, gestaltet sich die Sache beim Oberägerer NHL-Export Luca Sbisa diffiziler.

Wenn der Fake-Account «fake» vorwirft

Es poppt ein Profil mit sechs Fotos auf – unter anderem ist Sbisas Hund drauf. Der 1,88-Meter-Hüne könnte das Profil also durchaus selbst erstellt haben. Jedoch datiert der letzte Beitrag des Social-Media-scheuen Verteidigers vom 11. Januar 2017.

«Als bekanntere Person, Verein oder Unternehmen sollte man seinen Account verifizieren lassen.»

Aldo Gnocchi, Social-Media-Experte

Der einzige Kommentar bei diesem Beitrag lässt aufhorchen. «You are a fake» steht da. Geschrieben von … «luca.sbisa». Schaut man sich dieses Profil an, zeigt sich Erstaunliches.

Beim Beschrieb steht «I am Luca Sbisa, best player on the Canucks and maybe in the world.» Offensichtlich ein Fake-Account, der jedoch alles andere als unproblematisch erscheint. In den einzigen beiden Posts schiesst der Betreiber des Profils nämlich scharf gegen sein Ex-Team, die Vancouver Canucks, sowie deren damaligen Coach.

Immer wieder Luca Sbisa

Auf Twitter zeigt sich ein ähnliches Bild. Während das Fake-Profil von Thomas Aeschi relativ harmlos daherkommt, sind es bei Sbisa wiederum gleich zwei falsche Profile. Eines davon ist durchsetzt mit beleidigenden Posts. Auch das böse N-Wort («Nigga») hat der Betreiber benutzt.

Der Betreiber dieses Sbisa-Accounts findet deutliche Worte:

Solche Fake-Profile mit beleidigendem Inhalt können für die Prominenten negative Folgen haben, die sich nur schwer abschätzen lassen, wie Social-Media-Experte Aldo Gnocchi sagt.

Für ihn ist klar: «Man sollte auf jeden Fall versuchen, diese Fake-Accounts in den Griff zu bekommen, da die Reputation durch die Verbreitung falscher Tatsachen schnell Schaden nehmen kann.» Die Promis sollten aus seiner Sicht regelmässig die digitale Identität überprüfen.

Original und Fakes können zusammengeführt werden

Doch gibt es ein Patentrezept, um sich gegen Fake-Profile zu schützen? Gnocchi rät: «Als bekanntere Person, Verein oder Unternehmen sollte man seinen Account verifizieren lassen. Steht ein Häkchen hinter dem Namen, weiss man, dass es das offizielle Profil ist.»

«Wenn man öfters Werbung geschaltet hat und dadurch finanziell attraktiv ist für das Netzwerk, reagieren sie auch schneller.»

Aldo Gnocchi

Sorgen Fake-Accounts trotzdem für Schwierigkeiten, sollte man diese melden, so Gnocchi. «Es ist sogar möglich, das Original mit den falschen Accounts zusammenzuführen.» Doch das mit dem Melden ist so eine Sache. In den meisten Fällen bekomme man von den Plattformen für lange Zeit gar keine Rückmeldung.

Diese Erfahrung hat auch schon der Baarer SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi gemacht bei seinem falschen Twitter-Profil. Ihn störe dieses falsche Profil zwar nicht sonderlich. Er sagt jedoch auch: «Ich habe in der Vergangenheit diesen Account auch schon gemeldet. Passiert ist jedoch nichts.»

«Die Plattformen werden mit extrem vielen Anfragen konfrontiert», sagt Gnocchi. Fake-Accounts seien in der Prioritätenliste weit unten angesiedelt. Gnocchi: «Bei Facebook weiss man, dass sie seit dem Cambridge-Analytica-Skandal sehr viele Personalressourcen in den Datenschutz stecken.» Daher verweilen andere Anliegen erst mal auf der Ersatzbank. Doch auch Facebook spreche die Sprache des Geldes. «Wenn man öfters Werbung geschaltet hat und dadurch finanziell attraktiv ist für das Netzwerk, reagieren sie auch schneller», erklärt Gnocchi.

Juristischer Weg ist steinig

Martin Steiger ist Rechtsanwalt, der sich auf Recht im digitalen Raum spezialisiert hat. Er ist sich des Problems der Untätigkeit der Plattformen bewusst. Er sagt: «Es können durchaus rechtliche Schritte gegen falsche Profile ergriffen werden.» Jedoch müsse man aufpassen: «Wenn beispielsweise durch das unerlaubte Verwenden eines Bildes eine Persönlichkeitsverletzung vorliegt, ist dies zwar widerrechtlich, meist jedoch nicht strafbar.»

Oft gehe es in solchen Fällen ausserdem um ehrverletzende Äusserungen und unlauteren Wettbewerb. «Dabei steht häufig nicht das Straf-, sondern das Zivilrecht im Vordergrund», so Steiger. Einfach werde einem der juristische Weg jedoch nicht gemacht.

«Die Plattformen können die Fälle oftmals aussitzen.»

Martin Steiger, Rechtsanwalt, auf Recht im digitalen Raum spezialisiert

«Natürlich kann man direkt gegen die Betreiber der falschen Profile vorgehen. Allerdings weiss man in vielen Fällen nicht, wer dahintersteckt», bedenkt der Zürcher. Und auch die internationale Rechtshilfe, um dies herauszufinden, gestalte sich äusserst aufwendig.

Plattformen machen es sich einfach

So sollte man nach Steiger eher gegen die Plattformen selbst vorgehen, da es sich diese zu einfach machen würden – indem sie sich auf den Standpunkt stellen, keine Richter zu sein. «Sie nehmen die Position des Unwissenden ein, obwohl sie an den Rechtsverletzungen mitwirken.»

«Thomas Aeschi» meldet sich pointiert zu Wort:

Dem Kläger werden jedoch auch da Steine in den Weg gelegt. Zivilrechtsklagen gingen schnell ins Geld. Steiger sagt: «Man ist sofort bei ein paar Tausend Franken.» Zudem hätten die Gerichte keinen Anreiz geschaffen für solche Klagen. «Sie urteilen ungern über solche Angelegenheiten.»

Fälle werden ausgesessen

Entsprechend ziehen sich die Verfahren in die Länge, was den Plattformen durchaus entgegenkomme. «Sie können die Fälle oftmals aussitzen», so Steiger. In anderen Ländern wie Deutschland sei die Rechtslage diesbezüglich weit weniger mühsam und man könne einfacher gegen die Plattformen vorgehen.

Für die Schweiz und damit auch für Zuger Prominente hingegen gilt wohl weiterhin, dass man sich mit den Fake-Accounts abfindet und hofft, dass sie keinen Schaden anrichten.

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