Zu Besuch bei «LU Couture»

Was junge Schneider fasziniert: «In der Mode gibt es keine Regeln»

Bei LU Couture wird noch Handwerk gelehrt.

(Bild: jav)

Eine Karriere in der Welt der Mode – davon träumen zahlreiche Jugendliche. Auch in Luzern, in der bekannten Ausbildungsstätte bei «LU Couture», lernen 25 Lehrlinge das Schneiderhandwerk. zentralplus hat drei von ihnen getroffen.

An der Alpenstrasse 4 in Luzern, im ersten Stock hinter dem kunstvoll verzierten schmiedeeisernen Tor, wird jedes Jahr eine ganze Ladung Schneider ausgebildet.

LU Couture heisst die bekannte Luzerner Ausbildungsstätte, in welcher Lernende in die Schneiderkunst eingeführt werden. Jedes Jahr erhalten rund zehn künftige Bekleidungsgestalterinnen und -gestalter einen Platz im Team um Geschäftsleiterin Rufina Hümmer. Derzeit sind es 50 Hände, die in den schönen Altbauzimmern das Zeichnen, Nähen und Sticken lernen.

Drei der jungen Auszubildenden haben wir gefragt, was ihr Handwerk für sie so einzigartig macht.

Mit Pailletten und Perlen

Feras Doubara ist wohl der mit der grössten Erfahrung unter den Lehrlingen an der Alpenstrasse. Der 25-Jährige ist seit drei Jahren in der Schweiz und steht nun im zweiten Lehrjahr.

In seiner Heimatstadt, der syrischen Hauptstadt Damaskus, hat er jedoch neben der Schule bereits Einiges an Erfahrung gesammelt. «Mein Bruder, der heute in Ägypten lebt, hatte in Damaskus ein Stick-Atelier.» Stundenlang habe er sich dort schon als Kind mit Pailletten und daraus entstehenden Mustern beschäftigen können. «Ich liebe es, eine Perle an die nächste zu sticken, von Hand etwas so Kunstvolles zu erschaffen.» Passend dazu ist es der libanesische Designer Georges Hobeika, den Doubara für seine Arbeit bewundert.

Mit 17 habe er erkannt, dass er ein wirkliches Talent fürs Sticken habe. «Und irgendwann stellte ich mir selbst die Frage: Weshalb lerne ich nicht auch die Basis – das ganze Kleidungsstück zu nähen?» Er habe sich, sobald es möglich wurde, in Luzern beworben und bei LU Couture gab man ihm eine Chance. Für das Team sei er durch sein Handwerk eine echte Bereicherung, betont seine Lehrmeisterin Rufina Hümmer.

«Ich liebe es, von Hand etwas Kunstvolles zu erschaffen.»
Feras Doubara

In der Lehrlingsschmiede geniesst der angehende Bekleidungsgestalter vor allem die Zusammenarbeit. «Wenn man gemeinsam in einer Gruppe etwas erschaffen kann, das finde ich grossartig.»

In Zukunft möchte er wenn möglich Modedesign studieren, sobald die Lehre abgeschlossen ist. «Und vielleicht irgendwann auch ein eigenes Atelier eröffnen.»

Feras Doubara lernt in Luzern Schneidern. Das Sticken beherrschte er bereits in Damaskus.

Feras Doubara lernt in Luzern Schneidern. Das Sticken beherrschte er bereits in Damaskus.

(Bild: jav)

Ohne Regeln und Grenzen

Sie habe bloss eine einzige Bewerbung abgeschickt, erzählt Julia Glanzmann. «Ich wollte das. Punkt. Und hätte es nicht geklappt, dann hätte ich das Gymnasium gemacht oder eine Weltreise», sagt die 17-Jährige aus Beromünster lachend. «Ich wusste, dass man mich nicht in ein Büro stecken kann, das Nähen liegt mir einfach.» Nach dem Lehrabschluss im kommenden Jahr will sie die Berufsmatura machen und sich dann den Sprachen widmen oder auf Reisen gehen.

Fashion Day 2017

Am Samstag, 14. Oktober, ab 18 Uhr findet im KKL der Fashion Day for Generations von LU Couture, moderiert von Kurt Aeschbacher, statt. Zu sehen ist vom LU-Couture-Team hergestellte Mode. Rund 30 Nachwuchs-Modemacher in Ausbildung zeigen dabei ihre eigenen Designs.

Teil der Show sind Mundartsänger Kunz und Tänzer der Luzerner Musical Factory.

Ob sie schlussendlich als Schneiderin arbeiten oder überhaupt im Modebusiness bleiben will, weiss sie nicht. «Aber für den Moment bin ich am richtigen Ort.»

Das Beste an der Arbeit sei das Nähen. «Anzeichnen, Zuschneiden – das ist nicht so meins. Aber wenn man dann an der Maschine sitzt und das Produkt Gestalt annimmt, das ist der schönste Teil.» Modisch mit Brüchen zu arbeiten finde sie besonders spannend, aber auch die klassischen Designs wie die von Chanel haben es Glanzmann angetan.

«Mode ist eine Form von Kunst und schlussendlich ist es Kunst, die ich machen will.»
Julia Glanzmann

Ob sie nach drei Jahren Lehre alles gesehen habe, sei sie vor Kurzem gefragt worden, erklärt sie lachend. «Das ist unmöglich. Ich habe das Gefühl, bisher nur einen kleinen Bruchteil kennengelernt zu haben», so Glanzmann und schwärmt von den verschiedenen Stoffen und Schnitten und den Möglichkeiten, die eigene Kreativität auszuschöpfen. «Es gibt keine Regeln in der Mode.» Etwas, das dem querbeet interessierten, musikalischen Freigeist zugute kommt. «Mode ist eine Form von Kunst und schlussendlich ist es Kunst, die ich machen will.»

Für Julia Glanzmann ist Mode vor allem eines: Kunst.

Für Julia Glanzmann ist Mode vor allem eines: Kunst.

(Bild: jav)

Mit Mut zur Extravaganz

Tina Glutz hat ihre nächsten Schritte bereits geplant. Nach der Lehre in Luzern will sie Fashion Design in Zürich studieren. Und es zieht sie weiter. «Mich begeistert das Leben in den Metropolen und die Mode – je extravaganter, desto besser», so die 19-Jährige. Gucci bewundere sie besonders für die mutigen und ausgefallenen Designs. Ein ziemlicher Kontrast zur Herkunft der angehenden Schneiderin im dritten Lehrjahr. Denn aufgewachsen ist sie so richtig auf dem Dorf: mit Pferden, nah am Wald und an der Aare – im kleinen Wynau im Kanton Bern.

«Doch die Anprobe am Schluss ist der Moment, der den Job so besonders macht.»
Tina Glutz

Sie geniesse die Ruhe und die Natur noch sehr als Rückzugsort und Inspirationsquelle, aber das ländliche Leben entferne sich doch immer mehr. Und doch kleidet sie sich selbst lieber zurückhaltend. Wenige ausgefallene Einzelstücke seien in ihrem Schrank zu finden. «Manchmal darf es auch etwas Schräges sein, aber grundsätzlich passen die grossen, auffälligen Designs nicht zu mir.» Sie nähe diese lieber für andere.

Es seien dabei besonders die feinen Arbeiten, wie das Nähen von Hand, die ihr liegen würden. «Doch die Anprobe am Schluss, das perfekte Anpassen der selbstdesignten und selbstgefertigten Stücke an die Körper, das ist der Moment, der den Job so besonders macht», schwärmt Glutz.

Tina Glutz mag die Designs extravagant.

Tina Glutz mag die Designs extravagant.

(Bild: jav)

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