Achim Schroeteler stellt im K25 in Luzern aus

Was ist modern? Und wie kontrolliert man eigentlich Karton?

Achim Schroeteler gibt dem Karton den finalen Anstrich. Vielleicht.

(Bild: jav)

Karton macht, was er will. Auch der Künstler muss die Kontrolle abgeben, wenn er damit arbeiten will. Doch nicht nur mit dem Material, viel mehr mit den Gedanken dahinter regt Achim Schroeteler in seiner Ausstellung zum Nachdenken an. Und bringt sich selbst dazu, mit den eigenen Konventionen zu brechen.

Es ist früher Nachmittag, im Ausstellungsraum K25 an der Kellerstrasse sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Bilder, Skizzen, Farbe und jede Menge Karton liegen, stehen und hängen herum.

Bereits am Abend wird hier ein Konzert stattfinden und am Freitagabend die Vernissage von «Sind wir das der moderne Mensch?», der neusten Ausstellung des Luzerner Künstlers Achim Schroeteler.

Gesellschaftskritik mit Humor

Schroeteler ist in der Kunst zu Hause. Skulpturen, Malerei, Zeichnungen, Installationen und Monotopien. Er arbeitet installativ mit Bildern und Skulpturen. «Ich setze mir keine Leitplanken. Das befreit einerseits, ist aber andererseits für den Betrachter auch schwerer einzuordnen», so der 57-Jährige.

Schroetelers Kunst ist gesellschaftskritisch, philosophisch, politisch, aber immer mit einer Prise Humor. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. «Dieses Betroffenheitsding ist nichts für mich. Ich bin Teil der Gesellschaft, daher kann und will ich sie nicht von einem Elfenbeinturm aus betrachten.»

«Nur meine eigenen Konventionen, die kann ich brechen.»
Achim Schroeteler, Künstler

Mit dieser Einstellung hat sich Schroeteler der Frage angenommen: «Sind wir das der moderne Mensch?», und diese zieht einen ganzen Wurm an Gedanken nach sich. Bilder und Ideen, die tägliche Bombardierung mit Bildern und Werbung. Was ist heute modern? Avantgarde, Digitales, ist es der pure Kapitalismus oder die Verweigerung dessen? Und sind wir überhaupt so modern, wie wir immer tun?

Karton und Zombie-Beautys.

Karton und Zombie-Beautys.

(Bild: jav)

Kaum Plan

Die Arbeit verlangt ihm einiges ab. Im und mit dem Raum lässt sich die Entwicklung seiner Ausstellung kaum im Voraus planen und das ist auch nicht das Ziel des Künstlers. Viel von seiner Denkarbeit passiert erst im Aufbau der Ausstellung. «Es geht um Orientierung im Raum und in der Vielheit der Dinge.»

K25

Der Ausstellungsraum K25 ist ein Non-Profit-Raum für zeitgenössische Kunst. Der Raum wird geleitet von sieben Kunstschaffenden. Die Gestaltung des Programms obliegt den sieben Mitgliedern gleichermassen, die sich in der kuratorischen Tätigkeit alternieren: Charles Moser, Stephan Wittmer, Christian Fehner, Regula Bühler+Daniella Tuzzi, Beat Bracher und Achim Schroeteler.

Die unterschiedlichen Netzwerke und Jahrgänge des Mitgliederteams ermöglichen ein vielfältiges Programm ohne mediale Präferenzen: von jungen, experimentellen Ausstellungsformaten bis hin zu etablierteren Positionen und einem breiten Veranstaltungsspektrum mit diskursiven Fragestellungen zu Kunst und Gesellschaft, Lesungen, Konzerten und Performances.

Die Bilder, Zeichnungen und Monotopien entstanden in den vergangenen drei Monaten, doch die Installation und die Zusammenstellung im Raum passiert gerade erst. «Oft fülle ich den Raum mit Objekten und Bildern und dann beginne ich damit, diese wieder zu entfernen.» Eine bildhauerische Arbeit, nennt er es. Und eine, bei der es schwierig sei, das Ende zu sehen: «Ich hab auch Angst, nicht fertig zu werden.»

Fertig wird er erst wohl kurz vor der Vernissage werden. Doch bereits vorher finden «under construction» zwei Konzerte von «Second Stop is Ebikon» in der unfertigen Ausstellung statt. Er hoffe, dass nach dem Konzert nochmals etwas passiere. «Es wäre toll, wenn sich unsere Kunst gegenseitig beeinflussen und inspirieren könnte.» Ein Experiment ist jedoch nicht nur diese Zusammenarbeit, sondern auch die Ausstellung und die Arbeit mit dem Material Karton.

«Ich denke mit der Materie und die Materie mit mir», so Schroetler. Denn der Karton ist ein Material, welches grossflächig nicht kontrollierbar ist. Es stellt sich quer und knickt ein, es lässt sich nicht falten oder es tut dies, wo es ihm passt.

Modern zu sein ist eine Frage der Zeit.

Modern zu sein ist eine Frage der Zeit.

(Bild: jav)

Text, Theater, Kunst

Zur Ausstellung inspiriert hat Schroeteler der Satz, welcher nun der Ausstellung ihren Titel gibt: «Sind wir das der moderne Mensch?» Ein Satz aus dem Stück «Einige Nachrichten an das All» von Wolfram Lotz, welches vom Theater Aeternam im vergangenen Jahr im Südpol aufgeführt wurde.

Schon damals begleitete er das Stück, welches seine Frau Ursula Hildebrand inszenierte – mit gemalten Bildern in der Shedhalle. «Es war das erste Mal, dass ich Arbeiten zu einem Text geschaffen habe», so Schroeteler. Nun ist der Text verschwunden und kondensiert auf diesen einen Satz, in welchem sich wieder eine ganze Welt auftut. In der Kunst sind bereits alle Konventionen mehrfach gebrochen worden. «Nur meine eigenen Konventionen, die kann ich brechen.»

 

Die Vernissage findet am Freitag, 24. November, um 19 Uhr statt. Die Finissage am Sonntag, 10. Dezember, um 17 Uhr. Weitere Konzerte in der Ausstellung sind am 2. und am 10. Dezember angesagt.

Gelb ist Schroetelers neue Favoritin. Sie löst nach vielen Jahren Rot ab.

Gelb ist Schroetelers neue Favoritin. Sie löst nach vielen Jahren Rot ab.

(Bild: jav)

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