Überraschung für Nutzerinnen

Was ist da los? Der Pizza-Automat in Luzern kassiert mehr ein als angegeben

Der Pizza-Automat verlangt mehr Geld von den Kunden, als auf dem Bildschirm angegeben ist. (Bild: io)

Beim Pizza-Automaten an der Industriestrasse in Luzern haben in den letzten Tagen wohl Dutzende Kundinnen zu viel bezahlt. Grund: Die Zahlungsabwicklung des angegebenen Preises erfolgt in Euro statt in Schweizer Franken. Was ist da los? Wir haben nachgefragt.

Der Pizza-Automat an der Industriestrasse ist der erste seiner Art in Luzern. Und er scheint einigermassen beliebt zu sein. Denn in den ersten drei Wochen seines Bestehens hat er bereits etwas über 300 Pizzen ausgespuckt. Natürlich kommen wohl viele vorbei, um das Novum spasseshalber einfach mal zu testen. Trotzdem: Die Pizzen sind essbar und bewegen sich in einem akzeptablen preislichen Rahmen (zentralplus berichtete).

Doch genau diese Preise haben bei ein paar bisherigen Userinnen des digitalen Pizzaiolos für Stirnrunzeln gesorgt. Denn auf dem Bildschirm des Automaten sind die Preise in Schweizer Franken angegeben. Checkt man ein paar Tage später dann aber die Abrechnung der Transaktion im E-Banking, sticht einem sofort ins Auge, dass der angezeigte Betrag in Euro statt in Franken abgerechnet wurde.

So zeigt das Beispiel eines Kunden, dass für eine Pizza Diavolo nicht wie angegeben 14.90 Franken, sondern 16.61 Franken eingezogen wurden. Dazu kommt der Bearbeitungszuschlag. Die Pizza war letztlich also fast 2 Franken teurer als gedacht. Je nach Eurokurs könnte es sogar noch mehr sein (siehe Foto).

Staunen beim Blick auf die Abrechnung.

Zahlterminal ist falsch programmiert

Wird hier also heimlich abkassiert? Die Anlage wird von der iDrink GmbH betrieben, die unter anderem im Besitz von Philipp Giesser und Simon Feigenwinter ist. Die beiden Luzerner Gastronomen sind wiederum Inhaber von Sinnvoll Gastro, die in der Region mehrere Betriebe führt. Unter anderem das Grottino 1313, nur ein paar Meter neben dem Pizza-Automaten.

Bei Sinnvoll Gastro ist man sich des Lapsus’ bewusst, wie Simon Feigenwinter auf Anfrage sagt. Er hat auch umgehend reagiert und sich bereits drei Tage nach der Installation des Pizza-Automaten beim Zahlungsabwickler Six gemeldet, wie dem entsprechenden Mailverkehr zu entnehmen ist, welcher zentralplus vorliegt. Installiert wurde der Automat am 2. Mai. Das erste Mail von Feigenwinter an das weltweit tätige Finanzunternehmen stammt vom 5. Mai.

«Ich habe am Tag der Installation selber eine Pizza gekauft und zwei Tage später gemerkt, dass falsch abgerechnet wurde», erinnert sich Feigenwinter. Dass er überhaupt nachgeschaut hat, ist darauf zurückzuführen, dass die Betreiber den Fehler bereits vor der Installation bemerkt und sich bei Six gemeldet hatten. Auch das offenbart der Mailverkehr.

Dieser Kunde war mit drei Kollegen vor Ort. Die vier Pizzen wurde fast 6.50 Franken teurer.

Anpassung stellt sich als mühsam heraus

Laut Feigenwinters Informationen wird das Bezahlterminal des deutschen Unternehmens Six jeweils direkt im Herstellerland des Automaten fixfertig eingebaut. Darum ist es vermutlich auf Euro eingestellt. Auf dem Terminal selber sei dies zu sehen, aber leider nicht auf dem Bildschirm des Automaten, so Feigenwinter.

«Der weltweite Zahlungsverkehr ist so gigantisch, dass Anpassungen wohl nicht ganz einfach sind.»

Simon Feigenwinter

«Ich muss ehrlich sagen, dass sich die Anpassung bisher als mühsam erwiesen hat. Der weltweite Zahlungsverkehr ist so gigantisch, dass Anpassungen wohl nicht ganz einfach sind. Beim Hersteller hiess es zu Beginn ausserdem, dass die Person, die dafür zuständig ist, gekündigt habe.»

Diese Kundin war am 19. Mai am Automat. Für zwei Pizzen hat sie auch dann noch fast 3.50 Franken mehr bezahlt, als angegeben.

Rückerstattung für Kunden ist möglich

Aber hat es mittlerweile geklappt? Einem weiteren Mail von Six an Feigenwinter vom vergangenen Dienstag ist zu entnehmen, dass die Firma das nötige Update nun endlich durchgeführt hat. Nur: Auch noch diesen Mittwoch wurde die Pizza einer Kundin in Euro statt in Franken abgerechnet (siehe Foto). Die Umstellung erfolgt also tatsächlich harzig. Und somit haben wohl fast alle bisherigen Kunden zu viel bezahlt.

Wenig überraschend ist die Sache für Feigenwinter unangenehm. Vor allem, da Sinnvoll Gastro keinerlei Schuld trifft. «Wer den zu viel bezahlten Betrag zurückerstattet haben will, kann sich selbstverständlich bei uns melden. Wie wir das handhaben, können wir momentan aber noch nicht sagen. Wir arbeiten aber an einer Lösung», so Feigenwinter. Ausserdem sei man daran, die Pizzen noch zu verbessern.

Man kann also nur hoffen, dass das Problem schnell gelöst wird. Denn falls der FCL am Montag den «Chöbel» nach Luzern holt, wird sicherlich die eine oder andere zu später Stunde noch den Pizza-Automaten aufsuchen.

Mehr zum neuen «Robo-Pizzaiolo» liest du hier:

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Sandra Klein
    Sandra Klein, 24.05.2021, 18:17 Uhr

    Warum soll Sinnvoll Gastro keinerlei Schuld treffen? Sie kassieren zuviel ab und verstossen gegen die Preisbekanntgabeverordnung. Sie könnten den Automaten ja ganz einfach ausser Betrieb nehmen, bis das Problem behoben ist. Nachdem sie darüber Bescheid wissen und den Automaten dennoch weiter betreiben, nehmen sie die Kunden bewusst aus und machen sie sich ganz klar strafbar

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