Serie von Gewaltdelikten an der Baselstrasse

Was hinter den Luzerner Messerstechereien steckt

Hier kam es letzten Herbst zu einer tödlichen Messerstecherei: Vor der Loco-Bar an der Luzerner Baselstrasse wurde ein Sichtschutz installiert.

(Bild: gwa)

Im vergangenen Jahr kam es an der Luzerner Baselstrasse zu mehreren Messerstechereien. Die Täter sowie die Hintergründe der Taten glichen sich dabei. Laut Staatsanwaltschaft geht es dabei zumeist um Gewaltdelikte, die sich im Umfeld des Drogenhandels abspielen. Von einem Trend will sie aber nicht sprechen.

«Streit an der Baselstrasse eskaliert». So titelte zentralplus im Januar. Bei einem Konflikt zwischen drei Männern wurden zwei Eritreer teils schwer verletzt. «Ein Mann lag blutüberströmt am Boden», berichtete ein Augenzeuge. Der mutmassliche Täter aus Kamerun konnte wenig später von der Polizei festgenommen werden. Wieso es zum Streit kam, ist noch nicht bekannt.

Solche Fälle häuften sich zuletzt. Sechs Mal rapportierte die Luzerner Polizei ähnliche Vorfälle mit Tätern aus afrikanischen Ländern. Jedes Mal war ein Messer im Spiel. Der jüngste Fall reiht sich also in eine Serie solcher Ereignisse ein.

Auch wenn die Fälle nicht 1:1 vergleichbar sind, stellt sich doch die Frage, ob ein Trend zu mehr Gewaltdelikten dieser Art festzustellen ist. Der Luzerner Oberstaatsanwalt Daniel Burri bestätigt, dass solche Fälle seine Behörde regelmässig beschäftigen. Die Statistik unterscheide lediglich zwischen Schweizern und Ausländern. Dass viele der Täter afrikanischer Herkunft sind, bestätigt Burri.

«Bei Vermögensdelikten und ‹Delikten gegen die Freiheit› waren die Zahlen bei den Ausländern letztes Jahr aber relativ hoch», so Burri. Höher als bei den Gewaltdelikten. Wie viele der geschilderten Vorfälle 2017 also konkret aufgetreten sind und ob es einen Trend gibt, kann Burri deshalb nicht sagen.

Hotspot Drogenmarkt

Laut Burri ist es jedoch auffällig, dass sich die Delikte oft in ähnlichen Milieus ereignen. «Viele Gewaltdelikte zwischen Menschen aus Afrika spielen sich im Umfeld des Drogenhandels ab», erklärt Burri.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt hier einerseits wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz und andererseits wegen gewaltsamen Auseinandersetzungen. «Die Konflikte treten jedoch fast ausschliesslich unter den Leuten in der Szene auf», betont Burri. Dritte seien kaum je beteiligt.

«Die Täter sind oft entwurzelt, haben eine teilweise dramatische Vergangenheit und finden in der Schweiz keine Arbeit.» Dabei dürfe aber auch das sehr oft auslösende Moment des Alkohols und das spezielle, teils gewaltbereite Umfeld nicht ausser Acht gelassen werden, so Burri. Von einer generell höheren kriminellen Energie könne bei diesen Menschen keinesfalls gesprochen werden.

Finanzielle Belastung für Kanton

Dass solche Delikte auf die Kosten für die Staatsanwaltschaft drücken, lasse sich nicht wegdiskutieren, bestätigt Daniel Burri. So sei beispielsweise die Einsetzung von Dolmetschern und amtlichen Verteidigern sehr kostenintensiv. Hinzu kämen zudem oft schwierige Verfahren aufgrund der unterschiedlichen Mentalitäten dieser Personen.

«Die Delinquenten haben oft Mühe einzuschätzen, ob sie ein Geständnis ablegen können, und sind sehr verunsichert, was sie erwartet.» Über ihnen hänge in vielen Fällen zudem das Damoklesschwert einer Ausweisung. «Solche Verfahren sind deshalb sehr aufwendig zu führen», so Burri.

Kein Verständnis des Rechtsstaates

Gemäss Daniel Burri ist das fehlende Verständnis der hiesigen Rechtsprechung folglich ein Hauptgrund, weshalb solche Verfahren oft sehr langwierig sind. «Diese Menschen kennen den demokratischen Rechtsstaat oft überhaupt nicht», sagt Burri.

Deshalb hätten sie oft auch nur wenig Vertrauen in die Justiz. Das Vertrauen und das Verständnis müssten demnach erst geschaffen werden, was enorm viele zeitliche und personelle Ressourcen binde, so der Oberstaatsanwalt.

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