SP-Kantonsrat tritt bereits wieder zurück

«Was, der Martin geht?»

Martin Krummenacher tritt aus dem Kantonsrat zurück. Dass dies für Stirnrunzeln sorgt, kann er nachvollziehen. (Bild: bra)

Im März wiedergewählt, Anfang November schon genug: SP-Kantonsrat Martin Krummenacher aus Willisau hat seinen Rücktritt eingereicht. Dies sorgt für Stirnrunzeln – hintergeht er nicht seine Wähler? Und wer nimmt nun seine Position ein?

Kantonsratssitzung diesen Dienstag: Präsident Franz Wüest ergreift das Wort und liest drei Rücktrittsschreiben vor. Zwei sind erwartet worden: Die neugewählten Nationalräte Andrea Gmür (CVP) und Franz Grüter (SVP) politisieren zukünftig in Bern. Bei der dritten Rücktrittsankündigung geht ein Raunen durch den Saal. «Was, der Martin geht?» Fragende Gesichter. Und Martin Krummenacher zuckt mit den Schultern.

Es ist ihm sichtlich etwas unangenehm. Der 49-Jährige ist seit 2010 Mitglied des Kantonsrates. Sein Rücktritt kommt völlig überraschend. Umso mehr, als dass er diesen Herbst noch für den Nationalrat auf der SP-Liste kandidierte. zentral+ hat bei ihm nachgefragt.

zentral+: Herr Krummenacher, weshalb treten Sie zurück?

Martin Krummenacher: Es wird für mich immer schwieriger, die Arbeit als Kantonsrat gut zu erledigen und trotzdem Beruf, Familie sowie andere Tätigkeiten unter einen Hut zu bringen. Ich habe mich deshalb entschlossen, lieber weniger Sachen zu machen, dafür diese richtig. Statt mehrere Sachen und diese jeweils «halbbatzig».

zentral+: Was heisst das konkret? Was hat sich verändert?

Krummenacher: Im letzten Halbjahr wurde klar, dass in meinem Beruf – ich arbeite beim Bund im Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport – diverse Mehrbelastungen auf mich zukommen. Zudem wird auch meine Frau ihr Arbeitspensum erhöhen müssen. Wir haben ein noch kleines Kind und dessen Betreuung sicherstellen zu können, gestaltet sich aus obigen Gründen zunehmend schwieriger.

zentral+: Nur, erst im Frühling waren Wahlen. Wussten Sie das noch nicht? Und haben Sie kein schlechtes Gewissen Ihren Wähler gegenüber, die Sie für vier Jahre in den Kantonsrat geschickt haben?

Krummenacher: Wie gesagt, die beruflichen Veränderungen sind neu. Weshalb ich diesen Entscheid nach langen Überlegungen sehr schweren Herzens gefällt habe. Aber es wird den Ansprüchen der Wählerinnen und Wählern letztendlich besser gerecht, wenn man Platz für jemanden macht, welcher die Möglichkeiten hat, diesen Ansprüchen zu genügen.

zentral+: Sie haben sich doch einfach nochmal aufgestellt, damit die SP den Sitz im Wahlkreis halten kann. Handelt es sich nicht ganz simpel um ein wahltaktisches Manöver?

Krummenacher: Nicht nur, denn der SP-Sitz ist relativ sicher. Im Übrigen hat auch meine Nachfolgerin, Sara Agner aus Dagmersellen, ein ausgezeichnetes Resultat erzielt. Aber klar, solche parteipolitischen Gedankenspiele sind immer eine Überlegung wert.

zentral+: Weshalb haben Sie sich dann auch noch für die Nationalratswahlen aufstellen lassen?

Krummenacher: Eine solche Nomination hat ein längeres Vorspiel und wurde aufgegleist, bevor ich von meiner neuen beruflichen Situation überrumpelt wurde. So konnte ich meine Kandidatur nicht während des laufenden Wahlkampfs zurückziehen. Dass die Wahlchancen von jemandem in der Stadt oder Agglomeration Luzern erheblich höher sind, war mir von Anfang an klar. Es ging mir darum, dass die SP auch Präsenz auf dem Land zeigt. Wäre ich gewählt worden, so hätte ich die Wahl selbstverständlich angenommen und meinen Job beim Bund gekündigt.

zentral+: Werden Sie die Zeit im Kantonsrat vermissen?

Krummenacher: Ja, ich gehe wirklich schweren Herzens. Ich habe gute Kolleginnen und Kollegen gefunden und durfte eine interessante Zeit im Rat verbringen. Ich blicke dankbar auf spannende Diskussionen und Begegnungen zurück.

Nachfolgerin wird neues Kantonsrats-Küken

Wie von Krummenacher angetönt, rückt nun Sara Agner für die SP in den Kantonsrat nach. «Martin hat mich vorgängig informiert. Ich freue mich auf die Herausforderung», lässt die Dagmersellerin verlauten. Die 28-Jährige ist neu die jüngste Kantonsrätin und löst damit Fiona Schär ab, die in dieser Legislatur bereits für Felicitas Zopfi nachrücken durfte (zentral+ berichtete).

Sara Agner aus Dagmersellen ist neu die jüngste Kantonsrätin.

Sara Agner aus Dagmersellen ist neu die jüngste Kantonsrätin.

(Bild: zvg)

Agner arbeitet als Sozialarbeiterin bei der Stadt Langenthal. «Mein politisches Motto heisst: Sicherheit durch soziale Gerechtigkeit», erklärt sie. Momentan steht für sie die Finanz- und Steuerpolitik des Kantons Luzern im Zentrum. Als einzige Linke aus dem Wahlkreis Willisau sei sie es gewohnt, gegen Meinungen anzukämpfen. «Diese Rolle ist nicht immer einfach, aber ich diskutiere gerne und bin an guten Lösungen interessiert.» Es gäbe viel zu tun, so Agner. Im Januar 2016 bestreitet sie ihre erste Session.

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