Bostadel wohl bald nur noch zu Fuss erreichbar

Was der Bus nach Finstersee kosten würde

Finstersee: Die Schule konnten die Einwohner an der Urne noch erfolgreich verteidigen – ab Dezember 2018 soll es aber keinen Bus mehr in den Menzinger Ortsteil geben.

 

(Bild: wia)

Ab Dezember wird Finstersee nicht mehr per Bus erreichbar sein. Und damit auch die Strafanstalt Bostadel. Zumindest wenn es nach dem Gemeinderat von Menzingen geht. Dieser empfiehlt der Gemeindeversammlung eine Motion zur Ablehnung. Grund sind die Kosten.

Die Schule im Dorf konnte jüngst noch vor dem Rotstift gerettet werden (zentralplus berichtete). Nun ist der Bus nach Finstersee in Gefahr.

Im neuen Fahrplan 2018 werden ab Dezember die öffentlichen Verkehrsverbindungen von und nach Finstersee eingestellt. Bund und der Kanton Zug suchen aus Kostengründen auf dieser Strecke, die wenige Buspassagiere hat, keinen Konzessionär mehr. Und auch der jetzige Konzessionär, die Postauto AG, will aussteigen.

Vier Finsterseer haben Motion eingereicht

Dies stösst einigen Finsterseern sauer auf. Vier Personen haben deshalb eine Motion eingereicht. Diese fordert, dass die Gemeinde die Busanbindung nach Finstersee nachhaltig sicherstellen solle. Zusätzlich beantragen sie, dass die öffentliche Verkehrsverbindung von und nach Finstersee inklusive bis zur Strafanstalt Bostadel gewährleistet bleiben soll.

Die Schule Finstersee wird es auch weiterhin geben – ebenso wie einen Schulbus nach Menzingen.

Die Schule Finstersee wird es auch weiterhin geben – ebenso wie einen Schulbus nach Menzingen.

(Bild: wia)

«Finstersee ist ein gewachsener Ortsteil von Menzingen mit Dorfcharakter», schreiben die Motionäre in ihrem Antrag. «Finstersee hat eine eigene Infrastruktur mit Kirche, Schulhaus und Wasserversorgung, ein aktives Unternehmertum und ein sehr aktives kulturelles Leben mit Vereinen und Veranstaltungen», heisst es weiter in der Motion.

«Eine gute verkehrstechnische Vernetzung erhöht die Lebensqualität.»

Zitat der Motionäre

Die Bautätigkeit in Finstersee habe sich zudem entwickelt und die Gemeinde verfüge auch über ein grosses Potenzial als Naherholungsgebiet. «Eine gute verkehrstechnische Vernetzung – ob für ältere Menschen, für Kinder, für Jugendliche, für Lehrlinge und jedermann – erhöht die Lebensqualität, die Vielfalt und schlussendlich auch die Wirtschaftlichkeit», schreiben die Motionäre.

Motion soll nicht überwiesen werden – aus Kostengründen

Die Antwort des Menzinger Gemeinderats auf die Motion, die für die Gemeindeversammlung am 28. Mai traktandiert ist, liest sich indes nicht sonderlich verheissungsvoll. Der Gemeinderat empfiehlt, die Motion nicht zu überweisen.

Der Grund für das «Njet» der Gemeinde sind vor allem die Kosten. Während die ZVB für den Betrieb eines Schulbus jährlich 60’000 Franken verlangen, müsste man der Postauto AG für einen Linienbus Mehrkosten von 270’000 Franken bezahlen. Wobei die Schulbuslinie von Finstersee nach Menzingen auf jeden Fall weitergeführt werden muss.

«Eine nachhaltige Sicherstellung des öffentlichen Verkehrs Menzingen–Finstersee ist aus wirtschaftlicher Sicht äusserst schwierig.»

Stellungnahme des Gemeinderats

Trotz intensiver Bemühungen seitens des Gemeinderats habe man die Einstellung der kantonalen Unterstützung der stark defizitären und schwach benutzten Buslinie 661 nicht verhindern können.

«Eine nachhaltige Sicherstellung des öffentlichen Verkehrs Menzingen–Finstersee ist aus wirtschaftlicher Sicht, aufgrund der sehr geringen Nachfrage, äusserst schwierig», heisst es wörtlich in der Stellungnahme des Gemeinderats. Die Gemeinde müsste die Kosten für den Bus mit dem neuen Fahrplan ganz alleine tragen.

Privatpersonen könnten auch im Schulbus mitfahren

Wie Finsterseer künftig jedoch ohne Auto Menzingen erreichen sollen – dafür hat der Gemeinderat noch keinen Plan. Ein Rufbus (also ein Bus auf Abruf) oder ein Bürgerbus kommen offensichtlich nicht infrage, dieser sei fast ebenso teuer. Die einzige Möglichkeit einer öffentlichen Verkehrsverbindung bestünde darin, so die Gemeinde, dass auch Privatpersonen im Schulbus mitfahren dürften. «Der Gemeinderat sucht weiterhin nach Alternativen.»

Seitens der Motionäre zeigt man sich nicht allzu «amused» über die Stellungnahme des Gemeinderats.

«Ich bin sehr enttäuscht», nimmt Kristin Eales Stellung gegenüber zentralplus. Es sei klar, dass man den öffentlichen Busverkehr von Finstersee nach Menzingen in der jetzigen Form nicht weiterführen könne – weil er so nicht rentabel sei.

«Uns Motionären geht es vor allem darum, dass man den öffentlichen Nahverkehr nicht einfach streichen kann, sondern dass man zielorientiert etwas Gesamtheitliches an Mobilität für die Gemeinde entwickelt – wenn man fortschrittlich sein und in die Zukunft blicken will», sagt Eales.

«Warum lässt man den Bus der Linie 2 nach Menzingen nicht einfach drei Kilometer weiterfahren bis Finstersee?»

Kristin Eales, Motionärin

Es gebe durchaus Möglichkeiten, den öffentlichen Verkehr nach Finstersee aufrechtzuerhalten: «Entweder durch automatische Busse, Mitfahrdienste und Kombinationen mit privaten Anbietern», schlägt Eales vor. Oder – warum lässt man den Bus der Linie 2 nach Menzingen nicht einfach drei Kilometer weiterfahren bis Finstersee und vernetzt uns so mit dem Rest des Kantons Zug?»

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