Ruedi Stäger, Marc Lüthi und die Werco Trade AG

Warum sich Zuger Rohstoffhändler von Sportmanagern beraten lassen

2015 jubelte Ruedi Stäger noch nach einem Sieg des FC Luzern, jetzt fällt er Strategieentscheide im Rohstoffhandel.

(Bild: Martin Meienberger)

Marco Wermelinger und Michael Müller waren einst erfolgreiche Kunstturner. Heute führen die beiden eine Rohstoffhandelsunternehmung und haben sich mit Sportgrössen umgeben. Ruedi Stäger, der frühere Präsident des FC Luzern, sitzt ebenso in ihrem Verwaltungsrat wie Marc Lüthi, der Geschäftsführer des SC Bern. Das ist noch lange nicht alles, was die Zuger Handelsfirma Werco Trade mit Sport verbindet.

«Nein, wir kennen uns nicht aus der Jugend», sagt Marco Wermelinger, CEO von Werco Trade, zu seinen bekannten Verwaltungsräten Ruedi Stäger und Marc Lüthi. Obwohl sie neben ihrer Beziehung zum Sport eins gemeinsam haben: die Herkunft aus Luzern. Selbst der Berner «Eishockeykönig» Marc Lüthi hat einen Teil seiner Jugend in der Region Luzern verbracht.

Vielmehr habe man für die strategische Führung der wachsenden Firma Leute gesucht, «die nichts mit dem Handelsgeschäft zu tun haben, aber mit uns dieselben Werte teilen», sagt Wermelinger. Ruedi Stäger habe er selbst vor sechs, sieben Jahre kennengelernt – ungefähr zu der Zeit, als er das Mandat beim FC Luzern annahm. «Mich hat interessiert, wie andere Firmen funktionieren, wie es in anderen Branchen aussieht», sagt Wermelinger. Er habe sich oft mit Stäger ausgetauscht. Daraus sei auch eine Freundschaft gewachsen.

2,5 Milliarden Umsatz

Marc Lüthi, starker Mann im Schweizer Eishockey.

Marc Lüthi, starker Mann im Schweizer Eishockey.

(Bild: Facebook SC Bern / Fabio Zahnd)

Marc Lüthi hingegen ist ein Bekannter von Michael Müller, Chief Operating Officer bei Werco Trade und seit neun Jahren Partner. «Ich habe Marc 2010 beim Sport in Österreich kennengelernt und mich danach mit ihm oft über die geschäftlichen Aspekte des Sports unterhalten», sagt Müller. Seither sei er eine Art externer Mentor. «Normalerweise nimmt Lüthi keine VR-Mandate in der Wirtschaft an, aber für uns macht er eine Ausnahme.»

Werco Trade handelt Rohstoffe, vorab Metalle, beschäftigt 20 Mitarbeiter in der Zentralschweiz und 10 in einer Niederlassung in Shanghai. Nach eigenen Angaben setzt die inhabergeführte Unternehmung 2,5 Milliarden Dollar pro Jahr um und erwirtschaftet einen Betriebsgewinn von 20 Millionen Franken jährlich.

Zwei Kunstturner

Am Ruder sind bei Werco Trade zwei ehemalige Leistungssportler – was erklärt, warum ihnen die sportaffinen Stäger und Lüthi als Gesinnungsfreunde gelten. Beide waren Kunstturner, Wermelinger unter anderem beim ruhmreichen Bürgerturnverein (BTV) Luzern. Der BTV hat mit Donghua Li einen Olympiasieger in seinen Reihen und mit Ariella Käslin die bekannteste Schweizer Turnerin der Jetztzeit.

Doch in der Sammlung der BTV-Meisterturner stösst man auch auf Marco Wermelinger, der in den 1990er-Jahren Meister am Ring war und im Nationalkader stand.

Michael Müller, einst beim STV Altbüron, ist eine Athletengeneration jünger und hat den Spitzensport mit 16 Jahren an den Nagel gehängt, wie er sagt. Aber im Sport hat er nicht nur Marco Wermelinger kennengelernt, sondern auch Eigenschaften, die ihm später im Beruf zupasskamen: «Der Drill formt den Charakter», meint er und Wermelinger ergänzt: «Aus dem Sport mitgenommen haben wir Disziplin, das Verfolgen eines Ziels und die Fähigkeit, mit Niederlagen umgehen zu können.»

Im Bann des Reisens

Zum Handel gekommen sei er durch einen Onkel, der bei Trafigura arbeitete, erzählt Wermelinger. Dies ist ein grosses niederländisches Handelsunternehmen, das in Genf eine Niederlassung besitzt und früher von Luzern aus mit Metallen handelte.

Werco Trade: die Kupferspezialisten

Die inhabergeführte Werco Trade AG ist im Rohstoffhandel tätig und handelt mit raffinierten Konzentraten von Erzen über Konzentrate bis hin zu raffiniertem Kupfer – ihrem wichtigsten Produkt. Werco Trade beschäftigt 50 Mitarbeiter – 20 davon in der Schweiz – und ist auf allen Kontinenten präsent. Wichtigster Markt ist China. Das Unternehmen gehört zu den 100 umsatzstärksten Firmen der Schweiz.

Sein Onkel habe immer relativ offen über das Geschäft gesprochen und ihn habe dies fasziniert. «Ausserdem bin ich als Turner oft gereist», so Wermelinger. «Das gefiel mir.»

Das viele Reisen, die Bewegung in internationalem Umfeld, die Vielseitigkeit des Alltags habe er im Handel wiedergefunden, sagt Wermelinger. Nach seiner Turnerkarriere arbeitete er für Marc Rich, machte sich 2008 selbstständig und nahm dabei auch Michael Müller mit, der sein Handwerk in jungen Jahren bei Wermelinger gelernt hatte.

Marco Werrmelinger (links) und Michael Müller.

Marco Werrmelinger (links) und Michael Müller.

(Bild: mam)

Vergebliche Suche in Luzern

Lange Zeit operierte Werco Trade vom Luzerner Maihofquartier aus. «Aber dann brauchten wir neue Büroräume und haben in Luzern einfach nichts Passendes gefunden», sagt Wermelinger. Im Kanton Zug jedoch seien ihnen auf Anhieb mehrere geeignete Standorte angeboten worden. «Die Wirtschaftsförderung hier macht einen super Job», lobt Müller.

Seither residieren sie in den «Four Towers» in Steinhausen – mit Blick auf See, Alpenwelt und Autobahn – und in Nachbarschaft zur weltgrössten Brauereiunternehmung AB Inbev, die hier ihren Einkauf angesiedelt hat. Oder zu Coca Cola HBC, der Abfüllgesellschaft des Brausegiganten.

Nidwaldner Skirennfahrer unterstützt

«Uns passt’s hier», findet Wermelinger. Mit der Zentralschweiz fühle man sich aber weiter verbunden. «Wir wollen hier bleiben», sagt er. Als Bekenntnis zur Region will man auch das Sportsponsoring verstanden wissen, das man bei Werco Trade jüngst eingegangen ist, als man den Nidwaldner Skirennfahrer Semyel Bissig für vier Jahre unter Vertrag nahm. 

Bissig ist 20-jährig, Europacupfahrer und setzt alles auf eine Karte, um in den kommenden Jahren den Sprung in den Weltcup zu schaffen. «Uns hat imponiert, mit welchem Engagement er zur Sache geht», sagt Wermelinger. Europacupfahrer müssen sich mit guten Resultaten für einen Einsatz im Weltcup empfehlen. Gelingt dies, kommt die Belohnung eines Weltcupeinsatzes als Zusatzbelastung zum normalen Trainings- und Wettkampfaufwand dazu. «Wir können nachfühlen, wie viel es braucht, um als Spitzensportler Erfolg zu haben», sagt Michael Müller. 

«Im Handel ist manches komplexer, als es aussieht»

Daneben ist das Sponsoring eine neue Art von Öffentlichkeitsarbeit. «Wir möchten uns auch ein wenig mehr öffnen», sagt Wermelinger. «Denn im Handel ist manches komplexer, als es aussieht.» Generell stünde der Rohwarenhandel im Blickfeld der Öffentlichkeit, «weil Menschen, die mit dem Abbau beschäftigt sind, manchmal nicht bekommen, was sie eigentlich verdienen.» Werco Trade indes sei eine reine Handelsfirma, so Wermelinger und ein Geschäft, wie dies seit Hunderten von Jahren schon geschehe.

Was Stäger und Lüthi bewirken

Auch die Veröffentlichung von betrieblichen Kennzahlen ist Teil von mehr Transparenz. «Das ist sonst in der Branche absolut unüblich», sagt Michael Müller. Das Engagement des Fussballfachmanns Ruedi Stäger und der Eishockeygrösse Marc Lüthi für den Verwaltungsrat von Werco Trade hat also Wirkung gezeigt. Denn beide sind medienerfahren und wissen, was für das Ansehen einer Unternehmung in der Öffentlichkeit wichtig ist.

 

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