Schräge Idee kommt beim Publikum an

Warum nur wollen die Zuger einen Hochsitz?

Von links nach rechts: Remo Hegglin, Rico Furter und Horst, das Dreissig-Zentimeter-Modell.

(Bild: lih)

Zwei Zuger Künstler stellen in Zug einen Hochsitz auf. Eine simple Idee, bei der man schnell ins Philosophieren kommt. Offenbar auch bei vielen Zugern, die das Projekt bei einem Publikumsvoting wählten. Aber braucht Zug wirklich so einen «Horst»?

Zwei Zuger Künstler fordern in ihrem Projekt, das sie bei der Zuger Kantonalbank eingegeben haben: «Zug braucht einen Horst.» Nur, was ist eigentlich genau dieser Horst?

Es gibt verschiedene Horste. Ein Adler-Horst beispielsweise, der klebt meist an einer steilen Felswand, die Höhe lässt den Adler Feinde früh erkennen, wenn diese überhaupt in die Nähe kommen.

Ein Hochstand in der Öffentlichkeit

Oder einen Jäger-Horst: Ein Hochstand, von dem aus Jäger nach Wild spähen. Ganz zu schweigen von den menschlichen Horst.

Und der Zuger Horst? «Der Horst ist ein Hochstand im öffentlichen Raum», fasst es einer der Projekt-Initianten zusammen. Klingt sehr einfach.

«Es geht auch darum, die Perspektive zu wechseln.»
Remo Hegglin

«Aber es geht nicht nur um den Überblick, sondern auch darum, die Perspektive zu wechseln», sagt der Zuger Künstler Remo Hegglin. Er hat zusammen mit dem Architekturstudenten Rico Furter das Projekt «Horst» lanciert.

Erste Hürde geschafft

Nun hoffen sie auf eine Finanzierung durch die Zuger Kantonalbank, welche im Rahmen eines Wettbewerbs genau solche Projekte fördert. Die erste Hürde ist bereits geschafft: Der «Horst» für Zug ist beim öffentlichen Voting unter den ersten zwanzig Publikumslieblingen gelandet.

Das Projekt scheint eine gewisse Faszination auf die Leute auszuüben. Dabei ist es auf den ersten Blick sehr simpel aufgebaut: Ein Gestell trägt eine Plattform, dort hinauf führt eine Leiter.

Hinter der einfachen Konstruktion stecke aber eine Menge Arbeit. Er habe das Projekt zwar schon länger im Hinterkopf gehabt, erzählt Remo Hegglin. «Aber von den ersten Skizzen bis zum fertig geplanten Konzept hat der ‹Horst› nochmals einen ziemlichen Wandel durchmachen müssen.»

Braucht der Horst Bänke?

Zu einem grossen Teil verantwortlich für diesen Wandel war Rico Furter. Er habe früh die wichtigen technischen und gestalterischen Fragen gestellt: «Wie sitzt man dort, wie kommt man rauf, welches Material können wir verwenden…», zählt Rico Furter auf. Details, die Horst schliesslich ausmachen.

«Am spannendsten ist Horst an Orten, wo man sich nicht umblickt.»
Rico Furter

Ein Grundgedanke des Hochsitzes sei seine Mobilität, sagt Rico Furter. Der Horst kann durchaus den Ort wechseln: «Am spannendsten ist Horst eigentlich an Orten, wo man sich normalerweise nicht umblickt.» Auf einer Verkehrsinsel beispielsweise. «Ja, oder in einer Seitenstrasse», ergänzt Remo Hegglin nickend.

4,32 Sekunden länger Sonnenuntergang

Dabei würde der Horst auch einen Effekt auf seine Umwelt ausüben, spekuliert Rico Furter. «Horst ist ein Objekt, das den Charakter seiner Umgebung verändert.» Wenn Sie beispielsweise über eine langweilige Verkehrsinsel gehen, wird Ihre Wahrnehmung dieses Ortes eine andere sein, als wenn Sie das Verkehrstreiben von Horst aus beobachten. Ganz klar, welches die attraktivere Variante ist.

Aber je nach dem, wo der Horst platziert wird, hat er auch einen ganz praktischen Nutzen. Beispielsweise mit Blick auf den See. «Vom Horst aus hat man einen 4,32 Sekunden längeren Sonnenuntergang», haben Remo Hegglin und Rico Furter ausgerechnet.

Das Sonnenuntergang-Argument klingt, als ob somit wohl auch der letzte Zweifler überzeugt ist, einen Horst zu brauchen.

Falsch: Ausgerechnet die Schöpfer widersprechen: «Niemand braucht wirklich einen Horst», meint Remo Hegglin. «Aber ich bin der Meinung, Zug hat einen Horst weitaus nötiger als noch mehr Luxuskarren, die beim Sonnenuntergang lange Schatten werfen.»

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