Alte Luzerner Einkaufszentren im Vorteil

Warum kann man beim Shoppen nicht gratis parkieren?

Gebaut nach dem Jahr 2000 – deshalb müssen Autofahrer im Pilatusmarkt fürs Parkieren bezahlen.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Gratis parkieren und einkaufen – das ist im Kanton Luzern in einigen Shopping-Centern noch immer möglich. Der Kanton möchte dies zwar ändern, traue sich aber nicht richtig, kritisieren Experten.

Shopping-Center sind die perfekten Einkaufsmeilen für Faule. Keine weiten Wege zwischen den Läden, keine wetterfeste Kleidung ist vonnöten, und man kann praktisch direkt vor den Laden fahren.

Gratis-Parkplätze als Werbebotschaft

Zudem ist bei einigen Einkaufszentren im Kanton auch noch gleich das Parkieren gratis. Im Emmen-Center zahlt der Kunde zum Beispiel keinen Rappen dafür, sein Auto im Parkhaus unterzustellen. Auch im Littauer Ruopigen Zentrum parkt man seit 30 Jahren kostenlos, damit wird auf der Webseite auch stolz geworben. Im Krienser Pilatusmarkt, dem Surseepark, dem Seetal-Center in Hochdorf, Walige Shopping in Rothenburg und der neuen Mall of Switzerland in Ebikon hingegen muss der Autofahrer Münz bereithalten.

Dass Gratisparkplätze für ein Shopping-Center ein Marktvorteil sind, das ist klar. Doch weshalb für die Einkaufscenter im Kanton unterschiedliche Regeln gelten, das wissen viele Einkaufswütige nicht.

 

Auf der Webseite des Einkaufszentrums zeigt man stolz, was man zu bieten hat.

Auf der Webseite des Einkaufszentrums zeigt man stolz, was man zu bieten hat.

Vorbei ist das autofreundliche Jahrhundert

Der Grund für die Unterschiede ist einfach: Früher förderte man Parkplätze, heute begrenzt man sie. Da die Einkaufszentren zu verschiedenen Zeiten entstanden sind, galten auch unterschiedliche Regelungen bezüglich Parkplatz-Bewirtschaftung. Und solange keine massiven Umbauten vorgenommen werden, können die Zentren weiterhin so wirtschaften, wie es zu ihrer Bauzeit üblich war.

1975 wurde beispielsweise das Shopping-Center Emmen eröffnet. Damals war eine Parkplatz-Bewirtschaftung noch kein Thema, erklärt man uns beim Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement des Kantons Luzern. Bis in die 80er-Jahre waren die gesetzlichen Regelungen so, dass Einkaufszentren sogar über eine gewisse Anzahl Parkplätze verfügen mussten. Es war also Pflicht für alle neuen Gebäude, welche auch Verkehr verursachten, gleichzeitig Abstell- und Verkehrsflächen für Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen.

Was sagt das Gesetz?

Gemäss den Paragraphen 19 und 96 des Strassengesetzes erlassen die Gemeinden Regelungen über die Abstell- und Verkehrsflächen auf privatem Grund. Zudem gibt der Paragraph 47 der Planungs- und Bauverordnung vor, dass die Zahl der Abstellplätze für Motorfahrzeuge gemäss vorgesehenen Nettoflächen und bestehenden Umweltbelastungen sowie abgestimmt auf die Leistungsfähigkeit und die Sicherheit des Verkehrssystems definiert wird.

Während der 42-jährige «Senior» Emmen-Center also Gratis-Parkplätze anbieten kann, war bei den jüngeren Einkaufszentren – ab 2000 – die Parkplatz-Bewirtschaftung jeweils Bestandteil der dafür erforderlichen Bebauungspläne. Sprich: Aufgrund der begrenzten Kapazität des Verkehrssystems verlangt der Kanton seither Mobilitätskonzepte, die in der Regel auch die Parkplatz-Bewirtschaftung umfassen. So waren beispielsweise beim Pilatusmarkt im Schlund 2006 oder dem Walige Shopping 2013 Gratis-Parkplätze keine Möglichkeit mehr.

Anpassung angepeilt

Mit dem «Agglomerationsprogramm Luzern» der zweiten Generation, das 2015 unterzeichnet wurde, wird nun für die Agglomerationsgemeinden eine Harmonisierung der Parkplatz-Reglemente angestrebt. «Neben der auf den Standort abgestimmten Reduktion der Parkplätze soll insbesondere eine flächendeckende Parkplatz-Bewirtschaftung realisiert werden», heisst es beim Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement.

Ein erster Schritt ist dabei eine neue Regelung im Gesetz über den öffentlichen Verkehr. Diese gibt vor, dass sich namentlich Einkaufs- und Fachmarktzentren an den Kosten für die ÖV-Erschliessung dieser Zentren beteiligen. «Die Umsetzung liegt aber im Zuständigkeitsbereich der Gemeinden.» Und: «Wir wollen mittelfristig für alle Marktteilnehmer die gleichen Rahmenbedingungen schaffen», so der Kanton.

«Solidarität unter den Zentren wäre gefragt.»
Elias Vogler, Geschäftsleiter VCS Sektion Luzern

Eine Aussage, die von Seiten des VCS Sektion Luzern kritisiert wird. «Der Kanton müsste klare Vorgaben schaffen, damit es endlich vorwärtsgeht», sagt Geschäftsleiter Elias Vogler. Und das sei definitiv an der Zeit. «Dass der Kanton sich rausnimmt und dringende Geschäfte einfach den Gemeinden delegiert, das kennen wir leider zu gut.»

Kein Handlungsbedarf?

Elias Vogler, Geschäftsleiter VCS Luzern

Elias Vogler, Geschäftsleiter VCS Luzern

Es sei auch bekannt, dass gewisse Vorgaben nicht eingehalten würden und der Regierungsrat trotzdem nicht eingreife, so Vogler. Beim Pilatusmarkt beispielsweise sollten mit dem «Fahrtenmodell» Zufahrten statt Parkplätze reduziert werden. «Doch als dieses Jahr bekannt wurde, dass die vorgegebene Anzahl Zufahrten überschritten wird, sah der Regierungsrat trotzdem keinen Handlungsbedarf.»

Neben dem Kanton sieht Vogler auch die Shopping-Center in der Verantwortung. «Die gleichen strikten Rahmenbedingungen für die Zentren wären gefragt. Doch scheinbar trauen sich die Verantwortlichen nicht, beim Kanton Druck zu machen.»

Doch weshalb sollen Parkplätze in Shopping-Centern überhaupt etwas kosten? Mit Mobilitätskonzepten, zu denen auch Parkplatz-Bewirtschaftungen gehören, sollen ÖV-Massnahmen gefördert und der Individualverkehr reduziert werden, argumentiert man auf Seiten des Kantons. «Ziel ist es, den knappen Platz auf den Strassen möglichst effizient zu nutzen.»

Wo gilt was?

Im Emmen-Center parkiert man auf 2’100 Parkplätzen kostenlos.

Das Ruopigen Einkaufszentrum in Littau bietet 300 Gratis-Parkplätze.

Das Shopping-Center Schönbühl in Luzern bietet seinen Besuchern insgesamt 330 Parkplätze. Diese Parkplätze sind für maximal 3 Stunden gratis.

Im Surseepark stehen 870 Parkplätze für die ersten 90 Minuten gratis zur Verfügung. Die nächste Stunde kostet 1 Franken, die nächste 2 Franken. Ab viereinhalb Stunden kostet jede zusätzliche Stunde 3 Franken.

Das Parkieren im Seetal-Center in Hochdorf ist während der ersten Stunde gratis. Zwei Stunden kosten 1 Franken, drei Stunden 3 Franken, bei vier Stunden sind es 5 Franken und jede weitere Stunde kostet 3 Franken.

Der Krienser Pilatusmarkt bietet 1’320 gedeckte Parkplätze. Die erste Stunde kostet 1 Franken. Die nächsten Stunden kosten jeweils 50 Rappen. Ab vier Stunden zahlt man 5.50 Franken, ab fünf Stunden 11.50. Ab sechs Stunden wird’s teuer: 6 Franken kostet jede weitere Stunde im Parkhaus.

In der neuen Mall of Switzerland in Ebikon sind 1’600 Parkplätze vorhanden. 60 Minuten kosten hier 2 Franken, für drei Stunden muss man 4 Franken bezahlen. Ab fünf Stunden bezahlt man 2 Franken für jede weitere halbe Stunde.

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