Absenzen und eine Informatikpanne sorgen für Aufregung

Warum die «modernste Poststelle der Welt» in Zug oft zu ist

Poststelle Zug-Laubenhof: Sie war eine der erste Filialen mit Schaltern ohne Trennscheiben. (Bild: mam)

Vor wenigen Jahren gab es in Zug noch fünf Poststellen – jetzt sind es nur noch zwei. Die drastische Verkürzung der Öffnungszeiten der neuen Hauptpost im Laubenhof sorgt deshalb für Unruhe. Zumal im Internet nachzulesen ist, dass sie auch nach der Corona-Krise gelten sollen.

Er sei versucht gewesen, der Polizei eine illegale Versammlung zu melden, machte der grünliberale Zuger Gemeinderat Stefan Huber kürzlich in den sozialen Medien seinem Unmut Luft. Als er eine Besorgung auf der Laubenhof-Post in Zug machen wollte, reichte die Warteschlange bis weit auf die Strasse hinaus.

Schlangestehen muss man vor der Post in Zug zurzeit öfters. Wegen der geltenden Abstandsregeln und den drastisch verkürzten Öffnungszeiten der neuen Zuger Hauptpost. Sie war 2015 bei ihrer  Eröffnung von den Post-Verantwortlichen als die «modernste Poststelle der Welt» gepriesen worden (zentralplus berichtete).

Weniger Umsatz, Schutz der Angestellten

Kürzere Öffnungszeiten gibt’s zwar auch andernorts. Zehn Tage nach dem bundesrätlichen Lockdown teilte die Post mit, sie werde die Öffnungszeiten in 90 Filialen reduzieren. Dies weil der Umsatz um 40 Prozent zurückgegangen sei, und um die eigenen Mitarbeitenden zu schützen (zentralplus berichtete).

Auf einer einfachen Suchmaske auf der Homepage der Post können sich nun die Kunden über die aktuellen Öffnungszeiten der nächstgelegenen Filialen orientieren. 

Schliessung der Hauptpost ist unvergessen

Demnach ist die Laubenhof-Post in Zug werktags derzeit am Nachmittag geöffnet plus am Samstagmorgen. Pikant: Laut Internetinformation sollen die verkürzten Öffnungszeiten bis zum 30. Dezember gelten. Sylvester/Neujahr ist die Post demnach wieder bis um 19 Uhr abends geöffnet – und nächstes Jahr geht’s dann wieder stark reduziert weiter – offen nur von 12 bis 18 Uhr.

«Leider ist bei der Mutation im Internet ein Fehler gemacht worden. Wir entschuldigen uns dafür.»

François Furer, Mediensprecher

Die Information wird auf Facebook rege diskutiert. Denn viele Zugerinnen und Zuger erinnern sich noch gut daran, dass es vor wenigen Jahren auf Stadtgebiet fünf bediente eigenständige Poststellen gab. Jetzt sind es noch zwei. Vor allem die Schliessung der historischen Hauptpost im Jahr 2018 stösst vielen immer noch sauer auf.

Ein Fehler im System

Doch die Aufregung um den vermeintlichen Leistungsabbau bei der Laubenhof-Post beruht auf einem Irrtum. «Leider ist bei der Mutation im Internet ein Fehler gemacht worden», sagt Post-Mediensprecher François Furer gegenüber zentralplus. «Wir entschuldigen uns dafür in aller Form.»

Laubenhof-Post-Öffnngszeiten auf dem Internet.

Die fehlerhaften Informationen erscheinen, wenn man nach den Details über die Poststelle Laubenhof sucht. Offenbar lässt sich die Informatikpanne nicht kurzfristig aus der Welt schaffen. So bleibt der Post nichts anderes übrig, als in einem Anschlag bei der Laubenhof-Post darauf hinzuweisen, dass die verkürzten Öffnungszeiten vorübergehend gelten.

Laubenhof-Post reduzierte Betrieb vor einem Monat

Furer sagt, wegen der Situation rund um das Coronavirus seien in der Filiale Zug-Laubenhof 11 Mitarbeitende ausgefallen. «Sie gehören zur Risikogruppe, waren oder sind selbst krank oder mussten Kinder betreuen.» Die Filiale hat daher bereits am Tage des Lockdowns den Betrieb reduziert.

Die Lage solle sich jedoch bald wieder normalisieren. «Wenn es die Umstände zulassen, haben wir die feste Absicht, ab dem 27. April wieder zu den normalen Öffnungszeiten von 8 bis 19 Uhr für unsere Kundinnen und Kunden da zu sein», so der Post-Sprecher.

Alternative im Herti-Provisorium

Bis dahin ist die «modernste Poststelle der Welt» jene mit den kürzesten Öffnungszeiten. Die Paketautomaten der Post schliessen nie, die in Supermärkte integrierten Postfilialen an der Grabenstrasse und in Oberwil richten sich nach den Öffnungszeiten von Migros und Volg. Und auch die zweite verbliebene richtige Poststelle, jene im Provisorium des Einkaufscenters Herti ist länger offen – nämlich bereits um 9 Uhr morgens.

Ein Zuger macht auf Facebook seinem Ärger Luft.

Daher müssen alle Stadtzuger Postkunden, die für eine Bareinzahlung nicht bis zum Mittag warten wollen, zum Container-Provisorium in der Herti pilgern. Auch das sorgt für Unmut in den sozialen Medien. Denn das Provisorium, in dem zwei Supermärkte und eine Apotheke geöffnet haben, ist eng und stickig – eine mögliche Virenhölle. Die Abstandsregeln lassen sich nicht immer einhalten; der Mittelgang im Provisorium ist eng. Wo Waren gestapelt sind, ist er kaum breiter als zwei Meter.

Ärger über beengte Verhältnisse

Die Poststelle befindet sich unmittelbar beim Eingang zum Provisorium. Sie ist klein, weswegen sich nur ein einziger Kunde darin aufhalten darf. Auch hier wird daher häufig Schlange gestanden – und zwar just am Eingang, wo die Wartenden jenen in die Quere kommen, die ins Shopping-Provisorium wollen. Zeitweise versucht ein Ordner am Eingang die Menschenströme zu kanalisieren, doch die meiste Zeit sind die Herti-Besucher sich selbst überlassen.

Schlangestehen vor dem Herti-Provisorium – hier gerade in geordneter Form. (Bild: mam)

Die Frage ist also: Warum schliesst nicht die Herti-Post am Morgen und dafür bleibt die Laubenhof-Post offen, wo mehr Platz zur Einhaltung der Hygieneregeln besteht?

«Mit der gewählten Regelung können wir beide Standorte offen halten», sagt Post-Sprecher Markus Flückiger. Die provisorische Filiale im Herti sei sehr klein, und könne mit wenig Personal betrieben werden. Dies im Unterschied zum Laubenhof, wo die Aufrechterhaltung des Betriebs mehr Personalressourcen in Anspruch nehme. Im Laubenhof habe man bei der vorübergehenden Anpassung der Öffnungszeiten berücksichtigt, dass am Nachmittag mehr los ist als am Morgen, so Flückiger. Dann sind die Frequenzen höher, das Kundenbedürfnis entsprechend grösser.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von transit
    transit, 21.04.2020, 12:54 Uhr

    Die Schliessung der Hauptpost am Postplatz 2018 war schon, gelinde gesagt, eine Frechheit der Post, sie haben damals deutlich gezeigt was ihnen Kunden wert sind. Eigentlich war zu erwarten dass noch mehr gespart werden wird, Corona bietet jetzt einen idealen Grund die Öffnungszeiten zu minimieren. Klar, nur die Post leidet unter Corona, alle anderen müssen mit weniger oder gar keinem Umsatz leben und Defizite in Kauf nehmen. Arme Post die als Einzige leidet…

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