Einstiegslöhne teilweise unter Schweizer Niveau

Warum die Löhne der Zuger Lehrer seit 10 Jahren stagnieren

Die erste Lektion des Tages findet im Vorraum statt. Zuerst wird der vergangene Fasnachtsunterricht rekapituliert. Später lernen die Kinder, Gewichte richtig zu benennen.

(Bild: wia)

Seit 2009 haben die Zuger Lehrer keine Lohnerhöhung mehr erhalten. Damit verliere man gegenüber dem Rest der Bevölkerung an Kaufkraft, sagt der Zuger Lehrerverein. Teilweise liegt man trotz den hohen Zuger Preisen bereits unter dem Schweizer Durchschnitt.

Wer sich die kürzlich präsentierte Lohnentwicklung der Lehrer in den verschiedenen Kantonen anschaut, dem fällt auf: Zug gehört zu einer Handvoll Kantonen, wo die Einstiegslöhne seit 2012 exakt gleich geblieben sind. In besagtem Jahr hat die Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz begonnen, die Daten zu erheben.

Konkret heisst dies: Für Kindergartenlehrpersonen beträgt der Einstiegslohn im Kanton Zug 69’438 Franken, während der Deutschschweizer Durchschnitt bei 73’196 Franken liegt. Bei Primarlehrpersonen befindet sich Zug mit einem Einstiegslohn von 78’191 Franken über dem Deutschschweizer Schnitt (76’909 Franken). Selbiges gilt für Sekundarlehrer (Zug: 93’508 Franken; Deutschschweiz: 89’583 Franken) und Berufsmaturalehrer (Zug: 118’016 Franken; Deutschschweiz: 102’693 Franken). Bei der letzten Kategorie schwingt Zug gar obenaus.

Die Kaufkraft leidet

Also trotz Stagnation alles eitel Sonnenschein bei den Zuger Lehrern, was den Lohn anbelangt? Nicht ganz, wenn man bei Simon Saxer, Vizepräsident des Lehrervereins Kanton Zug, nachfragt. «Unter den Blinden ist der Einäugige König», sagt er.

«Die Suche ergab 14 Treffer – sieben davon waren Hobbyräume.»

Simon Saxer, Vizepräsident Lehrerverein Kanton Zug

Saxer erklärt, weshalb es problematisch sei, dass seine Branche seit 2009 keine Lohnerhöhung erfahren habe. Damals wurde der Reallohn um zwei Prozent erhöht. «In den letzten 25 Jahren sind die Löhne der Zuger Lehrer um zwei Prozent gestiegen. Gesamtschweizerisch waren es im selben Zeitraum jedoch 14 Prozent.» Und auch im Branchenvergleich seien die Unterschiede frappant.

Dies wirke sich entsprechend negativ auf die Kaufkraft im Vergleich zum Rest der Bevölkerung aus – und dies ausgerechnet im Kanton Zug, wo die Mietpreise lange nur eine Richtung kannten – nach oben (zentralplus berichtete).

Saxer veranschaulicht dies anhand eines konkreten Beispiels: «Ich habe mit einem Drittel des Einstiegslohnes einer Kindergartenlehrperson auf Homegate nach Wohnungen in Zug gesucht. Die Suche ergab ganze 14 Treffer – sieben davon waren Hobbyräume.»

Bildungsdirektion hält dagegen

Mit der fehlenden Lohnentwicklung konfrontiert, hält der Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss dagegen. «In den letzten zehn Jahren ist die Teuerung gefallen, erst jetzt geht sie langsam wieder auf das Ausgangsniveau zurück. Diese Negativteuerung wurde nie ausgeglichen.»

«Die Ausbildung ist später abgeschlossen und der Berufseinstieg verzögert sich – dies müsste berücksichtigt werden.»

Simon Saxer

Simon Saxer kennt diese Argumentation. Überzeugt davon ist er nicht. Für den Lehrerfunktionär ist dies nur die halbe Wahrheit. Die Teuerung sei tatsächlich höher als die vom Bund präsentierten Zahlen. Dies aufgrund der gestiegenen Immobilienpreise.

Die Eltern wissen heute mehr

Wenn es um die fast zehnjährige Lohnstagnation geht, stellt sich eine weitere Frage. Sind in diesem Zeitraum nicht auch die Belastung und Anforderungen an Lehrer gestiegen? Schlagworte wie Digitalisierung oder die physische und psychische Belastung hört man immer wieder. Falls ja, müsste nicht auch dieser Aspekt lohntechnisch berücksichtigt werden?

«Ja, die Belastung ist höher, vor allem auch anders», sagt Saxer. Die Eltern seien anspruchsvoller, wüssten heutzutage auch mehr. Entsprechend sei das Wissensgefälle zwischen Lehrer und Eltern gesunken. Was wiederum zu höheren Ansprüchen an die Professionalität und Individualisierung des Unterrichts führe.

Simon Saxer, Vize-Präsident des Lehrervereins des Kantons Zug (LVZ)

Simon Saxer, Vize-Präsident des Lehrervereins des Kantons Zug (LVZ)

(Bild: LVZ)

Damit ist die Kette jedoch noch nicht abgeschlossen. Denn die gesteigerten Ansprüche gelten auch für die Ausbildung. Für die Primarschule wird ein Bachelorabschluss verlangt, für die Oberstufe soll es ein Mastertitel sein. «Dadurch ist die Ausbildung später abgeschlossen und der Berufseinstieg verzögert sich entsprechend – dies müsste berücksichtigt werden», so Saxer, der als Seklehrer in Hünenberg arbeitet.

Note Vier für den Lohn

Letztmals vor vier Jahren führte der Dachverband Lehrer Schweiz eine Umfrage durch, wie es um die Lohnzufriedenheit der Schweizer Lehrer steht. Resultat: Genügend. In der Schule würde man von einer Vier sprechen.

«Es wird vor allem vereinzelt bei mir geklagt.» Weil es sich um einen schleichenden Prozess handle, der nicht von heute auf morgen auffalle. «Wir stehen jedoch in Gesprächen mit der Regierung; ich habe auch schon einen Vortrag zu dem Thema gehalten. Ich biss damit allerdings auf Granit.»

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