Gemeindepräsidentenwahl wird zur Gretchenfrage

Warum die Baarer FDP nun wohl für die CVP stimmen wird

Wer wird neuer Gemeindepräsident? Wohl kein Freisinniger.

(Bild: zvg)

Das Amt des Gemeindepräsidenten in Baar ist eigentlich traditionell eine Bastion der Freisinnigen. Nachdem aber bekannt wurde, dass Andreas Hotz bei den Wahlen nicht mehr fürs Gemeindepräsidium 2018 antreten will, herrscht bei der FDP eine Kandidatenkrise. Nun bahnt sich eine bequeme Lösung an: Man wählt einfach jemanden von der CVP als Dorfchef.

Baar ist trotz seiner 24’000 Einwohner immer noch ein Dorf. Das hat auch Vorteile. Weil man etwa beim Gang durchs Dorf hin und wieder doch noch spannende Sachen erfährt.

So wie neulich, als ein hochkarätiger CVP-Vertreter im Gespräch wissen liess, dass die FDP sich nun wohl für einen Kandidaten innerhalb der CVP entscheiden werde – wenn es darum geht, wer der künftige Baarer Gemeindepräsident wird.

Hinter den Kulissen würden bereits rege Gespräche geführt, wer von der CVP für die FDP infrage kommen würde. Sprich: wählbar wäre. «Sie dürfen aber nicht schreiben, von wem Sie das haben», sagt der betreffende CVPler und geht weiter.

Hotz geht und hinterlässt eine grosse Lücke

Diese News überrascht nicht. Seitdem FDP-Politiker Andreas Hotz im Frühjahr ankündigte, dass er nach zehn Jahren als Gemeindepräsident bei den Wahlen 2018 nicht mehr kandidiert, klafft plötzlich eine riesige Lücke in der Baarer FDP.

Weil hinter dem politischen Schwergewicht Andreas Hotz in all den Jahren eben kein Nachfolger aufgebaut worden ist. Was auch damit zu tun hat, dass Hotz’ Nichtkandidatur für viele wie aus heiterem Himmel gekommen ist. Nun ist keine Zeit mehr, einen Topkandidaten aufzubauen.

Er kann die kommenden Wahlen gelassen sehen: FDP-Gemeindepräsident Andreas Hotz, der nicht mehr kandidiert.

Er kann die kommenden Wahlen gelassen sehen: FDP-Gemeindepräsident Andreas Hotz, der nicht mehr kandidiert.

(Bild: woz)

Zwar versichert Andreas Hotz, dass es in der FDP Baar, die Ende November ihre Nominationsversammlung abhält, eine Menge «Talente» gebe. Das mag ja sein. Doch Talente sind eben in der Regel noch nicht so bekannt. Geschweige denn politische Leader. Das wissen die Freisinnigen selbst am besten.

Jost Arnold ist noch da – aber nicht als Gemeindepräsident

Klar, die FDP hat noch Jost Arnold als Trumpf in der Hand, den langjährigen FDP-Gemeinderat aus Allenwinden. Arnold, seit zehn Jahren Amtsvorsteher für Liegenschaften und Sport und Jahr für Jahr bei der Baarer Chilbi ein Sympathieträger der Jugend, weil er den Schaustellern jeweils Gratisfahrminuten abzuringen weiss, ist jetzt 65 und eigentlich reif für den politischen Ruhestand.

«Die CVP macht sich derzeit Gedanken, mit welchem Ticket sie in die Gemeinderatswahl und in die Präsidiumswahl geht.»

Baarer CVP-Insider

Arnold hat sich zwar noch nicht endgültig geoutet, ob er wieder antreten wird. Angesichts der Leader-Krise bei der FDP ist es jedoch gut vorstellbar, dass der grosse Hundeliebhaber sich nochmals für den Gemeinderat aufstellen lässt: damit die FDP wenigstens einen Kandidaten auf sicher in der Exekutive hat.

Nur – Baarer Gemeindepräsident will Jost Arnold sicher nicht mehr werden. Nach zwei Jahren könnte er ja dann zurücktreten und einem jüngeren Freisinnigen Platz machen. Seinem Sohn Michael beispielsweise, dem Baarer FDP-Parteipräsidenten. 

Der einzige Grosskaräter, den die FDP Baar sonst noch im Ärmel hätte, ist der kantonale FDP-Präsident und Kantonsrat Andreas Hostettler. Doch der hat auch schon signalisiert, dass er keine Ambitionen hat, Baarer Dorfchef zu werden.

Er kann leider nicht Gemeindepräsident werden, der Baarer Räbechüng.

Er kann leider nicht Gemeindepräsident werden, der Baarer Räbechüng.

(Bild: zvg)

Eigentlich ist die Kandidatenkrise schon eine herbe Pille für die Baarer FDP, die ja schon vor Andreas Hotz das Gemeindepräsidentenamt personell bestückt hat. In Gestalt von Jürg Dübendorfer nämlich. Warum also angesichts dieser Kandidatenkrise nicht für einmal mit der CVP paktieren und danach einen eigenen Kandidaten für 2022 aufbauen? Zumal die CVP ja schon zwei veritable Kandidaten fürs Gemeindepräsidium hätte.

Der «CVP-Räbevater»

Da ist zum einen der amtierende CVP-Vorsteher des Amts für Sicherheit und Werkdienst, Pirmin Andermatt. Der hat als letzter «Räbevater» ja die indirekte Tauglichkeit zum Gemeindepräsidenten bereits unter Beweis gestellt – ist die Wahl zur Baarer Fasnachtsfigur doch quasi der Initiationsritus für den Baarer Dorfchef.

…aber der letzte Räbevater von der CVP könnte es werden: Pirmin Andermatt, Sicherheitsvorsteher.

… aber der letzte Räbevater von der CVP könnte es werden: Pirmin Andermatt, Sicherheitsvorsteher.

(Bild: zvg)

Andererseits will die amtierende CVP-Schulpräsidentin Sylvia Binzegger wieder als Gemeinderätin kandidieren – eine erfahrene Gemeindepolitikerin der Christdemokraten.

Beide CVP-Kandidaten sind gutbürgerlich. Und möglicherweise hat die CVP noch andere Kandidaten parat. «Die CVP macht sich derzeit Gedanken, mit welchem Ticket sie in die Gemeinderatswahl und in die Präsidiumswahl geht», lässt ein CVP-Insider wissen. Entscheide seien noch keine gefallen. «Man geht aber davon aus, dass wir noch dieses Jahr einen Vorschlag präsentieren werden.»  

«Die FDP Baar hat in ihren eigenen Reihen fähige Personen.»

Michael Arnold, FDP-Präsident Baar

Doch wie steht’s nun mit der Gretchenfrage seitens der FDP? Will heissen: Wie halten es die Freisinnigen tatsächlich mit der CVP?

Baars FDP-Präsident Michael Arnold lässt sich erwartungsgemäss nicht in die Karten blicken. Dafür macht er auf Zweckoptimismus. «Die Nominationsversammlung am 27. November entscheidet über die Kandidaten für die Wahlen 2018. Die FDP Baar hat in ihren eigenen Reihen fähige Personen, und wir werden darum am 27. November unsere Nominationsversammlung durchführen.»

Keine Namen parat

Arnold kann sich sogar vorstellen, einen Gemeindepräsidenten aus den Reihen der Baarer Freisinnigen aufzubieten – obwohl er, wie zu erwarten, keinen Topkandidaten namentlich aus dem Zylinder zaubern kann. 

Und dann bestätigt Arnold zwischen den Zeilen doch noch genau das, was jener hochkarätige Baarer CVPler anklingen liess. Sprich: dass die FDP sich eben bei anderen Parteien mangels eigenem «Hotshot» in Sachen bürgerlichem Gemeindepräsidentenkandidaten umschaut.

«In der Politik schaut man jedoch immer nach vorne und macht sich entsprechend schlau, wer gehandelt wird.»

Michael Arnold

O-Ton Arnold: «Es kann auch sein, dass die Nominationsversammlung diesen Entscheid an den Vorstand delegiert. Der Vorstand wird dann zuerst die Nominationen der anderen Parteien abwarten und dann wohl zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.»

Und weiter: «In der Politik schaut man jedoch immer nach vorne und macht sich entsprechend schlau, wer gehandelt wird. Dies wird wohl auch umgekehrt der Fall sein.» Also liegt die CVP, auf gut Deutsch, doch ziemlich hoch im Kurs bei der FDP. Denn die ist die stärkste Partei in Baar und hat einfach die besten Chancen, den Gemeindepräsidenten oder die Gemeindepräsidentin zu stellen.

So sieht der Baarer Gemeinderat derzeit noch aus: Paul Langenegger (CVP), Hans Steinmann (SVP) und Andreas Hotz (FDP) hören auf.

So sieht der Baarer Gemeinderat derzeit noch aus: Paul Langenegger (CVP), Hans Steinmann (SVP) und Andreas Hotz (FDP) hören auf.

(Bild: zvg)

Denn man mag sich kaum vorstellen, dass die Baarer FDP auf weniger aussichtsreiche Gemeindepräsidentenkandidaten anderer Parteien setzen wird – wie etwa auf Oliver Wandfluh als möglichen Frontman der SVP. Oder auf Berty Zeiter von den Alternativen – die Grünen Zug. Letztere hätte zwar als erfolgreiche, bekannte und wieder kandidierende Gemeinderätin durchaus das Zeug zur Baarer Gemeindepräsidentin. Das Gleiche gilt für den jung-dynamischen und populären SP-Kantonsrat Zari Dzaferi. Doch beide werden im bürgerlichen Baar nicht mehrheitsfähig sein.

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