Auch wenn der Stadtrat um den heissen Brei redet

Warum der Zuger Campingplatz wohl noch länger bestehen bleibt

Badepark Brüggli in Zug mit TCS-Camping. Oben links im Bild der Wiesenparkplatz an der Chamerstrasse. (Bild: Screenshot google maps)

2022 soll der TCS-Camping beim Brüggli definitiv schliessen. Und dann? Riskiert die Zuger Stadtregierung, dass das Gelände einfach jahrelang brachliegt und niemandem nützt? Denn im Bemühen, möglichst nichts zu tun, hat sie Vorgaben der Raumplanung übersehen.

Nächste Episode im Schwarzer-Peter-Spiel zwischen Kanton, Stadt und Korporation Zug um die Neugestaltung des Brüggli-Areals in Zug und die Aufhebung des letzten Campingplatzes am Ufer des Zugersees. Die ist bekanntlich per 2022 geplant (zentralplus berichtete).

Der Stadtrat hat eine Interpellation der beiden grünliberalen Gemeinderäte David Meyer und Stefan Huber beantwortet, die wissen wollten, was der Campingplatz für die fünf Stadtväter und -mütter bedeutet. Und ob sie sich für die Weiterführung eines ähnlichen Angebots einsetzen wollen.

Keine klare Haltung

Die Antwort ist von Widersprüchen geprägt: Zwar steht der Stadtrat «dem Campingplatz grundsätzlich positiv gegenüber», wie er schreibt. Doch «in der heutigen Form» unterstütze er einen Campingplatz nicht, relativiert er später.

Und er hält fest: Zwar runde ein Campingplatz das Übernachtungsangebot in Zug ab, was begrüssenswert sei. Doch komme dem letzten Camping am Zugersee «keine überregionale Bedeutung zu», urteilt der Stadtrat und referiert dann über Camping im Hürital – einem abgelegenen Unterägerer Bergtal, das mitnichten zur Stadt Zug gehört.

Kleiner Zeltplatz denkbar

Es sei keine Staatsaufgabe, Platz für einen Zeltplatz bereitzustellen, moniert die Rechtsregierung. Sie ist dann aber dennoch bereit, mit der Landeigentümerin, der Korporation Zug, darüber zu sprechen, ob ein kleiner Zeltplatz am Brüggli denkbar sei.

«Ich kann nicht glauben, dass der Zuger Stadtrat das Areal am Seeufer jahrelang brachliegen lassen will.»

David Meyer, Zuger Gemeinderat (GLP)

Auch solle man im Rahmen der Ortsplanungsrevision weiter über die Möglichkeit reden dürfen, in Zug in Zukunft einen Campingplatz zu betreiben.

Zone für einen Campingplatz

«Ich habe den Eindruck, dass der Stadtrat versucht, keine klare Position zu beziehen, weil er weiss, wie gross die Unterstützung für den Campingplatz in der Bevölkerung ist», sagt David Meyer, einer der Interpellanten.

Meyer weist darauf hin, dass anstelle eines Campings momentan gar nichts anderes auf dem Gelände realisiert werden könne. Denn es gehört laut Bauordnung zur «Übrigen Zone mit speziellen Vorschriften für einen Campingplatz», wo eben nur Campieren möglich ist. 

Entsteht am Brüggli ein Schandfleck?

Hier kann erst mal kein «allmendartiger naturnaher Ort» mit viel Laissez-faire und einem Restaurant realisiert werden, wie es dem Zuger Stadtrat für die Zukunft vorschwebt.

Wenn also bis 2022 der Zonenplan in der Zuger Ortsplanung nicht revidiert und an der Urne angenommen worden ist, dann bleibt die Fläche einfach leer – falls der TCS-Camping wirklich geschlossen wird.

Stadt Zug will sich Zeit lassen

«Ich kann einfach nicht glauben, dass der Stadtrat das Areal am Seeufer zwei oder mehr Jahre brachliegen lassen will», sagt David Meyer. Dass solches passieren könnte, ist nicht von der Hand zu weisen.

Mit der Ortsplanungsrevision will sich die Stadt Zug nämlich lange Zeit lassen. Sie soll erst in der nächsten Legislatur abgeschlossen werden, wie Bauvorsteherin Eliane Birchmeier (FDP) kürzlich sagte (zentralplus berichtete).

Über 5'000 Unterschriften für den Camping

Die Legislatur dauert bis 2022 und endet erst nach der vorgesehen Schliessung des Brüggli-Campings. Ausserdem ist Meyer überzeugt, dass eine revidierte Ortsplanung ohne Camping von den Bürgerinnen und Bürgern an der Urne abgelehnt werden würde. Dies nicht nur, weil die Ortsplanung auch andere umstrittene Punkte behandeln wird.

Der Grünliberale zieht seinen Optimismus aus einer Petition für den Erhalt des Campingplatzes, die 2018 mit über 5'000 Unterschriften eingereicht wurde.

Dunkle Wolken über dem Campingplatz Brüggli: 2022 soll der Platz schliessen. (Bild: wia)

Einheimische Saison-Campierer

«Der Campingplatz ist für die Stadt Zug und die Nachbargemeinden wichtig, weil viele Leute aus der Gegend auch mal spontan ans Seeufer zelten kommen», sagt Meyer.

Von den Saison-Campierern sind auch gegen 50 Prozent Zuger. Oft solche, die den Winter, wenn der Platz geschlossen ist, in wärmeren Gefilden verbringen. Genau um diese geht es beim politischen Gerangel.

Niemand weiss, was «fixe Stellplätze» bedeutet

Weil laut kantonalem Richtplan Campieren am Brüggli auch in Zukunft weiter erlaubt sein wird, «fixe Stellplätze» künftig aber verboten. Im Kantonsparlament hatten die Stadtzuger CVP-Kantonsräte Richard Rüegg und Manuela Leemann wissen wollen, was genau «fixe Stellplätze» seien. Baudirektor Florian Weber (FDP) wollte sich indes nicht festlegen. Er schob die Entscheidung darüber der Korporation Zug zu. (zentralplus berichtete).

Für David Meyer ist klar: «In Zug gibt es keine fixen Stellplätze.» Solche sehe man etwa am Lauerzersee, wo Wohnwagen das ganze Jahr über stünden und mit Holzverschalungen ausgebaut worden seien. «Aber im Brüggli werden alle Zelte und Campingmobile für mehrere Monate abgeräumt» so Meyer.

Camping ist zur Erholung da

Für ihn steht ein Campingplatz am Brüggli in Einklang mit den Absichten der Raumplanung, die das Brüggli einer Erholungszone zuweist. «Wozu sonst sollte Camping dienen, wenn nicht der Erholung?», fragt Meyer.

Eine Aufwertung des Areals sei ohne Zweifel nötig, sagt indes auch Meyer. Der TCS habe im Hinblick auf die bevorstehende Schliessung nicht mehr viel investiert, die Anlagen seien in die Jahre gekommen.

Besucherzahl verdoppelt

Der Beliebtheit des Brüggli-Campings hat dies aber keinen Abbruch getan.  Seit 2010 haben sich die Besucherzahlen des Campingplatzes mehr als verdoppelt: Von 5180 Campern auf 11'025 in der vergangenen Saison.

Auch der öffentliche Badepark Brüggli erfreut sich in den vergangenen Jahren steigender Beliebtheit – was bekanntlich zu einem Verkehrschaos und dem Einsatz von Wachleuten an der Chamerstrasse führte, die an Spitzentagen erzürnte Brüggli-Besucher im Auto wegschicken müssen (zentralplus berichtete).

Provisorischer Parkplatz an der Chamerstrasse

Mindestens hier ist eine Verbesserung der Lage absehbar: Der Stadtrat begrüsst ein Postulat von Gemeinderat Philip C. Brunner, dem Präsidenten der SVP-Stadtpartei. Der möchte, dass der provisorische Wiesenparkplatz an der Chamerstrasse in einen regulären, bewirtschafteten und begrünten Parkplatz mit Zufahrtsschranken umgewandelt wird.

Brunner hatte sich nicht nur an der «peinlichen Optik» des «Ackers» gestört, am mangelnden Wasserablauf, der fehlenden Ölabscheidung und der schlechten Pflege des Grundstücks. Sondern auch daran, dass die Stadt Zug jährlich 25'000 Franken für die Wachleute bezahlen musste – anstatt via Parkgebühren Geld einzunehmen.

Unter der Woche gesperrt

Der Wiesenparkplatz liegt zwar auf einer strategischen Landreserve der Stadt Zug, ist jedoch in der heutigen oder künftigen Form eine Zwischenlösung. Aber eine, die im Moment ziemlich seltsam daherkommt.

Die Stadt sperrt den Wiesenparkplatz nämlich werktags mit einer Kette und Vorhängeschloss ab – selbst bei schönstem Hochsommerwetter. Dies war vor 30 Jahren so festgelegt worden. Mit den Jahren ging die Einschränkung vergessen. Private Beschwerdeführer haben dafür gesorgt, dass sie wieder eingeführt wurde.

Erst 2022 sollen Parkplätze bewirtschftet werden

Diese teilzeitliche Schliessung könnte mit dem Umbau des Wiesenparkplatzes aufgehoben werden. Allerdings fällt der Stadtrat auch in dieser Frage mit Zaudern auf.

Er will den Umbau nämlich nicht einfach nach der GGR-Debatte an die Hand nehmen. Nein, erst soll geplant und verschiedene Möglichkeiten untersucht werden. Es brauche dafür eine reguläre Baubewilligung, heisst es. Das entsprechende Projekt will der Stadtrat kommendes Jahr ins Budget nehmen.

Dann soll der Wiesenparkplatz 2022 eine Schranke erhalten – sofern nicht Einsprachen den Bau verhindern, wie der Stadtrat anmerkt. Also wird es noch mindestens zwei weitere Jahre Wachleute brauchen, die am Brüggli die Parkplätze zuweisen und sich mit erbosten Besuchern herumschlagen. Und weitere zwei Jahre wird der Acker werktags mit einem Vorhängeschloss vor Brüggli-Besuchern geschützt.

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