Widerstand gegen Fahrplanänderungen

Walchwil fällt zwischen Stuhl und Bank – das gibt in der Politik zu reden

Der Halbstundentakt entlang des Ostufers des Zugersees soll gekappt werden. (Bild: Zugerland Verkehrsbetriebe)

Der nächste Fahrplanwechsel kommt zwar erst im Winter, sorgt in Zug aber bereits im Sommer für einige Unruhe. Insbesondere die Strecke Zug-Walchwil-Arth-Goldau ist in den Fokus der Politik geraten. Es wird mit harten Bandagen gekämpft.

Die Präsentation eines Fahrplanwechsels verursacht stets kleinere Aufregungen und manchmal veritable Schocks. Vertraute Verbindungen fallen weg, unbekannte neue kommen hinzu. So verhielt es sich auch dieses Jahr in Zug (zentralplus berichtete).

Eine Änderung gibt aber mehr zu reden als alles andere, was der Fahrplanwechsel im Dezember sonst noch mit sich bringt. Die Strecke zwischen Zug und Arth-Goldau ist zu einem echten Politikum geworden. Zwischen dem Kantonsrat und dem Grossen Gemeinderat Zug sind derzeit gleich drei Vorstösse hängig. Alle drehen sich um die Situation Walchwils.

Ersatzbus bleibt im Einsatz

Zur Erinnerung: Die SBB arbeiten mit Hochdruck daran, die Strecke zwischen Baar und Arth-Goldau zu sanieren (zentralplus berichtete). Sind die Bauarbeiten bis zum Fahrplanwechsel abgeschlossen, verkehrt die S-Bahn künftig im Halbstundentakt auf der Strecke. Der heutige Ersatzbus bleibt zudem weiter im Einsatz – künftig allerdings nur noch im Stundentakt.

Und genau da liegt der Hund begraben. Diverse Quartiere zwischen Oberwil und Walchwil kamen bislang in den Genuss einer halbstündlichen Direktverbindung nach Zug oder Arth-Goldau. Neu wäre die direkte Reise nur noch im Stundentakt möglich oder mit Umsteigen verbunden. Die Busverbindung nach Arth-Goldau soll sogar ganz gekappt werden (zentralplus berichtete).

Regierung sieht keinen Sinn in Busverbindung nach Arth-Goldau

Im Kantonsrat forderte Postulant Peter Rust (CVP) die Regierung bereits im vergangenen Dezember – also noch vor der offiziellen Präsentation des neuen Fahrplans – dazu auf, sich für ganztägliche Busverbindungen zwischen Walchwil und Zug einzusetzen. Dies wäre mittlerweile erfüllt, da nach diversen Konsultationen die Buslinie 5 Walchwil–Oberwil nun eben stündlich nach Zug verlängert wird. 

«Es ist schade, aber unter den Umständen zu akzeptieren.»

Kantonsrat Peter Rust (CVP) über die Streichung der Busverbindung nach Arth-Goldau

Die zweite Forderung Rusts an die Zuger Regierung ist, dass sie sich bei der Schwyzer Regierung für die Beibehaltung der Busverbindung von Walchwil nach Arth-Goldau einsetzt. Der Vorstoss ist zwar noch hängig, die Haltung des Regierungsrats ist jedoch klar: «Die Buslinie nach Arth deckt eine zu geringe Nachfrage ab und erfüllt weder die Kriterien des Bundes noch diejenigen des Kantons Zug», heisst es in den Stellungnahmen. Und weiter: «Der Regierungsrat sieht keinen Bedarf für ein kantonales Angebot. Auch der Kanton Schwyz ist nicht bereit, ein solches Angebot zu bestellen.»

Auch Peter Rust selbst ist mittlerweile dieser Ansicht, wie er auf Anfrage bestätigt: «Es ist schade, aber unter den Umständen zu akzeptieren. Für mich hat die Direktverbindung nach Zug die höhere Priorität und ich freue mich, dass sie nun erhalten bleibt.»

SVP-Forderung soll umgesetzt werden

Auf das Postulat von Peter Rust bezieht sich auch die SVP in ihrem Vorstoss im Grossen Gemeinderat der Stadt Zug. Auch sie fordert den Stadtrat auf, sich für eine ganztägige direkte Busverbindung von Walchwil Bahnhof bis Zug Bahnhof einzusetzen.

Da dies nun auch vorgesehen ist, kann man den noch nicht behandelten Vorstoss praktisch als erledigt deklarieren. Dies schlägt der Stadtrat in seiner Stellungnahme denn auch vor.

FDP will kleinere Busse

Nun hat die FDP aber noch einen weiteren Vorstoss in dieser Causa eingereicht. Sie legt den Fokus auf die Quartiere zwischen den Bahnhöfen Oberwil und Walchwil. Konkret soll sich der Stadtrat für die Bewohner der Quartiere Lotenbach, Murpfli, Steinibach, Räbmatt und der Artherstrasse einsetzen. Ihnen soll auch 2021 ein ÖV-Angebot im Halbstundentakt erhalten bleiben.

Um dies zu ermöglichen, schlägt die FDP Folgendes vor: Mit kleineren Bussen soll im Halbstundentakt zwischen den Stadtbahn-Haltestellen in Walchwil und Oberwil verkehrt werden.

Halbstundentakt war Argument gegen Haltestellen

Eine solche Lösung sei nur richtig, glauben die Freisinnigen. Insbesondere gegenüber dem Quartier Räbmatt. Dies, weil der Kanton den Bewohnerinnen den Verzicht auf den Bau einer Stadtbahn-Haltestelle damit begründet habe, dass das Quartier eine halbstündliche Busanbindung habe. Der Bau einer Haltestelle sei daher nicht angezeigt.

Eine Stellungnahme des Stadtrats liegt noch nicht vor. Alle drei Vorstösse werden somit wohl erst nach der Sommerpause der Räte aufs Tapet kommen – nur wenige Monate, bevor der Fahrplanwechsel umgesetzt ist.

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